• 22.03.2002 13:34

  • von Marcus Kollmann

Bridgestone unzufrieden mit Reifenreglement?

Medienberichten zufolge möchte der japanische Hersteller die Regeln des Reifenreglements genauer definiert sehen

(Motorsport-Total.com) - Nachdem der japanische Reifenlieferant Bridgestone in Australien bei insgesamt kühleren Bedingungen das Rennwochenende mit dem Partner-Team Ferrari noch klar hatte dominieren können, wendete sich das Blatt für die Japaner beim letzten Grand Prix in Malaysia schlagartig. Bei den am Rennsonntag herrschenden hohen Temperaturen waren die Pneus von Michelin eindeutig besser als die Rillenreifen aus dem Hause Bridgestone.

Titel-Bild zur News: Bridgestone-Reifen

Die Bridgestone-Pneus waren den Michelins in Malaysia unterlegen

Da im Verlaufe der Saison mit überwiegend wärmeren als kühleren Bedingungen an den Rennwochenenden zu rechnen ist, sieht sich Bridgestone nun anscheinend dazu veranlasst auf die vor einer Woche deutlich gewordene Leistungsfähigkeit von Michelin zu reagieren. Medienberichten zufolge soll Hisao Suganuma, der Technische Manager von Bridgestone, gesagt haben, dass die derzeit geltenden Regeln es schwierig machen eindeutig einen am Rennende als illegal einzustufenden Reifen zu definieren.

"Es ist wirklich schwierig herauszufinden, wie viel Verschleiß erlaubt ist und viel nicht", äußerte sich der Japaner unzufrieden über die jetzige Situation. Für Michelin-Motorsportdirektor Pierre Dupasquier ist hingegen alles klar. Die Franzosen sehen die Situation so, wie jüngst FIA-Präsident Max Mosley sich zum Thema äußerte. Der Engländer hatte erklärt, dass die Rillen am Ende eines Rennens einerseits mit bloßem Auge noch erkennbar sein müssen, andererseits, wenn dies nicht der Fall wäre, durch die Abnutzung der zu Slicks gewordenen Reifen die Rundenzeiten nicht schneller geworden sein dürfen. "Sollte sich herausstellen, dass die Rundenzeiten durch die abgenutzten Reifen schneller geworden sind", so der 61-Jährige, "würde das eine Untersuchung nach sich ziehen."

Michelin kommt mit dieser Regelung nach Aussagen von Pierre Dupasquier gut zurecht, denn da ein Rennauto im Laufe eines Rennens durch die geringer werdende Menge an Benzin zwar leichter wird, die Rundenzeiten dazu im Verhältnis betrachtet aber nicht schneller würden, könnte von einer besseren Leistung auf Grund der sich zu Slicks abnutzenden Reifen nun einmal keine Rede sein: "Man stelle sich vor, dass ein Auto mit 80 Kilogramm Benzin an Bord startet und dann irgendwann nur noch 20 Kilogramm Sprit an Bord hat. Mit jeder Verringerung des Gewichts um 10 Kilogramm müsste die Rundenzeit um 0,3 Sekunden schneller werden, was beim gegebenen Beispiel eine um 1,8 Sekunden schnellere Rundenzeit zur Folge haben müsste. Doch man sieht nie eine Leistungssteigerung um 2 Sekunden pro Runde, denn die Reifen nutzen sich ja ab", erklärte der Franzose in der englischsprachigen Presse.

Da sich Bridgestone anscheinend unter Druck gesetzt sieht und vermutlich nicht sofort auf Michelins Vorteil bei extrem heißen Temperaturen reagieren kann, scheinen die Japaner nun die FIA darum zu bitten das Reifen-Reglement dahingehend klarer zu definieren, dass die eigenen Reifen bei Rennende legal, die von Michelin aber wohl als illegal einzustufen wären. Dupasquier wundert sich über die überraschende Initiative der Konkurrenz, denn letztes Jahr wollte Bridgestone keine Änderungen und nun will man plötzlich die Regeln neu definieren.