Schumacher: "Bin einfach wieder eingestiegen"
Ralf Schumacher erinnert sich an seine beiden Unfälle in Indianapolis und spricht über Platz acht in Montréal sowie den neuen Fahrstil in der Formel 1
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Ralf, wie waren die Tage zwischen Montréal und hier? Konntest du etwas unternehmen?"
Ralf Schumacher: "Nicht wirklich. Wir sind am Donnerstagnachmittag angekommen, haben ein paar ruhige Tage verbracht. Ich hatte ein Charity-Golf-Event für Bridgestone, das war ganz nett, aber nichts Besonderes."

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Ralf Schumacher hat in Indianapolis schon schwere Unfälle überlebt
Frage: "Sind Stadt und Strecke in Indianapolis etwas, woran du Gefallen findest, oder eher weniger?"
Schumacher: "Das ist Geschmackssache. Indianapolis ist sicher keine schlechte Stadt. Es gibt ganz nette Möglichkeiten, was Restaurants und Bars betrifft, wenn man wo gemütlich hingehen möchte. Die Racefans hier in Amerika sind sicherlich auch einzigartig. Von daher ist das ganz okay."#w1#
Schumacher findet Indianapolis nicht schlecht
Frage: "Was sagst du zur Strecke?"
Schumacher: "Die Strecke ist ein ganz guter Kompromiss aus dem, was man damals machen musste wegen der Steilkurve und der einen langen Gerade. Da musste man im Infield irgendwo mit dem Platz auskommen. Das war gar nicht so schlecht."
Frage: "Robert Kubica möchte nach seinem Unfall so schnell wie möglich ins Auto zurück. Das ist für den Kopf sicher leichter, aber auch für den Körper? Wie ist das aus deiner Sicht? Du hast da ja - gerade in Indianapolis - Erfahrung..."
Schumacher: "Ich habe gehört, dass der Crash schlimmer aussah, als er war, weil der Winkel recht günstig war. Die Kräfte waren gar nicht so groß, von daher spricht nichts gegen einen Start. Warum nicht, wenn er will?"
Frage: "Muss man einen Unfall verarbeiten? Muss man so schnell wie möglich wieder ins Auto steigen?"
Schumacher: "Für mich hat sich die Frage nie gestellt. Ich bin einfach wieder eingestiegen und bin losgefahren. Mir war das egal."
Frage: "Du musstest damals ja wegen der Gefahr eines zweiten Einschlags pausieren, oder?"
Schumacher: "Sagen wir mal so: Der zweite Einschlag war nicht so das Problem, denn mein Einschlag war sehr weich, aber ich habe mir ein bisschen auf die Lippe gebissen, deshalb habe ich sehr stark geblutet. Das Problem vor zwei Jahren war einfach, dass der Reifen so gefährlich war und das Risiko zu hoch, dass es noch einmal passieren kann. Dann habe ich gesagt: Okay, das macht keinen Sinn, zum dritten Mal hintereinander ist nicht so gesund. Also habe ich es sein lassen."
"Ich kann mich aber nicht daran erinnern, dass mir jemals irgendwer geraten hätte, nicht einzusteigen. Ich habe damals die Entscheidung getroffen, einmal habe ich sie zu früh getroffen, aber das lag an der Gehirnerschütterung, die Robert offensichtlich nicht hat. Von daher war das bei mir etwas anderes. So schnell ich konnte, bin ich ins Auto zurück."
Frage: "Wie wichtig war das Resultat von Montréal für dich in Sachen Selbstbewusstsein und Arbeitsmoral?"
Schumacher: "Die Arbeitsmoral habe ich sowieso nie verloren und Selbstbewusstsein habe ich auch eine gewisse Portion, aber trotzdem ist so etwas natürlich schön. Dabei hatten wir im Glück noch Pech, denn wir hätten besser aussehen können, aber gut. Es hat nicht sollen sein."
Platz acht war einmal ein Anfang
Frage: "Platz acht ist kein Resultat, das eine Wende zum Besseren einleiten würde, oder?"
Schumacher: "Gut, schlechter konnte es nicht werden, also kann es nur besser werden."
Frage: "Warum ist es so schwierig, den Fahrstil zu ändern?"
Schumacher: "Jeder Rennfahrer hat in seiner Natur eine gewisse Art und Weise, schnell Auto zu fahren. Der Eine macht es auf der Bremse, der Andere beim Rausbeschleunigen, der Nächste in den langsamen Kurven. Da sind die Fahrstile teilweise ganz verschieden. So etwas prägt sich ganz früh in der Karriere ein und bleibt dann immer gleich. Manchmal passen Auto und Reifen eben besser dazu und manchmal nicht so gut."
Frage: "Und das zu ändern ist eine zu große Anstrengung?"
Schumacher: "Nein. Es ist nicht so einfach, weil man ja auf eine gewisse Art und Weise gewohnt ist, Dinge zu machen. Wenn man sagt, man fährt langsamer in die Kurve hinein, heißt das ja immer noch nicht, dass man in der Kurve schneller ist oder schneller herauskommt. Prinzipiell ist es das Einfachste, wenn man das Auto auf sich abstimmen kann."
Frage: "Robert Kubica sagt, dass diese Reifen nur einen einzigen Fahrstil zulassen. Bist du der gleichen Meinung?"
Schumacher: "Das kann man bis jetzt noch nicht sagen. Ich glaube, dass das sehr stark vom Auto abhängig ist, mit den Reifen zusammen. Es ist aber wohl in der Tat so, dass die Regeln, die in den letzten Jahren gekommen sind, mit weniger Grip vorne, sicher nicht den Fahrern helfen, die es gewohnt sind, am Limit oder mit Übersteuern zu fahren. Das ist wahr. Trotzdem war es überhaupt kein Problem. Es ist natürlich ein bisschen streckenspezifisch."
Frage: "Nach dem Qualifying in Montréal hast du gesagt, ihr müsst drüber nachdenken, wie ihr künftig nicht immer im Verkehr landen könnt. Was habt ihr da ausgeheckt?"
Schumacher: "Wir haben da verschiedene Möglichkeiten in Erwägung gezogen. Das war natürlich Pech, das konnte keiner absehen, das ist so. Jetzt schauen wir mal, dass wir es besser machen."

