Schumacher: "Möglichkeiten hätte ich noch immer"

Nach gut zwei Jahren Rente erklärt Michael Schumacher, warum er aufgehört hat, warum er immer noch zurückkehren könnte und wie er fast gestorben wäre

(Motorsport-Total.com) - Sein letztes Formel-1-Rennen hat Michael Schumacher am 22. Oktober 2006 bestritten - und trotzdem zählt er als Ferrari-Berater und Marketingobjekt immer noch zu den Topverdienern im Motorsport. Inzwischen nimmt man dem frischgebackenen 40-Jährigen auch ab, dass es keinen Rücktritt vom Rücktritt geben wird, wenngleich er die Möglichkeiten dazu durchaus hätte.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher glaubt, dass er gut genug für ein Comeback wäre

"Rein von den fahrerischen Möglichkeiten her hätte ich die Möglichkeit wahrscheinlich noch immer", erklärte Schumacher in einem Interview mit Talkmaster Johannes B. Kerner, das heute um 22:45 Uhr im 'ZDF' ausgestrahlt wird. An fehlenden Angeboten wäre der siebenfache Weltmeister Ende 2006 wohl kaum gescheitert - schon eher an seinen Gagenvorstellungen. Bei Ferrari soll er phasenweise um die 30 Millionen Euro pro Jahr kassiert haben, munkelt man.#w1#

Keine Lust mehr auf die Formel 1

"Ich habe es 16 Jahre lang gemacht und es war nichts mehr da, was mich noch gereizt hätte." Michael Schumacher

Trotzdem hatte er ab einem gewissen Punkt einfach keine Lust mehr: "Das andere ist der Moment gewesen, wo ich wirklich keinen Sinn mehr darin gesehen habe, mich zu motivieren, noch weiter Rennen zu fahren. Das habe ich auch nicht wirklich mehr vermisst", gab der in der Schweiz lebende Deutsche zu Protokoll. "Es war einfach genug. Ich habe es 16 Jahre lang gemacht und es war nichts mehr da, was mich noch gereizt hätte."

Zumal langsam auch der Gedanke immer reizvoller wurde, mit Ehefrau Corinna und seinen beiden Kindern ein ganz normales Leben zu führen - freilich mit dem Wohlstand eines Multimillionärs. Die Formel 1 mag zwar seit Ayrton Senna 1994 keinem Fahrer mehr das Leben gekostet haben, doch ein gewisses Restrisiko lässt sich bei Geschwindigkeiten jenseits der 300 km/h niemals ausschalten. In Silverstone 1999 hatte sogar Schumacher eine Nahtoderfahrung.

"Ich liege da und merke, wie ich mich wieder so ein bisschen fange und beruhige und fühle meinen Herzschlag - und fühle plötzlich, wie mein Herzschlag immer weniger wird und plötzlich komplett aufhört. Lichter gehen aus", erinnerte sich der Superstar an seinen schweren Crash in der Stowe-Kurve. "Und dann denke ich: 'Aha, so fühlt es sich wahrscheinlich an, wenn du dann auf dem Weg nach oben bist.'"

Dem Tod von der Schaufel gesprungen

"Ich weiß nur, dass mein Herz aufgehört hat zu schlagen." Michael Schumacher

"Ja, ich habe gedacht, das ist wahrscheinlich das, was dann so passiert. Es konnte mir keiner so richtig erklären, was da jetzt genau vorgefallen ist. Ich weiß nicht, wie lange ich weg war oder ob es jetzt einfach nur eine Ohnmacht oder ein Schockzustand war. Ich weiß nur, dass mein Herz aufgehört hat zu schlagen, von meinem Gefühl her. Es war eine interessante Erfahrung", so Schumacher über den schwerwiegendsten Unfall seiner Karriere.

Dass man in der Formel 1 sterben kann, war ihm jedoch schon seit Sennas tragischem Schicksal bewusst: Er habe am 1. Mai 1994 plötzlich festgestellt, "dass man in dem Sport, den man liebt, zu Tode kommen kann. Das war ja über viele Jahre überhaupt nicht mehr der Fall gewesen. In Anführungsstrichen war Ayrton Senna doch ein Idol für mich, und das war dann schon ein Schicksalsschlag, der ziemlich hart war für mich."

Doch Schumacher hat überlebt und kann sich heute den schönen Dingen des Lebens widmen. Gerade erst kürzlich hat er sich seinen letzten verbliebenen Lebenstraum erfüllt: "Wir sind auf 25 Meter Tiefe neben einem Walhai getaucht. Die Emotion und die Erfahrung - das war sensationell", schwärmte er. So hält sich dann auch die Sehnsucht nach einer Rückkehr in die Formel 1 in Grenzen, denn: "Ich führe ein erfülltes Leben."