• 25.09.2003 16:23

  • von Marco Helgert

Bridgestone und Ferrari – vereint für den Erfolg

Bridgestone rüstet Ferrari seit der Saison 1999 mit dem "schwarzen Gold" aus - über die Jahre entstand eine enge Partnerschaft

(Motorsport-Total.com) - Seit dem endgültigen Formel-1-Ausstieg der Reifenfirma Goodyear fährt Ferrari mit japanischem Gummi ? von Bridgestone. Im Laufe der Jahre entwickelte sich zwischen beiden Firmen mehr als eine technische Kooperation. Es ist eine enge Partnerschaft, "die auf dem Respekt voreinander beruht", wie Kees van de Grint, ein erfahrener Ingenieur von Bridgestone, betont. "Wir gewinnen und verlieren zusammen."

Titel-Bild zur News: Bridgestone-Reifen

Bridgestone und Ferrari - mehr als nur eine technische Kooperation

Gewinnen kann man nicht immer, Ferrari musste dies bei einigen Rennen in dieser Saison erfahren. Doch gerade aus einer Niederlage muss man lernen können. "Von jedem schlechten Tag lernen wir eine Menge, um den nächsten Tag besser zu gestalten", fuhr der Niederländer fort. "Das trifft nicht nur auf die Zeit nach dem Ungarn-Rennen zu."

"Von außen muss es so ausgesehen haben, als ob wir in Panik verfallen würden. Immerhin haben wir mit vier Autos auf zwei verschiedenen Kursen getestet, aber viele der Reifen, die vor dem Italien-Grand-Prix erprobt wurden, waren bereits vor dem Ungarn-Rennen für Testfahrten vorgesehen." Bei den Testfahrten kamen insgesamt 2.000 Reifen zum Einsatz, 800 alleine bei Ferrari. Während mit einigen immerhin eine halbe Renndistanz gefahren wurde, wurden einige bereits nach einer Installationsrunde wieder abmontiert.

Schwierige Entscheidungen bei Reifentests

Vor jedem Rennen wählt jedes Team zwei Reifentypen aus, die beim Grand Prix zum Einsatz kommen könnten. Die Entscheidung basiert dabei sowohl auf den Ergebnissen der Testfahrten, als auch auf Erfahrungswerten der entsprechenden Teams. "Wir haben vor dem Rennen eine ziemlich genaue Vorstellung von dem, was benötigt werden wird, auch wenn sich die Reifen von Rennen zu Rennen natürlich entwickeln. Dabei gibt es aber keine großen Schritte, nur kleine."

Bezüglich der Reifenwahl findet bei Ferrari zumeist eine Vorauswahl durch die Testfahrer Luca Badoer und Felipe Massa statt. "Sie sind ziemlich aufgeweckt, wollen alles wissen", so van de Grint, dem die schwierige Aufgabe obliegt, die Testfahrten mit der Produktion der Reifen abzustimmen. "Der Druck kommt von beiden Seiten. Die Fabrik möchte Entscheidungen haben, das Team möchte so viel wie möglich testen."

Bereits am Dienstag, zumeist der erste Tag der Testfahrten, möchte man in der Bridgestone-Fabrik wissen, welche Reifen man produzieren soll. Am Mittwoch kann das Testteam bereits sagen, welche Grundmischungen verlangt werden. Am Donnerstag oder Freitag ist die Reifenwahl getroffen, und die Produktion für das nächste Rennen kann anlaufen. In Tokio läuft dann alles auf Hochtouren. Teilweise stehen die Maschinen nicht still, um rechtzeitig alle Reifen "gebacken" zu haben.

Ferrari ist die Antriebskraft von Bridgestone

Transportiert werden alle Pneus gewöhnlich nach England, von da geht die Reise per LKW weiter zum aktuellen Austragungsort. Nur bei Überseerennen werden die Reifen direkt per Luftfracht verschickt. "Das ist immer eine heikle Zeit. Nur ein Flugzeug, schlechtes Wetter oder andere Probleme könnten dazu führen, dass die Reifen zu spät ankommen."

Natürlich beliefern die Japaner auch andere Teams, doch auf Ferrari konzentrieren sich alle Kräfte: "Niemand könnte so viel Reifen testen wie Ferrari", so van de Grint weiter. "Zwischen den Reifentests wollen die anderen auch eigene Erprobungen durchführen. Sie haben gar nicht die Zeit, alle Reifen zu testen. Ohne Ferrari würden wir weit weniger schnell vorankommen."

Ein weiteres Top-Team, welches sich um die Reifenentwicklung bemühen könnte, hätte jedoch nicht nur Vorteile. "Natürlich lernt man mehr, wenn man mit verschiedenen Top-Teams testen kann, aber es geht auch langsamer voran, weil dann mehr Arbeit anliegt und man die doppelten Informationen bekommt."