• 11.07.2002 11:57

  • von Marcus Kollmann

Sato: Es war wichtig, Fisichella zu besiegen

Der Jordan-Pilot spricht über den "Heim-Grand Prix" in Silverstone und die Fehlentscheidung des Teams beim Boxenstopp

(Motorsport-Total.com) - An Takuma Sato scheiden sich momentan die Geister der Formel-1-Experten. Die einen halten ihn für extrem talentiert und sehen seine Unerfahrenheit als Ursache für die zu Saisonbeginn des Öfteren zu bewundernden Dreher, Crashs und Zwischenfälle an, die anderen sind der Überzeugung, dass der Mann aus Tokio einfach nicht reif genug für die Königsklasse ist.

Titel-Bild zur News: Takuma Sato in seinem EJ12

Sato hielt den Jordan auch auf der nassen Piste auf der Strecke

Mit Giancarlo Fisichella als Teamkollegen hat der Japaner zudem eine harte Nuss zu knacken, doch wie alle anderen Piloten auch, so ist der Gewinn der Weltmeisterschaft das Ziel des 25-Jährigen und dass die erste Saison hart werden würde, hatte der in England lebende Rennfahrer ohnehin gewusst. Die Kritik der Motorsportexperten hat ihn deshalb bislang relativ kalt gelassen. Auch im teaminternen Duell mit Fisichella sieht es nicht allzu schlecht aus. Sieben zu drei führt der Italiener zwar, doch beim Heimspiel des Jordan-Teams in Silverstone hatte sich Sato gegenüber seinem wesentlich erfahrenen Stallgefährten durchsetzen können, weshalb er im Anschluss an das für ihn frühzeitig wegen Motorschadens beendete Rennen mit seiner Leistung am Rennwochenende insgesamt zufrieden war.

Erfolgserlebnis für den kleinen Japaner in der Qualifikation

"Es war für mich sehr wichtig, Giancarlo in der Qualifikation zu besiegen, denn das beweist, dass ich in guter Form bin", erklärte Sato auf seiner privaten Homepage im Anschluss an das zehnte Rennen der Saison. Wie es dazu kam, dass er in er für die Startaufstellung alles entscheidenden Qualifikation eine um 0,299 Sekunden schnellere Zeit hatte fahren können als Fisichella, beschrieb der 1 Meter 63 große Pilot natürlich auch: "Meine Zeit kam beim dritten Versuch zustande. Es war eine sehr gute Runde und ich war sehr zufrieden mit ihr. Dann wartete ich den letzten Schuss ab, doch plötzlich kam die Sonne heraus und die Streckentemperaturen stiegen um fünf Grad Celsius an. Wenn das passiert, dann muss man das Setup des Autos verändern, denn die wärmere Strecke verursacht Untersteuern. Ich hatte aber solch ein gutes Gefühl mit meinem Auto, dass ich keine großen Veränderungen vornehmen wollte. Meine ersten beiden Sektorenzeiten waren dann auch sehr gut, doch im dritten Sektor vermasselten mir die Reifen, welche Graining hatten, eine bessere Zeit. Deshalb war meine Rundenzeit ähnlich der die ich zuvor gefahren hatte. Die härteren Reifen dürften aber um die drei Zehntel gekostet haben, ansonsten hätte ich vielleicht Startplatz 9 belegen können", verriet der Jordan-Pilot, dass er sich im Hinblick auf das Rennen für die härtere Mischung entschieden und somit einen schlechteren Startplatz für eine bessere Performance im Rennen in Kauf genommen hatte.

Sato setzte auf einen Stopp und harte Reifen

Im Warm Up konnte Sato dann mit randvollen Tanks die viertbeste Zeit realisieren und war nicht nur eine Sekunde schneller unterwegs gewesen als Fisichella, sondern auch mit dem Fahrverhalten seines EJ12 zufrieden: "Der Reifenverschleiß war absolut okay und ich freute mich auf das Rennen, denn ich wusste, dass die meisten zwei Stopps machen würden", sagte der auf eine Einstopp-Strategie setzende Japaner. "Ich war wirklich zuversichtlich, egal ob es nun nass oder trocken sein würde, doch im Rennen selbst hatten wir dann die schlimmsten Bedingungen die man sich vorstellen konnte."

Spannender Zweikampf mit Irvine

Unter den gegebenen Bedingungen konnte der beim Start auf Grund seines schwereren Autos gegenüber der Konkurrenz zurückgefallene Japaner schließlich nicht viel ausrichten, doch als es langsam zu regnen begann hatte er eine Menge Spaß beim Zweikampf mit Jaguar-Pilot Eddie Irvine: "In der Bridge waren wir fast gleichauf, doch es hatte gerade angefangen zu regnen und war deshalb etwas riskant. In der Brooklands fuhr er auf der langsamen Linie und ich setzte mich in Luffield neben ihn. Die Gerade fuhren wie dann Seite an Seite, Rad an Rad lang und in Copse Corner waren wir immer noch nebeneinander. Selbst bei der Fahrt in die Magotts waren wir nebeneinander, bis ich ihn dann in der Becketts überholen konnte. Das erinnerte mich an mein Rennen 1999 in der Britischen Formel 3, wo ich mit Martin O'Connell eine ähnliche Situation erlebt hatte."

Teamentscheidung verzögerte Boxenstopp und kostete über eine Minute Zeit

"Am anderen Ende der Strecke regnete es ziemlich stark. In der Club-Kurve befanden sich drei Autos vor mir, die eine heikle Situation erlebten. Mir ging es genauso, denn ich rutschte auf das Gras und verlor dadurch einen Platz an Giancarlo", schilderte Sato die schwierigen Bedingungen während des Rennens. "Ich merkte dann, dass ich Intermediates benötige, doch das Team wies mich an auf der Strecke zu bleiben. In der nächsten Runde war der Regen dann noch stärker, doch das Team sagte 'Fahr weiter Taku, bleib draußen, es wird in zwei Minuten wieder trocken sein', was mich an meine Zeit in der Serie A der F3 erinnerte, wo mein Ingenieur, Boyo Hieatt, mir beim Rennen in Thruxton dasselbe über Funk gesagt hatte. In der nächsten Runde war es jedoch kaum mehr möglich das Auto auf der Strecke zu halten und ich wurde deshalb beinahe überrundet. Dann ließ man mich endlich an die Box. Ich weiß, dass das Team zuerst Giancarlo abfertigen wollte, doch selbst wenn ich reingekommen wäre und gewartet hätte, so hätte das maximal 5 bis 10 Sekunden gekostet und nicht mehr als eine Minute. Jetzt ist es egal, doch in Zukunft werde ich selbst eine Entscheidung treffen", machte Sato unmissverständlich klar, dass das Team die Situation falsch eingeschätzt hatte.

Trotz Ausfall nicht allzu sehr enttäuscht

Als Sato dann auf Regenreifen unterwegs war, konnte der Japaner wieder gute Rundenzeiten fahren und war zeitweise nur langsamer als die Ferrari-Piloten. Seine Boxentafel zeigte ihm eine für einen Fahrer wenig aussagende Information: "Ich hatte keine Ahnung an welcher Stelle ich lag. Plus 44 und minus 33 stand auf dem Schild. Ich wusste also, dass ich irgendwo in der Mitte des Nirgendwo war. Ich genoss das Fahren aber trotzdem und nachdem ich zum Nachtanken und Wechsel auf Trockenreifen an der Box gewesen war, hatte ich weiterhin gute Zeiten fahren können."

Die Zielankunft sollte dem in dieser Saison wegen technischer Probleme schon zwei Mal ausgeschiedenen Jordan-Piloten aber in Silverstone verwehrt bleiben. Wenige Runden vor Rennende gab der Honda-Motor seinen Geist auf und Sato verlor seinen zehnten Platz und eine weitere Zielankunft.

"Es war enttäuschend, doch es war auch ein Rennen das Spaß gemacht hat", nahm der 25-Jährige seinen Ausfall gelassen. "Ich bin wirklich zufrieden mit meiner Leistung am Wochenende; nicht nur mit dem Fahren, sondern auch wie ich alles von der Einstellung her angegangen bin", zeigte sich Sato mit seiner Performance während des zehnten WM-Laufes rundum zufrieden. Jetzt freut sich der Japaner schon auf das Rennen in Magny-Cours, wo er mit einer weiteren guten Leistung die Kritiker eines Besseren belehren und den Zweifelern beweisen will in die Formel 1 zu gehören.