Sauber regt Änderung des gesamten Systems an

Peter Sauber fordert, dass die Einstimmigkeit in der Formel 1 fallen gelassen wird, und kritisiert die FIA für die Indianapolis-Farce

(Motorsport-Total.com) - Auch genau 14 Tage nach dem Skandalrennen von Indianapolis war das Nichtantreten der Michelin-Teams heute in Magny-Cours noch Thema. Einer, der normalerweise alle derart umstrittenen Situationen relativ besonnen analysiert, ist Peter Sauber - im Interview mit unseren geschätzten Kollegen von 'Premiere' fand er aber recht deutliche Worte.

Titel-Bild zur News: Peter Sauber

Peter Sauber fand heute erstmals recht deutliche Worte zum Thema FIA

Vor allem verteidigte er noch einmal, dass seine Autos - genau wie zwölf andere - nicht an den Start gegangen sind: "Man hätte die Sache gar nicht anders lösen können", spielte er auf die Gesetzgebung im US-Bundesstaat Indiana an, die die Michelin-Teams dazu zwang, sich an die Empfehlung von Michelin zu halten. Hätte sich jemand der Weisung des Reifenherstellers widersetzt, hätte der jeweilige Teamchef sogar im Gefängnis landen können.#w1#

"Die Schikane wäre eine machbare Lösung gewesen"

Aber: "Die Schikane wäre eine machbare Lösung gewesen", unterstrich Sauber noch einmal. "Ich kann Kreise verstehen, die gegen diese Schikane sind, weil sie dadurch vielleicht ihren Vorteil verlieren, aber die Schikane wäre eine Möglichkeit gewesen, das Rennen zu fahren. Das hat die FIA verhindert. Sie mag dazu gute Gründe haben. Ich will es gar nicht kritisieren, dass sie die Schikane verhindert haben, aber der einzige Ausweg war der, nicht zu fahren."

Die Möglichkeit, jede Runde durch die Boxengasse zu fahren, wie das die FIA nun an die Medien kommuniziert, hat nach Ansicht des Schweizers nie bestanden: "Erstens wurde das vor Ort gar nicht diskutiert. Das wird jetzt im Nachhinein so rübergebracht. Zweitens ist das ein Witz. 80 Mal durch die Boxengasse - die Zuschauer auf der Haupttribüne sehen in Indianapolis nichts vom Infield. Die hätten von dem Rennen nichts gehabt als die Boxendurchfahrt", sagte er.

Eines sei "sonnenklar", fuhr Sauber fort: "Der Reifen war nicht geeignet für die überhöhte Kurve. Das war aber nicht schon am Samstagvormittag klar. Wir haben für die Sache gekämpft, denn wir wussten ja, dass das eine Katastrophe gibt, wenn da über 100.000 Zuschauer sitzen und auf ein Rennen warten. 2000 haben wir beide Autos in Brasilien zurückgezogen, als unsere Heckflügel weggeflogen sind - aus Sicherheitsgründen. Was wir nun erlebt haben, ist absolut identisch, nur hat es sieben Teams getroffen. Das ist für die Zuschauer dann doch eine starke Sache", so der 61-Jährige.

Will die FIA bis September Druck auf die Teams ausüben?

Dass die FIA die Bestrafung für die sieben Michelin-Teams erst im September bekannt geben will, interpretieren viele Insider so, dass sich der Präsident des Automobilweltverbandes, Max Mosley, ein Druckmittel aufbauen will - nach dem Motto: Wenn ihr nicht tut, was ich euch sage, bekommt ihr eben Punkte abgezogen. Sauber wollte das zumindest nicht ausschließen: "Es geht darum, auf Michelin Druck auszuüben, damit Michelin die Sache mit Amerika in Ordnung bringt. Da gibt es ja schon noch einiges zu regeln", nickte er besorgt.

Darüber hinaus hat es seit einiger Zeit den Anschein, als würde die FIA das Ziel verfolgen, Michelin aus der Formel 1 zu vertreiben, um mit Einheitsreifen die Rundenzeiten verlangsamen zu können. Sollte der Einheitsreifen im Reglement festgeschrieben werden, hätte Bridgestone im Moment wohl bessere Karten. Sauber kann sich jedenfalls vorstellen, dass die FIA Michelin zum Rückzug zwingen möchte: "Vielleicht wird dieses Ziel verfolgt", meinte er achselzuckend.

Wichtig wäre gerade jetzt Einigkeit unter den Teams, fuhr er fort, "aber seit längerem funktioniert das nicht mehr. Das hat mal eine gewisse Zeit funktioniert. Heute haben wir das Problem, dass das Ganze nicht mehrheitsfähig ist. Wenn sich ein oder zwei Teams querlegen, kommt es zu keiner Entscheidung. Da müsste man am System etwas ändern", seufzte der Schweizer. Und: "Es ist viel einfacher, die Technik im Griff zu haben als die Menschen..."