Schumacher: "Ross weiß, was er an mir hat"

Michael Schumacher bittet um Geduld, was die Verbesserung der Infrastruktur bei Mercedes angeht, weiß in diesem Bereich aber um seine Stärken

(Motorsport-Total.com) - Vor einem Jahr herrschte um Michael Schumacher während der Wintertests wegen seines Comebacks ein riesiger Hype. Vor dem zweiten Jahr seiner Rückkehr in die Formel 1 ist es vergleichsweise ruhig um den siebenfachen Weltmeister, weil sein Mercedes-Team nur von wenigen Experten zum Favoritenkreis gezählt wird.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn  und Michael Schumacher

Michael Schumacher weiß die Rückendeckung von Ross Brawn hinter sich

Auch Schumacher selbst stand in den vergangenen Monaten nach der klaren Niederlage im Stallduell mit Nico Rosberg in der Kritik, aber der 42-Jährige weiß um seine Qualitäten. Selbst wenn er rein vom Speed her zuletzt nicht überzeugt hat, sieht er sich selbst nach wie vor als wertvollen Entwickler: "Das ist das, was mich bei Ferrari ausgezeichnet hat. Am Ende hat uns das auch mit zum Erfolg geführt. Für mich steckt hierin ganz klar ein Grund, warum mich Mercedes und Ross hierhin gelockt haben. Die erwarten das ja ausdrücklich von mir."

Schumacher bittet um Geduld

Auf die Frage der Kollegen vom kürzlich erschienenen Formel-1-Sonderheft des 'kicker', ob er bei Mercedes schon vollständig in die Rolle des Teamleaders und Entwicklers hineingewachsen ist, wie er sie früher bei Ferrari innehatte, entgegnet Schumacher: "Nein, das ist natürlich ein Entwicklungsprozess. Niemand darf erwarten, dass ich hier bei Mercedes an einem Punkt anfange, an dem ich nach über elf Jahren bei Ferrari aufgehört habe."

"Auch dort war ja nicht alles vom Start weg so wie am Ende", erinnert er sich an die vier schwierigen Jahre vor dem ersten WM-Titel. "Mit Jean (Todt, Teamchef; Anm. d. Red.) und meinen zwei Titeln, die ich mit zu Ferrari gebracht habe, waren Grundvoraussetzungen für eine spezielle Harmonie bereits vorhanden. Bei Mercedes habe ich es in ähnlicher Art mit Norbert Haug und Ross (Brawn; Anm. d. Red.) - und dennoch ist es ein fortschreitender Prozess. Wir sind Mercedes und wollen eine Infrastruktur, die gerade aufgebaut wird."

¿pbvin|512|3440||0|1pb¿"Die Probleme am Auto und in der Infrastruktur, also der Besetzung einzelner Positionen, waren offensichtlich. Natürlich tauscht man sich darüber ständig aus", sagt Schumacher über seinen Einfluss auf die jüngsten Maßnahmen, die über den Winter getroffen wurden. "Denn um irgendwann ein besseres Auto zu haben, muss ich nicht nur über mein Setup reden, sondern auch über andere Bereiche. Genau in diesem Punkt weiß Ross ja, was er an mir hat, und nutzt das."

Einige Positionen neu besetzt

"Von heute auf morgen" sei die perfekte Teamstruktur "nicht zu erreichen", weiß der Mercedes-Pilot: "Einzelne Charaktere müssen zueinanderfinden und verstehen, wer welche Aufgabenbereiche hat und wer welche Kompetenzen." Für 2011 bekommt er einen neuen Renningenieur: Mark Slade, der früher seinen Konkurrenten Mika Häkkinen betreut hat, ersetzt Andrew Shovlin. Auch Nico Rosbergs Renningenieur Jock Clear wird durch Tony Ross ausgetauscht. Für Shovlin und Clear wurden stattdessen neue Positionen geschaffen.

Michael Schumacher

Der neue Mercedes könnte laut Michael Schumacher ein Siegerauto sein Zoom

Außerdem kommt mit Ex-Renault-Mann Bob Bell ab 1. April ein neuer Technischer Direktor an Bord. Mercedes stellt jedoch bewusst nicht alles auf den Kopf, um Kontinuität zu wahren, und setzt stattdessen nur auf punktuelle Änderungen. In Kombination mit der Tatsache, dass das Team die Saison 2010 früh zu den Akten gelegt hat, um sich auf 2011 konzentrieren zu können, hofft Schumacher, dass er schon bald wieder Grands Prix gewinnen wird.

"Siegfähig sein und Titel holen muss man ganz klar unterscheiden. Ein Rennen kannst du gewinnen, wenn alles passt. Eine Meisterschaft ist was ganz anderes", erklärt er. "Was ich aber an Arbeit sehe, an Zahlen und Werten, die unser neues Auto mitbringt, lässt mich glauben, in der Lage zu sein, das hinzubekommen. Wenn man bedenkt, wo wir letztes Jahr waren, und Nico ist trotzdem mit diesem Auto dreimal aufs Podium gefahren, dann müssten wir mit dem neuen Auto fähig sein, mal ganz oben aufs Treppchen zu fahren."