• 23.08.2001 18:31

  • von Fabian Hust

Barrichello will aus eigener Kraft Vizeweltmeister werden

Rubens Barrichello über seine Gefühle in Ungarn und das doppelte Geschenk, das ihm Michael Schumacher machte

(Motorsport-Total.com) - Für Rubens Barrichello hieß es bereits am Dienstag wieder "back to work", als er sich auf der Teststrecke von Mugello in sein Auto setzte: "Ungarn war ein gutes Rennen und ich denke, dass es eines meiner besten war, wenn man bedenkt, wie hart ich pushen musste. Ich musste meine Motivation aufrecht erhalten, als ich den zweiten Platz verlor und das kann schwierig sein, wenn man sieht, dass der Kerl vor einem schnell fährt. Aber ich hatte diese Motivation, ich blieb am Ball und konnte zurückschlagen. Ich denke also, dass es in Sachen Speed und Rhythmus eines meiner besten Rennen war und körperlich fühlte ich mich nach dem Rennen so gut wie immer. Ich war am Ende so stolz!"

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello ist mit seiner Leistung sehr zufrieden

Dass am Ende des Rennens Teamkollege Michael Schumacher die ganze Aufmerksamkeit geschenkt wurde, machte dem Brasilianer nichts aus: "Ich bin stolz, dass ich neben ihm fahren kann. Ich denke, dass Michael ein super, super Fahrer ist und er findet sich im Moment in einer seiner schönsten Augenblicke seiner Karriere. Da wir Teamkollegen sind, ist unsere Leistung leicht zu vergleichen und bei allem was ich tue, habe ich das Gefühl, dass ich aus diesem Vergleich gut herauskomme. Er versteht das genauso gut und er kennt meine Position besser als jeder andere in der Formel 1."

"Ich denke, dass wir zusammen ein gutes Team abgeben und zusammen bei der Entwicklung des Autos gearbeitet haben. Zusätzlich denke ich, dass ich ihm geholfen habe. Wie ich nach dem Rennen schon sagte, bin ich mir sicher, dass es kein Zufall ist, dass Michael zwei Titel gewonnen hat, seit ich bei Ferrari bin und wir den Konstrukteurstitel gewonnen haben."

"Andere Leute mögen uns vielleicht kritisieren, aber wir sind die einzigen zwei die genau wissen, was wir durchgemacht haben, besonders ich, der immer mit ihm verglichen wird, was schwierig ist. Aber wenn ich in Ungarn Dritter geworden wäre, so hätten wir den Konstrukteurstitel nicht gewonnen und das hätte die Party Sonntagnacht verdorben."

Barrichello war zutiefst gerührt, dass ihm Michael Schumacher nach dem Rennen die Siegertrophäe überreichte: "Es war so ein schöner Moment, als er mir den Pokal übergab, ich konnte es nicht glauben. Ich fragte wirklich Jean Todt, ob ich ihn annehmen kann. 'Soll ich ihn bekommen?', fragte ich und er sagte mir 'Es ist deiner'."

"Ich, Michael und Jean riefen Präsident Montezemolo an, noch bevor wir auf das Podium gingen. Er war sehr aufgeregt. Auf dem Podium suchte ich meinen Vater und Großvater und schließlich sah ich sie. Es war großartig, dass sie der Zeremonie beiwohnen konnten. Wir haben so einen einfachen Hintergrund in Brasilien und jetzt sind wir gut bekannt und immer im Fernsehen. Irgendwie ist das immer noch zu viel für meinen Opa und er kann sich einfach nicht mit der Idee anfreunden, mich immer im Fernsehen zu sehen. Es war schön, ihn so glücklich zu sehen."

"Sonntagnacht hatten wir eine fantastische Party. Ich hatte am Montagmorgen keinen Kater, weil ich immer noch Party machte! Ich glaube, dass ich so um vier Uhr morgens ins Bett gegangen bin. Wir hatten eine wunderbare Zeit zusammen mit dem ganzen Rennteam. Jeder tanzte und sang und es war wirklich eine nette Nacht."

Während die Mannschaft von Michael Schumacher Grund zum Feiern hatte, wird Barrichello seine Ingenieure ein wenig aufmuntern müssen: "Ich weiß, dass es nicht nur meine Aufgabe ist, mich selbst zu motivieren, wenn es nicht so gut läuft. Ich muss auch alle meine Leute motivieren, damit wir voran kommen. Wenn ich den Siegeswillen spüre, das Team aber nicht daran glaubt, dann würde es an Motivation hapern. Aber es läuft auch anders herum, wenn sie mich motivieren."

Jetzt blickt Rubens Barrichello auf die letzten Rennen, in denen er noch Vizeweltmeister werden kann: "Ich habe keine Ahnung, was ich von dem Rest der Saison erwarten kann. Die Leute scheinen zu glauben, dass mir Michael jetzt helfen wird, aber so denke ich nicht. Ich muss mir selbst helfen, bevor er mir hilft. Wenn er auf der Pole steht und ich Sechster in der Startaufstellung bin, dann hat er keine Möglichkeit, mir zu helfen. Aber bis jetzt bin ich sehr motiviert und heiß darauf, Zweiter in der Meisterschaft zu werden."

"Ob wir es schaffen können? Wir müssen warten und schauen. Wir müssen jedes Wochenende nehmen, wie es kommt und mit Vollgas arbeiten. Zumindest wissen wir jetzt, dass es Michael geschafft hat und er seinen Titel in der Tasche hat und ich kann jetzt an jedem Wochenende mein eigenes Rennen fahren."