• 23.08.2001 18:03

  • von Fabian Hust

Schumacher: Hilfe für Barrichello - 2002 "Spießrutenlauf"

Michael Schumacher spricht über den Titel, die restlichen Rennen und die kommende Saison als vierfacher Weltmeister

(Motorsport-Total.com/sid) - Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher ist in Italien begeistert empfangen worden und hat die Vorbereitung auf die Titelverteidigung im nächsten Jahr begonnen. Bei seinem ersten Auftritt in der Ferrari-Heimat nach seiner Triumphfahrt zum vierten Titel in Budapest zeigte der Champion zunächst bei der großen Fete in der Fabrik mit 700 Mitarbeitern als geduldiger Autogrammschreiber und "Fotomodell" Herz und versprach: "Ich werde noch lange bei Ferrari blieben."

Titel-Bild zur News: Schumacher und Barrichello

Michael Schumacher und Rubens Barrichello feiern den Titelgewinn

Am Donnerstag testete er ab 9 Uhr in Mugello, während seine Fans vor den wie gewöhnlich geschlossenen Toren der Rennstrecke ihren Helden feierten. "Die Party mit den Mitarbeitern war sehr schön und sehr wichtig, weil gerade die herausragende Teamleistung das Spezielle an diesem Titel war", meinte Schumacher nach den Tests. Abends zuvor hatte er den Ferrari-Mitarbeitern auf Italienisch erklärt, "dass ich Euch alle sehr mag".

In den restlichen vier Saisonrennen will er seinem Teamkollegen Rubens Barrichello zu Platz zwei in der Fahrer-WM verhelfen und nicht etwa Bruder Ralf im konkurrierenden BMW-Williams: "Selbstverständlich werde ich Rubens helfen, sofern er es überhaupt braucht. So gern ich den Ralf habe, aber ich fahre für Ferrari." Schumacher bestätigte, dass er dem Brasilianer als Dank für seine Hilfe in der Saison die Siegestrophäe von Budapest - ein silbernes Lenkrad - geschenkt hatte.

Auf die Vorwürfe der Zeitung 'Il Messaggero', Schumacher besitze keine Freunde, sei geizig und habe noch nie ein Buch gelesen, ging der Champion nicht ein: "Es gibt so viele Tausend Journalisten in der Formel 1, und ausgerechnet über diesen einen wollen wir reden?" Reden wollte der Wahl-Schweizer über die Rolle seiner Frau Corinna ("Familie und Kinder sind extrem wichtig, weil sie die Balance darstellen") und seine Gefühle nach dem Titelgewinn: "Manchmal ist es eine Schande, dass man so einen Erfolg nicht richtig genießt. Wenn ich ganz allein bin, habe ich Schmetterlinge im Bauch. Aber dann denke ich gleich wieder ans nächste Ziel."

Das ist neben einem neuen Sieg-Weltrekord - Schumacher hat vor dem Rennen in Spa (2. September) genau wie Alain Prost 51 Erfolge auf dem Konto - der fünfte Weltmeistertitel in 2002: "Nächstes Jahr wird ein Spießrutenlauf, weil uns alle schlagen wollen. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns mit dem frühen Titelgewinn Spielraum verschafft haben. Da kann man im Windkanal schon das Augenmerk aufs neue Auto legen", so Schumacher. Der neue Ferrari für 2002 soll eine "Revolution" sein, bei dem erstmals Motor und Kupplung in einem Block untergebracht sind und aus Sicherheitsgründen mehr Platz im Cockpit sein soll.

Schon jetzt werkeln über 100 Mitarbeiter am neuen Schumi-Renner, dank eines neuen Sponsors steht ein Jahresbudget von angeblich 550 Millionen Mark zur Verfügung. Der Kerpener ist noch längst nicht müde: "Es sind der Kampf und der Wettbewerb, die mich immer aufs Neue motivieren. Ich will noch so viele Siege wie möglich einfahren und werde mich darüber genauso freuen wie bisher."

Auch am Freitag wird Schumacher in Mugello weiter testen. Ferrari-Chef Luca di Montezemolo hatte in einer Bilanz seiner zehnjährigen Arbeit an der Spitze des Rennstalls Michael Schumacher, Fiat-Boss Gianni Agnelli und Rennleiter Jean Todt als die drei Persönlichkeiten bezeichnet, denen Ferrari seine sportliche Wiedergeburt verdanke.

Die Verpflichtung Schumachers schilderte er folgendermaßen: "Wir brauchten einen Piloten seines Schlages. Agnelli, Todt und ich trafen ihn damals in Beaulieu an der Cote d'Azur. Die Verhandlungen waren rasch abgeschlossen. Schumacher war bereits Ferrari-Kunde, er hatte gerade einen 355 gekauft." Inzwischen, so Montezemolo, sei Schumacher "der Allergrößte, den Ferrari jemals hatte".

Michael Schumachers Erfolgskonzept beschreibt der Kerpener wie folgt: "Eine Menge Disziplin. Disziplin im Training, in der Arbeit am Auto, der Glaube an die Entwicklung, die menschliche Seite und die technische Seite. Und natürlich darf man nie aufgeben. Ich habe Glück, dass ich die meisten dieser Zutaten in mir habe und ich weiß, dass ich ausreichend Disziplin habe, um weiterhin hart zu arbeiten."