• 22.03.2002 14:21

  • von Marcus Kollmann

Mosley: "Ich würde das Testen abschaffen"

Der FIA-Präsident verteidigt im Interview die neuen Regeln und bezieht Stellung zu den für die Zukunft beschlossenen Änderungen

(Motorsport-Total.com/sid) - Nachdem der Automobil-Weltverband FIA diese Woche in Paris Änderungen am Formel-1-Reglement beschlossen hat und den Rennkommissaren eine neue Möglichkeit zur Bestrafung der Fahrer eingeräumt hat, sind die Diskussionen über den Sinn und Unsinn der Veränderungen in vollem Gange. FIA-Präsident Max Mosley nahm sich die Zeit, um im nachfolgendem Interview über seine Sicht der Dinge bezüglich der neuen Regeln zu sprechen.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Mosley würde die Tests während der Saison gerne ganz abschaffen

Frage: "Der Automobil-Weltverband FIA hat in dieser Woche
Änderungen für die Formel 1 beschlossen. Unter anderem darf ab 2004 pro Auto am Rennwochenende nur noch ein Motor eingesetzt werden. Sind Sie zufrieden mit diesen Entscheidungen?"
Max Mosley: "Mir wäre es lieber, wenn wir das schon 2003
machen könnten. Aber wir mussten den Freitag erhalten, weil alle
Veranstalter das verlangt haben, und dann wäre es schwierig
gewesen, schon 2003 mit nur einem Motor durchzukommen. Die
Hauptsache ist aber, dass wir ab 2004 mit einem Motor das ganze
Wochenende fahren. Das spart eine Menge Geld."

Frage: "Wieviel kann Ihrer Meinung nach eingespart werden?"
Mosley: "Etwa 25 bis 35 Prozent. Die Fixkosten für die
Entwicklung bleiben zwar, aber wenn ein Motor doppelt so lange
läuft wie heute, nutzt man am Wochenende einen statt zwei oder drei
und beim Testen auch nur halb so viele. Es hängt davon ab, wieviel
der Hersteller in Entwicklung und Forschung steckt und wie hoch die
reinen Kosten für die Wartung und die Einzelteile sind."

Mosley: Würde gerne die Testfahrten während der Saison abschaffen

Frage: "Ist das die einzige Möglichkeit, Kosten zu reduzieren, oder würden Sie gerne noch in anderen Bereichen sparen, zum Beispiel das Testen einschränken?"
Mosley: "Wenn ich wie ein Diktator bestimmen könnte, würde ich
das Testen abschaffen und Testfahrten nur im Winter und freitags
vor einem Grand Prix an der jeweiligen Rennstrecke erlauben. Aber
die Teams müssten einverstanden sein, und im Augenblick wollen sie
noch testen. Für mich ist das rausgeworfenes Geld, denn alle
entwickeln ihre Autos weiter und der Abstand bleibt gleich. Man ist
vielleicht zwei Zehntelsekunden schneller, aber es sind Millionen
umsonst ausgegeben worden."

Frage: "Beeinflusst es aber nicht auch die Sicherheit, wenn neu entwickelte Teile nicht mehr getestet werden können, bevor sie im
Rennen eingesetzt werden?"
Mosley: "Wenn man sie im Rennen einsetzt, schon. Aber wenn man
den Freitag eines Grand-Prix-Wochenendes zum Testen nutzt, ist es sogar sicherer als bei anderen Testfahrten, denn die Sicherheitsvorkehrungen bei einem Grand Prix sind besser. Wenn ein
Teil bricht, dann ist es besser, wenn es am Freitag vor einem Rennen passiert als bei privaten Tests."

Frage: "Wie kann man sicherstellen, dass ein Team wirklich nur einen Motor benutzt und nicht Teile austauscht. Werden die
Triebwerke verplombt?"
Mosley: "Wir haben ebenso wie bei den Reifen die Technologie,
um das zu prüfen. Wir wissen im Moment genau, wo jeder einzelne
Reifen an einem Wochenende ist."

Neue Regeln erweitern Spielraum bei der Bestrafung

Frage: "Was passiert genau, wenn ein Fahrer ab 2004 einen
Motorschaden hat? Und was passiert bei zwei Motorschäden?"
Mosley: "Er wird 10 Plätze in der Startauftellung verlieren,
bei zwei Schäden 20 Plätze. Das ist schon entschieden."

Frage: "Schon ab dem nächsten Rennen gilt eine neue Regel,
wonach ein Fahrer nach einem Zwischenfall ebenfalls mit dem Abzug
von 10 Startplätzen bestraft werden kann. Was hat man da genau zu
erwarten?"
Mosley: "Bisher gab es nur die Möglichkeit einer Geldstrafe
und danach eine Sperre. Jetzt gibt es etwas dazwischen. Wenn ein
Auto nach einem Zwischenfall noch im Rennen ist, kann man eine
Stop-and-go-Strafe anordnen. Wenn der Fahrer aber ausscheidet, geht das nicht. Dafür gibt es jetzt die zehn Plätze."

Frage: "Wird es in näherer Zukunft Veränderungen im
Formel-1-Kalender geben?"
Mosley: "Da muss uns Bernie Ecclestone erstmal einen Vorschlag
machen, das wird er im Juni tun. Bis dahin warten wir ab."