Schumacher: Monza 2000 kam alles zusammen
Als Michael Schumacher in Monza von seinen Gefühlen überrannt wurde, zeigte ein Kämpfer plötzlich seine weiche Seite
(Motorsport-Total.com) - Als Michael Schumacher nach seinen beiden WM-Titeln mit Benetton im Jahr 1996 für Ferrari an den Start ging, hofften die Verantwortlichen in Maranello auf die Rückkehr glorreicher Zeiten. In der Tat lag die letzte Fahrer-Weltmeisterschaft zu diesem Zeitpunkt schon 17 Jahre zurück. 1979 gewann der Südafrikaner Jody Scheckter in seinem Ferrari 312 vor Teamkollege Gilles Villeneuve die letzte Meisterschaft.

© Shell-Ferrari
Das Rennen in Monza war ein entscheidender Punkt seiner Karriere
Die Erwartungen bei den Roten waren hoch. Durch den Titel 1995 brachte Schumacher wieder die ruhmreiche Nummer eins auf einen Ferrari. Sein neuer Dienstwagen, der F310, machte jedoch frühzeitig klar, dass Schumacher Limits gesetzt sind. Rennen sieben brachte die Tifosi um den Verstand: Im strömenden Regen machte Schumacher seine Konkurrenten buchstäblich nass und holte den ersten Sieg mit Ferrari.
Schwierige Jahre für Schumacher
1996 folgten zwei weitere Siege, in Spa-Francorchamps und beim Heimrennen in Monza. Schlussendlich reichte das für WM-Rang drei hinter den Williams von Damon Hill und Jacques Villeneuve. In den Jahren 1997 und 1998 war man deutlich näher dran: Im zweiten Ferrari-Jahr endete die Saison mit dem medial ausgeschlachteten Rammstoß gegen Villeneuve in Jerez. Ein Jahr später verlor Schumacher die WM in den letzten beiden Rennen gegen Mika Hakkinen.
¿pbvin|512|3669||0|1pb¿Im vierten Jahr bei Ferrari musste der Titel her. Der Druck auf Schumacher in der 50. Saison der Formel 1 war enorm. Bis zum achten Rennen sah es gut aus. Doch dann kam der wohl schwierigste Moment in seiner Karriere: Beim schweren Unfall zum Großen Preis von Großbritannien in Silverstone brach sich der Kerpener sein rechtes Schien- und Wadenbein und fiel für sechs Rennen aus. Damit war die WM für ihn erneut gelaufen.
Doch Schumacher bewies, dass der Unfall ihn nicht langsamer gemacht hatte. Er gewann 2000 die ersten drei Rennen und war Mitte der Saison der Topfavorit auf den Titel. Doch dann folgte eine Serie von Ausfällen und Schumacher geriet in Rückstand. Zum Rennen in Monza musste ein Sieg her oder die Titelträume wären erneut ausgeträumt gewesen.
Gleichstand mit Senna
Nach der Pole-Position folgte im Rennen der notwendige Triumph. Es war der 41. für Schumacher. Damit glich er die Marke von Ayrton Senna aus. In der anschließenden Pressekonferenz überkamen den sonst so starken Schumacher die Gefühle: "An diesem Tag war alles irgendwie zu viel für mich", gesteht der spätere Serien-Weltmeister im Buch 'The Official Ferrari Opus'.
"Unmittelbar vor dem Rennen erfuhr ich, dass ein alter Bekannter einen Herzinfarkt hatte", fährt Schumacher fort. "Dann war der Zwischenfall mit dem schwer verletzten Streckenposten (der wenig später seinen Verletzungen erlag; Anm. d. Red.). Erschwerend kam noch der Druck hinzu. Wir mussten unbedingt gewinnen."
Doch entscheidend war der Punkt, als in der Pressekonferenz der Name Ayrton Senna fiel. Die Bilder gingen um die Welt. "Die Nachricht, dass ich Ayrtons Anzahl an Siegen egalisiert hatte, brachte das Fass dann zum überlaufen", erklärt der spätere Weltmeister von 2000. "Für mich war er immer der Beste. Ich habe mich nie auf eine Stufe mit ihm gestellt. Und auf einmal war da dieser Beleg."
"Plötzlich, ich weiß nicht wieso, kam dieses Geschluchze aus mir", gesteht der Deutsche. Die Reaktionen darauf waren untypisch für die sonst so abgeklärte Formel 1: "Schumi, wir haben dein Herz gesehen", titelte eine deutsche Tageszeitung.
Bei den emotionalen Italienern kam Schumachers Gefühlsausbruch gut an. Der eifrige und fleißige Kämpfer zeigte plötzlich seine weiche Seite. Es war der Beginn einer glänzenden Phase mit fünf aufeinander folgenden Weltmeisterschaften mit Ferrari.

