• 07.06.2002 15:02

  • von Fabian Hust

Bridgestone: Aktuelle Siegquote "enttäuschend"

Bridgestones Technischer Manager Suganuma über die bisherige Saison, die Stärken und Schwächen der Reifen und die Saisonziele

(Motorsport-Total.com) - Abgesehen von den Rennen in Malaysia und Monaco hat Bridgestone in dieser Saison in Sachen Rennsiege eine weiße Weste. Besonders wenn es kühl oder nass ist, scheint man überlegen zu sein. Im Qualifying schien Michelin auf eine Runde jedoch zuletzt die etwas besseren Ergebnisse liefern zu können, das gleiche gilt für Hitzerennen. Für den Technischen Manager Hisao Suganuma also Grund genug, in einem Presseinterview nicht allzu sehr ins Schwärmen zu geraten, was natürlich auch irgendwo typisch Japanisch ist?

Titel-Bild zur News: Hisao Suganuma

Hisao Suganuma: Zu sehr Perfektionist um 100-prozentig zufrieden zu sein

Frage: "Fünf Siege aus sieben Rennen für Autos mit Bridgestone-Reifen in der bisherigen Saison 2002 ? hatten sie das zu diesem Zeitpunkt der Saison erwartet?"
Hisao Suganuma: "Nein, denn unser Ziel war es gewesen, alle Rennen zu gewinnen. Fünf von sieben Rennen ist für uns ziemlich enttäuschend, denn wir haben hart gearbeitet, um die letztjährige Leistung der Reifen zu verbessern und natürlich hoffen wir auf eine 100-prozentige Erfolgsquote. Dennoch haben wir eine Menge von Malaysia und Monaco gelernt und die Erfahrung aus diesen Rennen werden wir in die zukünftige Entwicklung stecken. Man zieht also aus jedem Rennen etwas Positives, egal ob man gewinnt oder verliert."

"Von einem guten Reifen profitiert jedes Team"

Frage: "Ferrari ist natürlich das stärkste Team von ihnen aber bei ihren anderen Teams gibt es ja auch Grund für Optimismus?"
Suganuma: "Ja, wir sind erleichtert, dass alle bis auf ein Team von uns Punkte haben und wir tun alles, um BAR-Honda ebenfalls in die Punkte zu verhelfen. Es ist fantastisch, Arrows in den Punkten zu sehen und die letzten beiden Rennen waren auch für Jordan-Honda erfolgreich. Es stimmt, dass Ferrari die meisten Tests für uns durchführt und sie liegen natürlich in der WM-Wertung weit vorne aber ich denke, dass die Ergebnisse bestätigen, dass von einem guten Reifen jeder profitiert, wie ich das schon einmal kürzlich gesagt habe. Unser Ziel ist es nun, den Schwung aufrecht zu erhalten und sicher zu stellen, dass alle unsere Teams ihr Punktekonto ausbauen können."

"Es gibt noch Raum für Verbesserungen"

Frage: "Was die Reifenentwicklung angeht, so hatten sie nach der letzten Saison gesagt, dass sie sich mehr auf die Traktion und die Hitzebeständigkeit konzentrieren wollen. Hat dies in dieser Saison einen Unterschied ausgemacht?"
Suganuma: "Ja und nein. Wir haben in Sachen Traktion gute Fortschritte gemacht. Wir haben beim Frankreich-Grand-Prix im letzten Jahr einen Schritt nach vorne bei der Hitzeverträglichkeit gemacht, aber wir müssen hier immer noch mehr arbeiten, denn die Autos werden schneller und schneller und die Reifen müssen sich konstant weiterentwickeln um bei der Hitzebildung mithalten zu können. Wir haben bisher signifikante Fortschritte gemacht, aber es gibt noch Raum für Verbesserungen."

Frage: "Und bei der Hitzeschlacht in Malaysia habt ihr nicht gewonnen, was ist dort passiert?"
Suganuma: "Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass unsere Mischung für Malaysia ein wenig zu weich für das Rennen war und aus diesem Grund sowohl in Sachen der Abnutzung als auch der Hitzebeständigkeit nicht gut genug war. Diese zwei Punkte waren der Schlüssel für einen guten Reifen in Malaysia. Wir verstehen die Gründe, warum unsere Leistung dort nicht so war, wie sie es hätte sein sollen und wir haben dieses Wissen bei der Entwicklung verwendet."

"Waren am Sonntag in Monaco besser"

Frage: "Beide Reifenhersteller waren in Monaco gut, warum denken sie, dass Bridgestone im Rennen besser war?"
Suganuma: "Es stimmt, dass ein Auto auf Bridgestone-Reifen das Rennen nicht gewonnen hat, aber es gibt verschiedene Gründe, warum wir glauben, dass wir am Sonntag besser waren. Zunächst einmal war Michael Schumacher deutlich schneller und ohne der nicht vorhandenen Überholmöglichkeiten in Monaco hätte er das Rennen mit einem großen Vorsprung gewonnen. Nach dem Boxenstopp konnte er viel Druck machen und fuhr eine schnellste Runde nach der anderen, blieb dann aber hinter Juan-Pablo Montoya hängen, wo er Zeit verlor und konnte eine nicht ausreichend große Lücke aufbauen, um vor David Coulthard nach dessen Stopp zu sein.

"Danach musste Michael mit dem zweiten Platz zufrieden sein ? in Monaco muss man immer das sichern, was man hat anstatt etwas zu riskieren und mit leeren Händen abzureisen. Heinz-Harald Frentzens sechster Platz für Arrows zeigte auch, dass einige Teams mit unseren Reifen konkurrenzfähig waren."

"Qualifying-Leistung muss verbessert werden"

"Zuletzt ist es wert, darauf hinzuweisen, dass Rubens Barrichello mit 1:18.023 Minuten einen neuen Streckenrekord aufstellte und Giancarlo Fisichella auf unseren Reifen die drittschnellste Rennrunde fuhr. Also bin ich mit unserer Leistung zufrieden, auch wenn wir das Rennen nicht gewonnen haben. Des Weiteren hatten wir keine Reifenschäden."

"Wo wir noch dazulernen müssen ist unsere Leistung im Qualifying. Wenn diese besser gewesen wäre, so hätten wir meiner Meinung nach dominiert. Im Hinblick auf das nächste Jahr werden wir an der Verbesserung unserer Reifen für das Qualifying in Monaco arbeiten."

"Reifen war letztes Jahr in Kanada zu weich"

Frage: "Im letzten Jahr habt ihr in Kanada nicht gewonnen ? wie seid ihr die Reifenwahl dieses Mal angegangen?"
Suganuma: "Wie in Malaysia in diesem Jahr kamen wir zum Ergebnis, dass unsere Mischung für das Rennen in Kanada zu weich war. Wir haben sehr genau untersucht, welche Mischungen die Richtigen für Montreal in diesem Jahr sein können und haben dabei auch die Streckencharakteristiken untersucht, in dem wir die Geschwindigkeiten der Autos und die Belastungen der Reifen angeschaut haben. Dann haben wir uns ähnliche Strecken ausgesucht, auf denen wir die Reifenspezifikationen für Kanada testeten. Ich bin zuversichtlich, dass wir in diesem Jahr das Rennen richtig angegangen sind und aus diesem Grund die Reifen konkurrenzfähig sein sollten."

"Der F2002 geht gut mit den Reifen um"

Frage: "Wie sehr kann die Leistung von Ferrari zu jener der Reifen beitragen?"
Suganuma: "Ferraris neues Auto, der F2002, ist ganz klar ein sehr gutes Auto, aber es geht vor allem gut mit den Reifen um. Das ist für einen Reifenhersteller eine große Hilfe. Noch wichtiger ist die Tatsache, dass Ferrari in der Lage ist, eine Menge Reifentests zu fahren, was die Entwicklungsgeschwindigkeit erhöht und bedeutet, dass wir immer in die richtige Richtung weiterkommen. Bridgestone profitiert davon genauso wie Ferrari aber auch alle anderen Teams."

"Gegner verfügt über eine sehr gute Technologie"

Frage: "Wo denken sie steht nun Bridgestone im Vergleich zu ihrem Wettbewerber?"
Suganuma: "Mit fünf Siegen aus sieben denke ich, dass unsere Entwicklung in die geplante Richtung geht, auch wenn es kein perfektes Ergebnis ist. Wir wissen aber auch, dass unser Gegner über eine sehr gute Technologie verfügt, wir können uns also nicht zurücklehnen, denn man weiß nie, was in den nächsten paar Rennen passiert. Es gibt keinen Grund darüber nachzudenken, wo wir im Moment stehen, wir konzentrieren uns einfach auf unsere Arbeit und helfen den Teams, die unsere Reifen verwenden."

Frage: "Was sind ihre Ziele für den Rest der Saison?"
Suganuma: "Natürlich ist es das ultimative Ziel, mit einem unserer Teams und Fahrer beide Titel zu gewinnen, aber wir wollen auch Rennen gewinnen uns mit unseren Teams so viele Punkte wie möglich holen. Darin stecken wir alle unsere Anstrengungen. Ich glaube, dass es der einzig richtige Weg ist, die Reifenleistung und Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis zu stellen, wenn man gewinnt und das ist unser Hauptziel."