• 07.06.2002 19:14

  • von Reinhart Linke

Schumacher: "Seit 2000 genieße ich den Wettkampf"

Michael Schumacher über die Zusammenarbeit zwischen Ferrari und Bridgestone, die Reifen und seine Motivation

(Motorsport-Total.com) - Ferrari-Fahrer Michael Schumacher möchte am Wochenende in Montreal seinen fünften Sieg auf der 4,361 Kilometer langen Strecke feiern. Bevor es jedoch auf den 'Gilles Villeneuve Circuit' ging, sprach der vierfache Formel-1-Weltmeister auf der Bridgestone-Pressekonferenz über den Kurs auf der Insel Notre Dame. Außerdem äußerte sich der 33 Jahre alte Rheinländer zu den Reifen und erklärte, warum er nach 167 Grand Prixs und 58 Siegen immer noch motiviert ist und weitere Erfolge einfahren will.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Schumacher will am Wochenende in Montreal wieder gewinnen

Frage: "Du begannst deine Karriere auf Bridgestone-Reifen, kannst du uns mehr darüber erzählen?"
Michael Schumacher: "Natürlich, die Leute beginnen ihre Karriere im Go-Kart und es stimmt, dass ich meine Go-Kart-Karriere auf Bridgestone-Reifen begann. Es gab einen speziellen Bridgestone-Reifen. Ich war sieben oder acht Jahre alt und bekam von einigen Freunden und meiner Großmutter etwas Geld. Ich sparte es und am Ende war ich in der Lage, mir einen Satz Reifen zu kaufen, mit dem ich die gesamte Saison bestritt, anstatt jedes Rennen neue Reifen zu kaufen. Das hat völlig ausgereicht."

Frage: "Wir wissen, dass du derzeit das konkurrenzfähigste Auto in der Formel 1 hast, aber wie groß sind die Bridgestone-Reifen Teil von diesem Erfolg in diesem Jahr?"
Schumacher: "Es ist ein sehr großer Teil. Bei der Reifenentwicklung kann man die größten Verbesserungen machen und Bridgestone leistet in diesem Jahr eine unglaubliche Arbeit, weil die Konkurrenz sehr stark ist und Ferrari und Bridgestone ein gemeinschaftliches Unternehmen sind, das Arbeitsverhältnis ist also sehr eng. Bridgestone hat Leute in Italien, wir haben einige Mitarbeiter von Ferrari in Japan und diese Kombination und Kommunikation ist unglaublich gut und führt zum Erfolg, so dass ich glaube, dass die Reifen einen prozentuell großen Anteil an unserem Erfolg in diesem Jahr haben."

Frage: "Du warst im letzten Jahr Zweiter im Kanada-Grand-Prix und zuletzt Zweiter in Monte Carlo. Was möchtest du dieses Wochenende erreichen?"
Schumacher: "Die Zahl zu einer eins ändern!"

Frage: "Du scheinst 'der König von Montreal' zu sein ? du hast vier Siege, sechs Pole Positionen, vier Schnellste Rennrunden und ich habe gehört, dass du die Strecke in Montreal gar nicht so magst. Wie erklärst du dir deinen Erfolg hier?"
Schumacher: "Es klingt sehr negativ, dass ich die Strecke nicht mag und es stimmt so nicht. Ich habe möglicher Weise andere Lieblingsstrecken als Montreal, weil Montreal eine Stopp-and-Go-Strecke mit vielen Schikanen und ohne große Herausforderungen ist. Offensichtlich habe ich Erfolg hier, aber ich würde nicht sagen, dass es dafür eine echte Erklärung gibt."

Frage: "Bist du eine Persönlichkeit, die nach einigen Siegen noch größeren Appetit auf mehr Erfolge hat?"
Schumacher: "Ich mag den Wettkampf und es ist natürlich, wenn man im Wettkampf ist, dass man der Beste sein will und gewinnen will. Manchmal kann man sich über dritte oder zweite Plätze mehr freuen als über einen Sieg, so dass ein Sieg nicht immer die größte Befriedigung ist. Ich erinnere mich an Malaysia, als ich mich zurück auf Platz drei kämpfte und es sehr genoss ? vermutlich mehr als bei einigen anderen Rennen, in denen es einfach war, zu gewinnen."

Frage: "In Bezug auf die Reifen ist dies die erste Strecke seit einiger Zeit, die etwas weniger herausfordernd ist als Monaco, wo es ständig nur stopp-and-go gibt. Wie bereitest du dich auf diese Art von Strecke vor?"
Schumacher: "Zusammen mit Bridgestone haben wir ein sehr intensives Testprogramm, um den richtigen Reifen zu finden. Wir wissen aus der Vergangenheit, welche Anforderungen es auf dieser Art von Strecke gibt, so dass wir den richtigen Reifen testen und entwickeln können. Auf der aerodynamischen Seite haben wir eine Konfiguration, die zu dieser Strecke passt und der Rest bezieht sich dann auf das Setup, wobei man mit einem guten beginnt und es dann immer genauer einstellt."

Frage: "Du bist alleine da draußen. Möchtest du größere Herausforderungen und mehr Herausforderer haben?"
Schumacher: "Ich denke nicht, dass es sehr fair ist. Die Herausforderung ist immer da. Wir haben dieses Jahr Rennen gehabt, wo die Herausforderungen möglicher Weise nicht so groß waren, aber dann haben wir ein hartes Rennen in Monaco gehabt, wo die Herausforderung sehr groß war. Letztes Jahr hatten wir eine große Herausforderer und wir verloren gegen sie, das ist Rennsport. Es gibt derzeit großartige Jungs."

Frage: "Es wurde eine Menge darüber gesprochen, dass die Rillen bei den Reifen noch sichtbar sein müssen, ist dir dies bewusst, wenn du fährst und die Reifenabnutzung beobachtest?"
Schumacher: "Ja, zweifellos. Wir berücksichtigen dies und zusammen mit Bridgestone arbeiten wir sehr stark, um die Rillen zu behalten. Fahrer auf Bridgestone-Reifen beginnen die Rennen in der Regel mit neuen Riefen und wir glauben, dass dies die korrekte Art und Weise ist. Manchmal werden die Rillen sehr klein, manchmal hast du noch große Rillen, aber das ist unsere Philosophie."

Frage: "Du hast die Möglichkeit, mit Juan Manuel Fangio gleichzuziehen und ihn sogar bei der Anzahl der Weltmeistertitel zu schlagen. Ist dies für dich überhaupt eine Motivation, um mit dem Siegen fortzufahren?"
Schumacher: "Nein, nicht wirklich, weil es nicht vergleichbar ist. Die Zeiten, in denen Fangio fuhr, sind nicht mit den Tagen heute zu vergleichen und ich habe großen Respekt vor dem, was er getan hat. Ich denke, dass wir ihm nicht nahe kommen können. Es ist nicht wirklich mein Ziel. Die größte Herausforderung war für mich, 2000 die erste Weltmeisterschaft mit Ferrari zu gewinnen. Nachdem dies geschafft wurde, genieße ich das Rennfahren und den Wettkampf. Solange ich das genieße ist es der Grund, warum ich fahre. Die Zahl der WM-Titel und Siege, die dadurch zustande kommen, ist nicht wirklich wichtig. Im Motorsport hat man eine Menge Hochs und Tiefs, es ist ein sehr aufregendes Leben und das ist es, was ich erleben möchte."