Sauber: "Ich bin mit den Fahrern glücklich"

Peter Sauber über sein emotionales Comeback, seinen Optimismus für die Zukunft, James Key, seine beiden Fahrer und Nick Heidfeld

(Motorsport-Total.com) - Peter Sauber ist wieder in der Formel 1 zurück - doch von einer romantischen Angelegenheit möchte der Schweizer nichts wissen: "Ich denke nicht, dass das eine romantische Sache ist, das ist natürlich eine emotionale Angelegenheit. Sport ist immer mit Emotionen verbunden. Speziell in meinem Fall ist es mit Emotionen verbunden, denn ich war mir sicher, dass ich nicht mehr zurückkomme. Denn in meinen Augen war das mit BMW eine exzellente Lösung."

Titel-Bild zur News: Peter Sauber

Peter Sauber blickt der kommenden Saison optimistisch entgegen

Sauber glaubt nicht, dass Sauber heute ein stärkeres Team ist als vor der BMW Zeit: "Aber die Infrastruktur ist klar besser. Das Wichtigste, den Windkanal, hatten wir ja schon davor. Aber sie haben während der vergangenen vier Jahre eine Menge investiert. Das Team ist jedoch ähnlich wie jenes davor. Zudem sind wir gleich groß, haben rund 260 Angestellte. Zuvor waren es 275."#w1#

Die Reduktion der Belegschaft war nicht nur notwendig wegen des Rückzugs von BMW, sie wird auch wegen der zukunftigen Limits des Reglements notwendig sein: "Und ich denke auch, dass es der richtige Weg ist, um Geld zu sparen. Und ich denke auch, dass es wichtig ist, Geld zu sparen."

"Das ist ein massiver Rückgang." Peter Sauber

In der Vergangenheit fiel das Privat-Team im Verlauf einer Saison gern einmal zurück: "Das war in der Vergangenheit ein Problem. Wir hoffen, dass wir es in Zukunft lösen können. Vielleicht steht heute schon das Ergebnis da. Das Budget ist um 40 Prozent kleiner als im vergangenen Jahr. Die Belegschaft wurde um 33 Prozent reduziert. Das ist ein massiver Rückgang."

"Trotzdem ist es uns gelungen, im Vergleich zum Wettbewerb nach vorn zu kommen. Wir sind nahe an Williams dran. Manchmal etwas dahinter, manchmal etwas davor. Das gleiche gilt für Mercedes. Das zeigt deutlich, dass man mit einem limitierten Budget nach vorne kommen kann."

"Wir haben ihn nicht, da es zu teuer ist, ein neues Heck zu bauen." Peter Sauber

"Zum Beispiel haben alle Teams vor uns den auspuffangeströmten Diffusor. Aber auch ohne den Diffusor sind wir in der Lage, Schritt für Schritt nach vorne zu kommen.

Das Auto ist in diesem Jahr etwas weiß - mangels Sponsoren: "Wir sind uns sicher, dass wir mehr und mehr Farbe an der Lackierung haben werden. Ich bin mir nicht sicher, welche Basis-Farbe wir haben werden. Wir sind diesbezüglich komplett offen. Ich glaube, dass wir kommendes Jahr auf einem konkurrenzfähige Niveau sein werden."

""Ich habe das Design der Motorhomes und der Auto sehr gemocht." Peter Sauber

Viele hat es gewundert, dass Sauber nach dem Rückzug von BMW an Designelementen festhält - doch für Peter Sauber war das ein logischer Schritt: "Ich habe das Design der Motorhomes und der Auto sehr gemocht. Das Designteam hat da sehr gute Arbeit geleistet. Aus praktisch nichts haben sie ein wirklich schönes Design gezaubert."

"Der Grund, warum wir am Design festgehalten haben, war die Tatsache, dass das für uns der einfachste und der günstigste Weg war, um dieses Jahr zu fahren. Wir haben lediglich die Farbe geändert, von weiß auf anthrazit. Als wir in der Formel 1 begonnen haben, hatten wir eine ähnliche Farbe, ähnlich wie Karbon."

Der Name BMW ist mittlerweile aus dem Teamname verschwunden - und der neue, alte Name wird auch kommendes Jahr Bestand haben: "Das Team wird Sauber F1 Team heißen, wie schon in diesem Jahr nach dem vergangenen Rennen. Und wir werden den Ferrari-Motor haben."

Ein Schlüssel zu den Erfolgen in diesem Jahr und der rasanten Aufholjagd seit dem Saisonbeginn ist die Verpflichtung von James Key als neuen Technischen Direktor: "Wir haben mit drei Kandidaten gesprochen", verrät Sauber. "Er war für uns eine sehr gute Lösung. Er hat seine Karriere vor zwölf Jahren bei Jordan begonnen."

"Ich hatte vom Jordan-Team immer eine sehr hohe Meinung, da man dort aus sehr wenig viel gemacht hat." Peter Sauber

"Ich hatte vom Jordan-Team immer eine sehr hohe Meinung, da man dort aus sehr wenig viel gemacht hat. Die Ergebnisse des Teams waren manchmal exzellent. Auch bei Force India hat er mit einem ähnlichen Budget wie dem unseren sehr gute Autos gebaut. Dort hatte er jedoch keine so exzellente Infrastruktur. Unsere Infrastruktur ist auf einem ähnlichen Niveau wie jene der Top-Teams."

Auch die Fahrer schenken Peter Sauber ein Lächeln: "Ich bin mit den Fahrern glücklich. Aber natürlich sind wir nicht auf einem Niveau mit McLaren oder Red Bull. Denn Kamui Kobayashi ist ein Neuling. Wenn man sich Hockenheim anschaut, dann waren die Rundenzeiten im Qualifying und im Rennen auf einem guten Niveau. Das ist der Anfang."

"Ich bin mir sicher, dass wir uns im Verlauf der Saison verbessern können und kommendes Jahr ein gutes Auto haben werden. Mit unserem weißen Auto gibt es natürlich für neue Partner gute Möglichkeiten."

"Bei Kamui war die Sache klar. Ich war von seinen Leistungen in den zwei Rennen in Brasilien und Abu Dhabi der vergangenen Saison beeindruckt. In meinen Augen war dieses Rennen besser als ein Test. Ich bin glücklich, dass ich bei ihm richtig gelegen bin. Denn es war natürlich ein Risiko, jeder Neuling ist ein Risiko."

"Wir sind immer wieder gefragt worden, warum wir nicht Nick Heidfeld geholt haben." Peter Sauber

"Was Pedro betrifft, so waren nicht viele Fahrer auf dem Markt. Wir sind immer wieder gefragt worden, warum wir nicht Nick Heidfeld geholt haben. Denn Nick ist ein schneller Fahrer mit sehr viel Erfahrung. Die Antwort ist einfach: Wir sind sieben Jahre mit Nick gefahren."

"Und ich war der Meinung, dass es Zeit für eine Veränderung ist. Ich denke, dass das wichtig war. Für das Team war das ein Neustart. Nachdem BMW die Entscheidung traf, sich zurückzuziehen, machte das Team eine sehr schwierige und üble Zeit durch. Das ist nun exakt ein Jahr her."

Ganz ausschließen möchte Peter Sauber eine erneute Zusammenarbeit mit seinem ehemaligen Fahrer aber nicht: "Das würde ich nie sagen. Im Moment liegt mein Fokus nicht auf den Fahrern, sondern in erster Linie auf den Sponsoren."

300. Grands Prix hat das Team mittlerweile auf dem Buckel. In all den Jahren hat man nur drei Rennen auslassen müssen: "Nach dem Unfall von Karl Wendlinger sind wir beim Großen Preis von Monaco nicht gestartet. Auch in Indianapolis sind wir nicht gefahren (wegen Problemen mit den Michelin-Reifen; Anm. d. Red.), in Sao Paulo ebenfalls nicht nach den Problemen mit dem Heckflügel."

Seine Zeit in den Sportwagen möchte er nicht mit der Formel-1-Zeit vergleichen: "Ich denke nicht, dass man einen Vergleich anstellen kann. Die 40 Jahre, welche ich im Motorsport verbracht habe, habe ich in zwei Teile aufgesplittet. Es gab die Sportauto-Karriere, die fantastisch war."

"Ich habe Mercedes nach 33 Jahren wieder in den Motorsport gebracht. Das alleine macht mich schon stolz." Peter Sauber

"Ich habe Mercedes nach 33 Jahren wieder in den Motorsport gebracht. Das alleine macht mich schon stolz. Wir haben gewonnen, was wir gewinnen mussten: Le Mans und zweimal die Weltmeisterschaft. Dann wurde von beiden Parteien die Entscheidung gefällt, zusammen in die Formel 1 zu gehen. Das hat dann nicht ganz funktioniert."

"Wir wussten, dass wir in der Formel 1 eine viel schwierigere Zeit durchleben würden. Vielleicht nicht auf der technischen Seite, denn die Sportwagen, die wir bauten, waren locker auf demselben technischen Niveau wie die Formel 1. Denn Sportwagen sind aufgrund der Türen, Lichter und Windschutzscheiben viel komplexer. Hinzu kommt die Höchstgeschwindigkeit von 400 km/h."

"In der Formel 1 gibt es bessere Fahrer und es ist viel mehr Geld involviert. Aus diesem Grund fällt es einem privaten Team aus der Schweiz viel schwerer, in der Formel 1 zu bleiben. Das Problem ist nicht die Schweiz, das Problem ist, dass man außerhalb von Großbritannien ist. Jedes andere Land ist schlechter, Frankreich, Deutschland."

"Italien stellt vielleicht mit Ferrari eine Ausnahme dar. Der beste Ort für die Formel 1 ist Großbritannien, das ist klar. Ich bin stolz, dass wir in der Formel 1 immer noch ein Privatteam sind. Wir sind nun 18 Jahre dabei, und in den vergangenen 20 Jahren hat die Formel 1 25 Teams oder mehr verloren."