• 26.08.2001 14:36

Schumacher nach Unfall fit - Ferrari an die Börse?

Während man im Schumacher-Lager nach dem Testunfall Entwarnung gibt, liebäugelt man bei Ferrari mit einem Börsengang

(Motorsport-Total.com/dpa) - Michael Schumacher hat auch einige Tage nach seinem Unfall in Mugello keine körperlichen Nachwirkungen verspürt und sich mit einem Wochenende bei der Familie auf sein "Heim"-Rennen in Spa vorbereitet. "Es geht ihm gut. Er hat keine Probleme", sagte seine Sprecherin Sabine Kehm am Sonntag auf 'dpa'-Nachfrage. Der frisch gebackene Formel-1-Weltmeister, der nach dem Gewinn seines vierten Titels bei Testfahrten am Donnerstag erneut einen schweren Unfall zu überstehen hatte, erholte sich zu Hause in der Schweizer Wahlheimat von der aufregenden Woche.

Titel-Bild zur News: Gianni Agnelli

Fiat-Ehrenpräsident Gianni Agnelli befürwortet einen Börsengang

Allerdings dürfte die Unfall-Ursache Anlass zur Besorgnis geben. Noch gibt es zwar keine offizielle Ferrari-Erklärung, warum der Champion bei etwa 300 km/h in der San-Donato-Kurve in Mugello die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor. Doch vieles deutet darauf hin, dass es einen Defekt an der Hinterrad-Aufhängung gegeben hat. Als Folge davon dürfte der Heckflügel weggebrochen sein, wie Augenzeuge Kimi Räikkönen einem 'Bild'-Bericht zufolge bestätigte. Mit einer derartigen Beschädigung wird ein Auto für den Piloten unfahrbar.

Die italienische Presse will beobachtet haben, dass der Superstar aus Kerpen nach dem Unfall in Mugello verstimmt gewesen sei. "Schumacher war sauer auf das Team", schrieb die 'Gazzetta dello Sport'. Der Weltmeister hat in dieser Saison bereits vier schwere oder spektakuläre Unfälle unverletzt überstanden. Dabei sei bei dem schweren Trainingscrash im Juli in Monza ebenso wie bei drei Unfällen in den Vorjahren das Monocoque, die Fahrer- Sicherheitszelle eines Fahrzeugs, gebrochen, berichtete die 'Bild am Sonntag'.

Schumacher wird erst am Freitag beim ersten Freien Training für den Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps wieder in seinen Ferrari steigen. Aber ab Dienstag ist er wieder mit einigen PR- Terminen dienstlich im Einsatz. Der Klassiker in Spa, wo Schumacher 1991 sein erstes Formel-1-Rennen bestritt und ein Jahr später seinen ersten Sieg feierte, gilt auf Grund der Nähe zu Kerpen als "Heim-Grand-Prix" des Ferrari-Stars. Der Großteil des Publikums dort besteht aus deutschen Fans.

Wahrscheinlich wird Schumacher dort als Helfer für seinen brasilianischen Teamkollegen Rubens Barrichello antreten. Ferrari- Präsident Luca di Montezemolo erwartet für den Rest der Saison "Wasserträger"-Dienste von seinem Weltmeister. "Rubens war in der Vergangenheit bereit, Michael zu helfen, und wenn es die Bedingungen in den kommenden Rennen zulassen, wird Michael Schumacher nun Rubens auf dem Weg zur Vize-WM helfen", sagte der Chef des italienischen Unternehmens in einem Interview der 'Welt am Sonntag'. Teamorder schloss di Montezemolo nicht aus: "Das wird von der Situation des Rennens abhängen."

Voraussichtlich braucht es aber in den noch ausstehenden vier Grand Prix dieser Saison keine Stallregie zu Gunsten der bisherigen Nummer zwei. Schumacher selbst hatte bereits angekündigt, den brasilianischen Kollegen und nicht etwa seinen Bruder Ralf im Kampf um Platz zwei in der Weltmeisterschaft zu unterstützen: "Das ist doch selbstverständlich."

Der Präsident machte Schumacher ein großes Kompliment. "Er ist der beste Ferrari-Fahrer von allen", sagte di Montezemolo mit Blick auf die lange Formel-1-Geschichte der "Scuderia". Schumacher habe sowohl eine mächtige Motivation, um Rennen zu gewinnen, aber er kümmere sich auch um Details. Der Kerpener habe eine "tadellose und korrekte Einstellung" zum Team und stehe der Firma auch in schwierigen Zeiten sehr nahe.

Unterdessen hat der Chef der Finanzholding des Ferrari- Mutterkonzerns Fiat, Umberto Agnelli, einen Börsengang des Unternehmens nicht ausgeschlossen. "Das wäre nicht schlecht", sagte Agnelli bei einem Termin in Rimini gegenüber italienischen Medien. Bisher befinden sich die Aktien der Ferrari AG in Privatbesitz. Agnelli, der wie sein Bruder Gianni auch Ehrenpräsident bei Juventus Turin ist, geht bereits mit dem Fußball-Club an die Börse.