• 22.03.2002 15:44

  • von Marcus Kollmann

Salo: Interlagos wird dem TF102 liegen

Der Finne über die Vorbereitungen auf Brasilien, den hektischen Rennfahreralltag und die Stärken und Schwächen des TF102

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 ist eine knallharte Sportart, eine mehrere hundert Millionen teure Investition für die beteiligten Teams und Hersteller und selbst dann, wenn nicht alle vierzehn Tage ein Grand Prix gefahren wird, äußerst hektisch. Der Kampf um Podiumsplatzierungen, Punkte und Prestige bringt es mit sich, dass sich die Stammfahrer zwischen den einzelnen Rennen sich nicht mehr so wie noch vor einigen Jahren ausruhen oder auf den nächsten Grand Prix vorbereiten können.

Titel-Bild zur News: Mika Salo

Salo weiß, dass das Rennen in Brasilien anstrengend wird

In der Regel stehen meist schon wenige Tage nach dem letzten Rennwochenende Testfahrten an. Für Toyota-Pilot Mika Salo, der im letzten Jahr als Testfahrer ein Jahr lang Pause vom stressigen Rennfahreralltag hatte, ist das ständige Testen und die Reiserei noch gewöhnungsbedürftig, wie er nach dem Übersee-Rennen in Malaysia verriet.

Wille zum Erfolg ist der Ansporn

"Wow! Das ist eine wirklich erbarmungslose Zeit im Moment. Gerade noch bin ich aus dem Flugzeug aus Malaysia gestiegen und konnte meiner Frau Noriko und meinem Sohn Max 'Hallo' sagen, da muss ich schon wieder zu den Testfahrten nach Barcelona. Das ist der Moment an dem ich wünschte die Beine hochlegen und mich in Ruhe auf das nächste Rennen vorbereiten zu können. Doch ich will nicht zu egoistisch sein, denn ich weiß, dass die gesamte Belegschaft von Panasonic Toyota Racing hart arbeitet, sodass wir uns verbessern können und dazu benötigen sie auch meine Aussagen", erklärt der 1 Meter 75 große Rennfahrer, dass er sich einerseits mehr Freizeit zwischen den Rennwochenenden wünscht, andererseits aber aus der Motivation heraus Erfolg zu haben sein Privatleben zurückstellt, denn die Mechaniker und Ingenieure tun dies ja auch. Gemeinsam will man schließlich so schnell wie möglich erfolgreich sein, um schon bald regelmäßig um Punkteplätze und mehr kämpfen zu können.

Salo mag die Rennstrecke in Interlagos nicht unbedingt

Doch nach seinem Einsatz bei den Tests in Barcelona wird Salo vom Samstag bis Dienstag wenigstens ein paar Tage zum Ausspannen haben. Am Dienstagabend fliegt der Finne dann nach Sao Paulo. War schon der Große Preis von Malaysia wegen der extremen Hitze und hohen Luftfeuchtigkeit für die Fahrer anstrengend, so erwartet die Piloten in Brasilien kein leichteres Wochenende, denn das Autodromo José Carlos Pace ist seiner unebenen Asphaltoberfläche wegen als Buckelpiste bekannt und bei den Fahrern nicht gerade beliebt.

"Brasilien wird wie Malaysia ein weiteres schwieriges Rennen, doch aus ganz anderen Gründen", sagt Salo. "Es erwarten uns zwar nicht diese Hitze und Luftfeuchtigkeit wie in Sepang, aber dafür die stickige Smog-Luft einer der größten Städte Südamerikas. Die Strecke ist wegen der Unebenheiten ohne Zweifel die schlimmste in der ganzen Saison. Die Organisatoren schieben das darauf, dass der Kurs auf einem früherem Sumpfgebiet gebaut wurde. Wie dem auch sei, durch die bucklige Piste ist das Rennen für uns Fahrer ziemlich anstrengend und die Autos werden ebenfalls strapaziert. Meine Lieblingsstrecke ist es jedenfalls nicht", macht Salo kein Geheimnis daraus, dass er den 4,292 Kilometer langen Kurs nicht mag.

Spezielle Vorbereitungen, um die Nackenmuskulatur zu kräftigen

Aber nicht nur die für eine Rennstrecke ungewöhnlich unebene Streckenoberfläche ist quasi eine Eigenheit des Kurses, sondern auch die Tatsache, dass entgegengesetzt dem Uhrzeigersinn gefahren wird und die Fahrer die einzig in Brasilien wirkenden Belastungen auf anderen Kursen bei Testfahrten nicht simulieren können.

Jeder Fahrer betreibt seine eigenen Vorbereitungen, um die Nackenmuskulatur auf die Belastungen in Interlagos vorzubereiten - Mika Salo auch: "Einige Fahrer benutzen Helme mit Gewichten, doch ich bevorzuge es meinen Kopf in einen Reifen zu stecken und meinen Trainer diesen Reifen nach rechts ziehen zu lassen. Das ist vielleicht nicht die fortschrittlichste Methode, doch ich finde, dass sie sehr effektiv ist und für mich gut funktioniert."

Salo glaubt, dass Toyota in Brasilien die Power des Motors ausspielen können wird

Nachdem er selbst in Australien bereits einen WM-Punkt holen konnte und ohne das Auftreten eines elektronischen Problems wohl auch in Malaysia in die Punkteränge gefahren wäre, ist Salo für den bevorstehenden Grand Prix guter Dinge: "Ich glaube, dass wir in Brasilien ein relativ gutes Ergebnis erwarten dürfen, denn der TF102 wird gut auf die Strecke in Interlagos passen. Es ist eine Strecke wo es auf Motorenleistung ankommt und unser Motor ist gut. Man muss nicht mit sehr viel Abtrieb fahren, was genau der Bereich ist wo wir uns noch verbessern müssen."

"Als Team verbessern wir uns mit jedem Rennen und das trifft insbesondere auf die Zusammenarbeit der Leute untereinander zu. Die Mechaniker haben zwischen den Rennen in Australien und Malaysia Zeit miteinander verbracht. Ich bemerkte, dass ihre Zusammenarbeit in Sepang anders war - mehr wie die eines Teams. Wenn wir in Brasilien ähnliche Fortschritte machen können, so wäre ich schon zufrieden", glaubt der in Helsinki geborene Finne Verbesserungen im Teamwork erkannt zu haben.

"Ich bin nicht so naiv zu denken, dass wir dieses Jahr schon einen Platz auf dem Podium erreichen können, doch im Moment läuft es so gut, dass für mich nur der Himmel die Grenze darstellt", zeigt sich der Toyota-Pilot vor seinem dritten Grand Prix mit dem Toyota-Team zuversichtlich und bescheiden zugleich.