• 22.08.2013 11:02

  • von Dominik Sharaf

Schuften für die Superlizenz: Sirotkin winkt Ferrari-Nachhilfe

Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn erklärt, wie der Teenager auf die Formel 1 vorbereitet werden soll und hofft auf weitere Millionen aus Russland

(Motorsport-Total.com) - Für Sergei Sirotkin ist es die Chance seines Lebens, für Sauber eines der größten Wagnisse in der Geschichte des Rennstalls. Einen 17-Jährigen, der noch nicht einmal in einem Moskwitsch durch die Sankt Petersburger Rushhour tuckern dürfte, auf die Formel 1 vorzubereiten, erfordert eine genaue Planung. Die haben die Schweizer unternommen: Das Sirotkin-Programm sieht Testfahrten ab November, ein Trainingsprogramm unter Physiotherapeut Joe Leberer und ein Beschnuppern mit den Ingenieuren vor.

Titel-Bild zur News: Monisha Kaltenborn

Monisha Kaltenborn will ihren Youngster verantwortungsvoll vorbereiten Zoom

Weil die Teams mit aktuellem Material nicht außerhalb der Rennwochenenden und den offiziellen Testtage auf die Strecke gehen dürfen, soll der junge Russe sich in einem älteren Auto an die enormen Kräfte der Königsklasse gewöhnen. "Wir werden in den kommenden Wochen die genauen Daten festlegen, wann und wo er diese Kilometer fahren kann", sagt Monisha Kaltenborn im Gespräch mit 'Speedweek'. Sirotkin soll sich auch virtuell an seinen neuen Arbeitsplatz gewöhnen und Runden im Simulator abspulen.

Dafür könnte er nach Maranello reisen, wo Sauber derzeit Kundenmotoren bezieht. "Es gibt in Sachen Simulator einige Optionen, darunter auch Ferrari", räumt die Teamchefin ein. Hintergrund der Bemühungen um Fahrtzeit für Sirotkin ist: Er braucht noch eine abgespulte Renndistanz für die Beantragung einer Superlizenz beim Automobil-Weltverband FIA, bisher ist er nur Inhaber der untergeordneten A-Lizenz. "Wir haben das Vertrauen, dass er diese erhalten wird", zeigt sich Kaltenborn zuversichtlich.

Technische Kooperation hat begonnen

Die Personalie Sirotkin ist allerdings nicht nur eine sportliche, sie ist auch eine wirtschaftliche - und damit eine von drei Komponenten des Investorendeals bei Sauber. Kaltenborn bestätigt im Zuge dessen, dass die Forderung nach einem zweiten Piloten aus Russland derzeit nicht im Raum stünde. Die Bereiche zwei und drei betreffen die Promotion für die Grand-Prix-Premiere in Sotschi 2014 und die Zusammenarbeit im technischen Bereich, die über diverse Partnerfirmen realisiert wird.

Kaltenborn ist mit dem bisher Erlebten zufrieden, schließlich wurde ein Showrun in der Olympiastadt vorbereitet und mit den neuen Partnern über erste technische Details gesprochen: "Wir sind froh, dass wir mit der Demofahrt die Möglichkeit erhalten, uns einzubringen", so die Österreicherin über den Stand der Dinge. "Punktuell beginnen wir bereits mit der Kooperation, in den Bereichen Aerodynamik oder Materialforschung können wir uns sehr schnell austauschen", sagt Kaltenborn weiter.

Erstes Geld ist da, weiteres winkt

Und offenbar hat es in der Causa Sirotkin auch auf der menschlichen Ebene gefunkt. "Ich war überrascht, dass ich im Anschluss an den Ungarn-Grand-Prix am Moskauer Flughafen von Sergei und seinem Manager abgeholt wurde. Ich finde, er ist ein sehr ruhiger, zielgerichteter Mann", lobt Kaltenborn und nennt diese Attitüde "angesichts seines Alters beeindruckend". Sie sei auch beim Team gut angekommen. Das will jetzt alles dafür geben, dass Sirotkin gut und nicht ungenügend präpariert in die Formel 1 kommt.

"Wir haben vielleicht schon vorher den einen oder anderen Fahrer gebracht, dem man nachsagte, er habe nicht genügend Vorbereitung gehabt", erinnert Kaltenborn unausgesprochen an Kimi Räikkönen, bei dem sich die Bedenken als unbegründet erwiesen. Ihr Optimismus hört auch dann nicht auf, wenn es um Geld geht. "Wir sind zuversichtlich, dass wir schon bald weitere Partner bekannt geben können, die Verhandlungen mit potentiellen Geldgebern sind intensiviert", sagt die studierte Juristin, deren Fühler weiter gen Russland gestreckt sein sollen.

Sergei Sirotkin

Sergei Sirotkin hat noch nicht die für die Formel 1 nötige Superlizenz Zoom

So schnell werden aber auch dort nicht Nägel mit Köpfen gemacht: "Aber das alles braucht Zeit. Wunder von einem Tag auf den anderen wird es aber keine geben." Erste Hilfe scheint bei den klammen Schweizern gefruchtet zu haben: "Das Geld ist aus Quellen geflossen, die absolut verlässlich sind, und es ist gemäss unseren Abmachungen geflossen. Das Geld ist da, wir verfügen darüber." Sauber hatte sich mit einer Pressemitteilung im Laufe der Woche heftig gegen gegenteilige Gerüchte gewehrt.