• 09.10.2006 13:23

Schumacher kämpft für Ferrari, Alonso bleibt vorsichtigt

Nach dem bitteren Ausfall in Suzuka testet Michael Schumacher ab Mittwoch wieder im Ferrari - Fernando Alonso fürchtet noch den Titelverlust

(Motorsport-Total.com/sid) - Den Titel verloren, aber an Ansehen gewonnen: Am Tag nach dem bitteren Aus in Suzuka wurde Michael Schumacher sogar in England und Spanien als Champion geehrt, weil er in der Stunde der Niederlage wahre Größe gezeigt hatte. "Nach seinem geplatzten Traum beweist Schumacher, dass er auch in der Niederlage ein echter Champion ist", schrieb der 'Mirror'.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Schumacher geht es vordergründig nur noch um die Hersteller-WM

Lob aus Großbritannien? Für die Formel-1-Fans von der Insel ist "Schu" seit den WM-Duellen gegen Local Hero Damon Hill ein Feindbild. Das scheint sich auf seine alten Tage zu ändern. "Für seine Reaktion gebührt ihm der größte Respekt", meinte auch der 'Telegraph'. Und selbst die Sportzeitung 'Marca' aus der Heimat des alten und fast neuen Weltmeisters Fernando Alonso lobte den Rekord-Champion als "großen Sportsmann".#w1#

Schumacher blickt auf den Konstrukteurstitel

"Mir kann in Brasilien das Gleiche passieren wie Michael hier." Fernando Alonso

Als solcher will sich Schumacher in seinem 250. und letzten Rennen am 22. Oktober in Sao Paulo auch verabschieden - und das zumindest mit dem Gewinn des Konstrukteurstitels für Ferrari. "In der Teamwertung haben wir nun zwar auch neun Punkte Rückstand, aber dennoch einige, wenn auch geringe, Chancen. Diese werden wir nun in Angriff nehmen", ließ Schumacher auf seiner Internetseite mitteilen, nachdem er am Sonntagabend aus Suzuka nach Hause geflogen war.

Um diese Chancen zu nutzen, wird Schumacher bereits Mittwoch wieder im Auto sitzen und in Jerez zwei Tage an der perfekten Abstimmung für Brasilien zu feilen. Ferrari benötigt einen Doppelsieg und ein bisschen Schützenhilfe, um den siebten Markentitel in der Ära Schumacher noch zu gewinnen. Alonso und dessen Renault-Kollege Giancarlo Fisichella dürfen höchstens die Plätze drei und fünf belegen.

Zumindest im Fall von Alonso könnte das aber passieren, denn um den rechnerisch noch fehlenden letzten Punkt für den Fahrertitel zu holen, will der Spanier ganz auf Nummer sicher gehen. "Wir werden so konservativ wie möglich sein", sagte Alonso. Sein Brasilien-Motor werde "der zuverlässigste, aber nicht der schnellste" sein. Am Sonntag nach dem 15. Grand-Prix-Sieg seiner Karriere hatte er vorzeitige Glückwünsche zur erfolgreichen Titelverteidigung mit den Worten zurückgewiesen: "Mir kann in Brasilien das Gleiche passieren wie Michael hier."

Viel Lob bei und von Ferrari

Michael Schumacher Jean Todt

Jean Todt: "Er hat uns getröstet, und das sagt viel über ihn" Zoom

Wie schwierig es sein kann, im letzten Saisonrennen einen noch fehlenden Punkt zu holen, hatte 2003 Michael Schumacher erlebt. In Suzuka musste er von Startplatz 14 ins Rennen gehen und dort einige Schrecksekunden überstehen, bis am Ende doch der nötige achte Platz heraussprang. "Wir dürfen keine Fehler machen", sagte Alonso. Einen Ausfall des Asturiers wünscht sich Schumacher aber nicht: "Das ist nicht die Art, wie ich einen WM-Titel gewinnen möchte."

In der Ferrari-Heimat Italien wurde Schumacher nach dem ersten Motorschaden seit gut sechs Jahren getröstet. "Das schöne Märchen des alten Meisters, der die Formel 1 mit der achten Krone auf dem Kopf verlässt, geht in Japan zu Ende", titelte die 'Gazzetta dello Sport' und befand: "Schumacher hätte es nicht verdient, auf derart gemeine Weise seine außerordentliche Karriere abzuschließen." 'Tuttosport' lobte: "Er hat sich aber wie ein echter Kapitän verhalten, er ist ein wahrer Gentleman."

Schumachers Reaktion hatte selbst seinen langjährigen Freund Jean Todt verblüfft. "Ich hätte Michael gern getröstet, doch er hat uns getröstet, und das sagt viel über ihn", erzählte der Teamchef. Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo tat Schumacher leid, weil er ein perfektes Rennen bestritten habe: "Er hat wieder mal bewiesen, dass er der Beste und ein außerordentlicher Mensch ist", meinte Montezemolo, der die Saison für "noch nicht beendet" erklärte: "Ferrari kann Niederlagen akzeptieren und daraus neue Motivation ziehen. Für uns ist die WM erst nach dem letzten Meter in Brasilien vorbei."