• 27.03.2002 11:25

  • von Reinhart Linke

Sauber: "Michelin-Reifen nicht im Sinne des Reglements"

Peter Sauber über die Reifenschlacht zwischen Michelin und Bridgestone, Massa, einen möglichen Testfahrer und vieles mehr

(Motorsport-Total.com) - Der Sauber-Petronas-Rennstall erlebte nach dem enttäuschenden Saisonstart am 3. März in Melbourne ein fantastisches Ergebnis beim zweiten Rennen in Sepang. Nick Heidfeld und Felipe Massa holten vor den Augen von Hauptsponsor Petronas insgesamt drei WM-Punkte. Damit unterstrich Felipe Massa, dass er eine Formel-1-Chance verdient hat ? nachdem es bei den Wintertestfahrten Kritik am jungen Brasilianer gegeben hatte, er gehe zu ungestüm ans Werk und verursache dadurch zu viele Unfälle.

Titel-Bild zur News: Peter Sauber

Peter Sauber freut sich über das gute Ergebnis seines Teams in Sepang

"Er hat bewiesen, dass er an den Rennwochenenden seinen Kopf bei der Sache hat und er weitgehend fehlerfrei fahren kann", erklärte Teamchef Peter Sauber gegenüber der Fachzeitung 'Motorsport aktuell'. Der 20-jährige Felipe Massa konnte damit in seinem ersten richtigen Formel-1-Rennen Punkte holen, nachdem er in Melbourne schon in der ersten Kurve ausgefallen war.

Sauber-Petronas ist nach Ferrari das zweite Team auf Bridgestone-Reifen. In Sepang musste sich der Rennstall aber nicht nur den drei Top-Teams Ferrari, BMW-Williams und McLaren-Mercedes geschlagen geben, sondern auch Renault-Fahrer Jenson Button, der auf Michelin-Reifen Vierter wurde. "Die Kombination Button-Renault-Michelin war im Malaysia-Grand-Prix klar besser als unser Paket", musste der 58-Jährige eingestehen. Da beim Grand Prix von Malaysia aber die Bedingungen sehr heiß waren und so die Reifen von Michelin schneller waren als die Pneus von Bridgestone, glaubt der Schweizer: "Ich erwarte nicht, dass die erwähnte Kombination in jedem Rennen so stark sein wird."

Schon in Sepang waren die Michelin-Reifen nach Meinung von Peter Sauber an der Grenze des Reglements: "Der Michelin-Reifen ist offenbar so ausgelegt, dass er bei zunehmender Abnutzung immer besser wird. Das ist gewiss nicht im Sinne des Autoverbands FIA. Bridgestone verfolgt jene Philosophie, die Präsident Mosley eigentlich wollte. Nämlich, dass ein Pneu mit dem Abbau nicht schneller wird."

Trotzdem glaubt Peter Sauber, dass der französische Automobilhersteller in diesem Jahr der härteste Konkurrent für die Hinwiler im Kampf um den vierten Platz in der Konstrukteursweltmeisterschaft wird. "Man kann wohl schon sagen, dass unser Hauptgegner im Kampf um den vierten Platz Renault sein wird", so der Teamchef.

Sauber-Petronas sucht keinen Testfahrer

Am Rande des Rennens in Malaysia kam es zur Versöhnung zwischen dem Sauber-Petronas-Team und Kimi Räikkönen. Der Finne, der seit diesem Jahr für das McLaren-Mercedes-Team fährt, hatte im vergangenen Jahr einen schweren Stand in seinem Team, nachdem bekannt geworden war, dass er ab 2002 Mika Häkkinen bei den "Silberpfeilen" ersetzen würde. "Kimi wusste, dass wir am Sonntagabend im Hard Rock Café feiern würden", so Peter Sauber. "Dass er den Weg dorthin fand und das Gespräch mit der Mannschaft und mir gesucht hat, das hat mir bewiesen, dass ihm die Sache am Herzen lag. Es war eine schöne Geste, und ich habe mich darüber gefreut."

Obwohl das Sauber-Petronas-Team nach dem Rauswurf von Jos Verstappen bei Arrows-Cosworth kurz vor dem Saisonstart den Niederländer als Testfahrer verpflichten wollte, kommt es nun doch zu keiner Zusammenarbeit. Grund: Der C21 wurde für Nick Heidfeld (1,64 m groß) und Felipe Massa (1,66 m groß) entwickelt, so dass der 1,75 Meter große Jos Verstappen im Cockpit nicht ohne größere Umbauten Platz finden würde. Nach einem weiteren Test- und Ersatzfahrer hält das Team jedoch keine Ausschau. "Jos war nach seiner Entlassung bei Arrows eine Möglichkeit gewesen, die sich ergeben hatte", erläutert Peter Sauber. "Wir hatten nicht nach einem Ersatzfahrer gesucht. Und das tun wir auch jetzt nicht."

An den Grand Prix von Brasilien hat das Sauber-Petronas-Team gemischte Erinnerungen. Nachdem der Rennstall 2000 nach Heckflügelbrüchen im Training vorzeitig abreisen musste, stand Nick Heidfeld beim letztjährigen Rennen in Interlagos als Dritter auf dem Podium. Da das Sauber-Petronas-Team in diesem Jahr wieder Verbesserungen für das Rennwochenende im Gepäck hat, gibt sich Peter Sauber zuversichtlich: "Wir dürfen gewiss optimistisch in die kommenden Rennen gehen."