• 24.04.2002 14:14

Schumacher: "Ich habe noch nie gewählt"

Michael Schumacher über seine Politikverdrossenheit, Ferrari, seinen Glauben und eine Rückkehr nach Deutschland

(Motorsport-Total.com) - Offene Worte von Ferrari-Fahrer Michael Schumacher. In einem Interview mit der am Donnerstag erscheinenden Illustrierten 'Max' gewährt der Formel-1-Weltmeister ungewohnte Einblicke in sein Gefühlsleben, erklärt, warum er nicht wählen geht und verrät, dass Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo ihm einen Vertrag auf Lebenszeit angeboten hat.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Ferrari-Fahrer Michael Schumacher will nicht bewundert werden

Der WM-Leader sprach in 'Max'...

...über seine Rolle als moderner Held
"Ich will nicht bewundert werden. Das ist mir unangenehm. Aber das Rad ist nicht mehr zurückzudrehen. Früher habe ich mich noch gewehrt. Ich wollte meine kleine Welt einfach nicht preisgeben. Heute weiß ich, das ist Energieverschwendung. Ich kann nicht mehr unerkannt in eine Kneipe gehen. Also füge ich mich der Situation."

...auf die Frage, ob es ein "Sieger-Gen" gibt
"Mag sein, dass es solche Leute gibt. Ich gehöre nicht dazu. Ich bin ein totaler Selbstzweifler. Wenn eine Situation aussichtslos erscheint, erwacht in mir ein seltsamer Optimismus. Aber im Grunde meines Herzens bin ich sehr kritisch mit allem, was ich tue, und zweifle eher. Erfolg ist für mich nichts Selbstverständliches. Ich denke eigentlich permanent, für den Erfolg hast du noch nicht genug getan."

...über seine Politikverdrossenheit
"Ich habe, um ehrlich zu sein, noch nie gewählt. Diese ewigen Diskussionen, die zwischen Regierung und Opposition stattfinden: reines Medienspektakel, ohne sich wirklich in der Sache zu engagieren. Wer etwas bewegen will, wird bürokratisch ausgebremst. Überzeugende Lösungen für Probleme, die offensichtlich da sind, gehen darin doch unter. Es gab mal eine Anfrage eines Politikers, gewisse Dinge gemeinsam zu machen. Aber ich will mich da grundsätzlich nicht vor einen fremden Karren spannen lassen."

...über das Gerücht, dass er vor Vertragsende 2004 die Karriere beendet
"Einen Rücktritt kann ich mir momentan nicht vorstellen. Im Gegenteil. Vielleicht verlängere ich meinen Vertrag sogar. Präsident Luca di Montezemolo hat mir angeboten, ich könne so lange bei Ferrari fahren, wie ich will. Die Familie Ferrari verlässt man nicht so leicht."

...über seinen Glauben
"Äußerliche Gesten sind mir nicht wichtig. Ich glaube an Gott, aber ich gehe nicht in die Kirche. Ich bete nicht jeden Morgen, aber ich bin überzeugt, dass unser Leben von oben vorherbestimmt ist. Im Guten wie im Schlechten."

...über eine Rückkehr nach Deutschland
"Die schließe ich aus."