• 16.01.2003 14:16

  • von Fabian Hust

Schumacher: Neues Reglement für Ferrari von Vorteil

Michael Schumacher über das neue Reglement, was er davon hält und mit welchen Konsequenzen er rechnet

(Motorsport-Total.com) - Bestens gelaunt schwebte Michael Schumacher am Mittwoch per Hubschrauber in den italienischen Skiort Madonna di Campiglio ein, wo diese Woche die traditionelle Ferrari-Skiwoche stattfindet. Von dem neuen Reglement, das die FIA den Teams auf einer Sitzung am Londoner Flughafen Heathrow am Mittwochabend regelrecht auf die Nase band, erfuhr der Kerpener ebenso überraschend wie der Rest der Formel-1-Welt und musste sich von seinem Team erstmals alle Informationen einholen.

Titel-Bild zur News: Michael und Corinna Schumacher

Bestens gelaunt präsentiert sich Schumacher in Madonna di Campiglio

Nach einer Nacht Bedenkzeit trat der Weltmeister dann am Donnerstag vor die Presse und zeigte sich relativ gelassen: "Meiner Ansicht nach wird sich nicht viel verändern, weil man auf Grund der ganzen Möglichkeiten, die einem die Elektronik gibt, ein sehr gutes Team von exzellenten Ingenieuren um sich herum braucht, um das System 100-prozentig zu verstehen, so dass es einem möglich ist, das Maximum aus ihm herauszuholen, eben weil man mit all den Fahrhilfen so viele Möglichkeiten hat. Ich denke nicht, dass ich oder jeder andere gute Fahrer dadurch einen großen Vorteil haben wird."

Auffällig wird das Verbot der Traktionskontrolle laut Schumacher vor allem im Nassen werden: "Ich sehe nur unter regnerischen Bedingungen deutliche Veränderungen, denn ich glaube, dass es besonders ohne die Traktionskontrolle sehr, sehr schwierig wird und man über deutlich mehr Gefühl verfügen muss, um schnell zu sein. Gleichzeitig wird es aber ein wenig gefährlicher werden. Aber so war das schon in der Vergangenheit einmal gewesen und wir werden damit umgehen müssen. Es wird ein wenig aufregender werden."

Gerhard Berger beklagte sich vor kurzem, dass ein 17-jähriger namens Nico Rosberg im Formel-1-Auto auf Anhieb schnell ist, das könnte laut Schumacher bald der Vergangenheit angehören: "Für die jungen Fahrer wird sich einiges ändern, die bisher im Moment sehr schnell in der Formel 1 auf ein ordentliches Tempo gekommen sind. Das wird sich ändern, denn mit der gewaltigen Kraft, die wir haben, mit der Menge an Haftung, die uns zur Verfügung steht, kann man sich vorstellen, dass es ohne die ganzen technischen Möglichkeiten deutlich schwieriger werden wird."

Grundsätzlich unterstützt Michael Schumacher die gemachten Änderungen: "Ich selbst glaube, dass sich die Formel 1 den sich verändernden Zeiten anpassen muss. Vielleicht wird die Formel 1 mit diesen Änderungen für die kleineren Teams zugänglicher. Mit diesem Sport sind große Ausgaben verbunden und einige der kleineren Teams machen sich Sorgen. Vielleicht ist es etwas Positives, die Formel 1 muss sich Gedanken machen, woher sie Geld bekommen kann. Wir wissen, dass in den Rennen technische Details nicht so wichtig sind, man kann auch ohne diese Fahrhilfen Rennen fahren."

Schumacher selbst würde die Fahrhilfen jedoch lieber beibehalten: "Ich persönliche ziehe es vor, mit allen technischen Möglichkeiten zu fahren, denn ich mag bei einem Rennwagen keine Kompromisse. Ich möchte es so schnell wie möglich machen und die ganze Elektronik hilft dabei. Natürlich war das für alle das Gleiche und wenn das geändert wird, ist es immer noch für alle das Gleiche. Ich bin zuvor mit anderen Systemen umgegangen, ich werde auch mit dem umgehen können, was nun kommt."

Überhaupt steht noch nicht fest, ob die Fahrhilfen schon für 2003 verboten werden: "In den kommenden Tagen werden die Techniker langsam verstehen, was durchführbar ist. Einige der Vorschläge sind so spät gekommen, dass vielleicht kleinere Teams wie Minardi nicht die Kapazität haben, dies so schnell zu ändern. An der Hackordnung wird sich jedenfalls nicht viel ändern, allerdings wird jeder, der die elektronischen Hilfsmittel nicht maximal ausnutzen konnte, profitieren."

Der Ferrari-Pilot glaubt, dass eine "solch unnötige Hauruckaktion" den großen Teams wie Ferrari sogar einen Vorteil bescheren könnte: "Es wird jetzt kein Gleichgewicht geben. Ein Team, das schon Vorteile hat, kann auf Regeländerungen besser und schneller reagieren. Ich hoffe, dass wir die Nummer 1 bleiben. Ob McLaren-Mercedes oder BMW-Williams unser schärfster Widersacher wird, weiß ich noch nicht."