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Rosberg: "Soweit es geht bin ich Deutscher"

Nico Rosberg gilt neben Nick Heidfeld als viel versprechendste deutsche Formel-1-Aktie - Interview über den Saisonauftakt, die nächsten Rennen und mehr

(Motorsport-Total.com) - In Australien setzte Nico Rosberg mit dem Überholmanöver gegen Ralf Schumacher und zwei WM-Punkten einen schillernden Akzent, in Malaysia war er bis zu seinem Ausfall unterwegs zu seinem besten Formel-1-Resultat und in Bahrain hatte er zumindest seinen Williams-Teamkollegen Alexander Wurz sicher im Griff. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' analysierte er aber nicht nur die ersten Rennen der Saison 2007, sondern er sprach auch über seine Hoffnungen für die Zukunft sowie seine Beziehung zu Deutschland.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg etabliert sich immer besser in der Königsklasse des Motorsports

Frage: "Nico, nach dem positiven Auftakt in Australien mit zwei Punkten bist du in Malaysia an sechster Stelle liegend ausgeschieden. In Bahrain waren dann einfach keine Punkte drin. War Bahrain da vielleicht sogar frustrierender, weil ihr die Pace einfach nicht hattet?"
Nico Rosberg: "Nein. Das Frustrierendste war Malaysia - wenn du Sechster bist und die Punkte sind in der Hosentasche drin, aber dann bleibt das Ding stehen. Das war sehr frustrierend."#w1#

Bahrain war kein ideales Wochenende

Frage: "Bahrain war aber sicher auch unbefriedigend, gerade wo ihr davor so optimistisch gewesen seid..."
Rosberg: "Ja, aber in Bahrain ging halt alles in eine andere Richtung. Von der Strategie her waren wir falsch, vom Setup her sind wir ein bisschen in die falsche Richtung gegangen und so weiter. Das war einfach nicht ideal."

"In Bahrain ging halt alles in eine andere Richtung." Nico Rosberg

Frage: "Inwieweit hattet ihr dadurch einen Nachteil, dass ihr im Winter nicht in Bahrain getestet habt?"
Rosberg: "Ich glaube nicht, dass es so ein großer Nachteil war. Wahrscheinlich schon ein kleiner, aber letztendlich hat es nicht so viel ausgemacht."

Frage: "Aber kann es nicht sein, dass in diesem Jahr, im so wahnsinnig dicht beisammen liegenden Mittelfeld, diese Nuancen viel ausmachen können?"
Rosberg: "Ja, das stimmt schon. Möglicherweise hast du da Recht. Stimmt schon, das war vielleicht ein Problem, das ein bisschen geschadet hat."

Frage: "Du sagst, du kommst mit dem Heck des Autos noch nicht ganz zurecht. Ist das richtig?"
Rosberg: "Ja. Es ist halt generell so mit diesen neuen Reifen, dass das Heck schwierig ist - vor allem mit unserem Auto. Generell ist es immer noch viel zu instabil beim Bremsen und am Kurveneingang. Es ist schwierig im Moment."

Frage: "Übersteuert das Auto, geht das Heck weg? Kannst du da detaillierter werden?"
Rosberg: "Ja, genau - sogar wenn man geradeaus bremst, da wird die Hinterachse instabil. Und dann auch beim Reinfahren in die Kurve."

Frage: "Wie muss denn ein Auto theoretisch für dich sein, damit es perfekt für dich ist? Hast du am liebsten eines, das ein bisschen untersteuert?"
Rosberg: "Das kommt drauf an, aber wahrscheinlich schon, ja."

Zufrieden stellende Überseerennen

Frage: "Wir haben drei Rennen hinter uns. Bist du generell zufrieden damit, wie es bis jetzt gelaufen ist?"
Rosberg: "Generell eigentlich schon, weil es unser Ziel war, konstant in die Punkteränge zu fahren. Das haben wir eigentlich fast geschafft: Siebenter in Australien, in Malaysia lag ich an sechster Stelle, in Bahrain waren wir halt knapp außerhalb. Mehr oder weniger sind wir dort, wo wir Anfang des Jahres sein wollten. Natürlich müssen wir uns jetzt steigern. Das Ziel ist jetzt, in der Pause bis Barcelona mehr Zeit aus dem Auto rauszuholen als die anderen Teams, die im Mittelfeld vor uns sind."

"Mehr oder weniger sind wir dort, wo wir Anfang des Jahres sein wollten." Nico Rosberg

Frage: "Williams ist ein Privatteam gegen viele große Hersteller, aber du willst natürlich irgendwann Weltmeister werden. Glaubst du, dass das bei Williams möglich sein wird - oder siehst du das eher als Karrierestation?"
Rosberg: "Ich weiß nicht, ob es möglich ist. Es wird sicher schwierig. Es sind aber nach wie vor sehr kompetente Leute bei Williams, sehr talentierte und so weiter. Da muss man einfach das Beste draus machen."

Frage: "Ich stelle mal eine provokante Hypothese auf: Wenn Alexander Wurz mit 33 Jahren das Stallduell gegen dich verliert, wird es schwierig für ihn, einen neuen Vertrag zu bekommen. Umgekehrt gilt das Gleiche für einen Jungen wie dich, wenn du gegen ihn das Nachsehen haben solltest. Ist dir diese Brisanz bewusst? Denkst du an so etwas überhaupt?"
Rosberg: "Natürlich denke ich an so etwas, klar. Ich weiß nicht, man darf den Alex nicht unterschätzen, auf gar keinen Fall. Wenn ich jetzt einige Male gegen ihn verliere, dann ist das auch nicht das große Problem. Er ist sehr stark im technischen Bereich, was in der Formel 1 sehr wichtig ist, und er war damals viermal auf dem Podium oder so (zweimal, in Silverstone 1997 und Imola 2005; Anm. d. Red.)."

Frage: "Du sagst richtig, dass Alexander Wurz technisch einen sehr guten Ruf hat und auch mehr Erfahrung als du beim Weiterentwickeln des Autos. Ist das ein Bereich, in dem du etwas von ihm lernen kannst? Euer Verhältnis scheint ja ein recht gutes zu sein..."
Rosberg: "Natürlich, wir haben ein sehr gutes Verhältnis. Ob ich was lernen kann? Er hat sehr viel Erfahrung, aber ich versuche mich überall zu verbessern - und dieser Bereich gehört dazu, auch wenn ich ehrlich gesagt glaube, dass ich da schon sehr weit und sehr stark bin."

Lob von Gerhard Berger

Frage: "Für Gerhard Berger ist nicht Lewis Hamilton der Star der Saison, sondern du. In den Medien, mit denen du es 2006 nicht immer leicht hattest, passt es also wieder. Wirkt sich das auf deine Stimmung aus, macht dir das das Fahren leichter?"
Rosberg: "Das habe ich letztes Jahr gelernt, dass man darauf nicht so viel achten darf, was die Medien sagen und so weiter. Das ist der falsche Weg. Du musst selber von dir überzeugt sein und selber dein Ding machen - und solange du mit deinen Leistungen glücklich bist, ist das der entscheidende Punkt."

Nico Rosberg und Lewis Hamilton

Youngsters erobern die Formel 1: Nico Rosberg und Lewis Hamilton in der F3 Zoom

Frage: "Registrierst du so etwas, wenn einer wie Gerhard Berger solche Dinge über dich sagt?"
Rosberg: "Natürlich, schon, ja. Das nimmt man schon wahr, aber ich versuche, das so wenig wie möglich zu registrieren. Ich bedanke mich aber für Gerhards positive Einschätzung, klar."

Frage: "Derzeit dreht sich alles um Lewis Hamilton, du kennst das ja aus eigener Erfahrung. Macht das denn einem jungen Fahrer Druck, wenn er neu in die Formel 1 kommt - und auf einmal schwappen die Medien von total positiv auf total negativ um?"
Rosberg: "Ja, es ist natürlich nicht einfach, klar. Wenn alles gut anfängt und dann wird es auf einmal schwieriger, ist das schon ein bisschen hart. Da muss man aber durch, denn in der Formel 1 gibt es immer harte Momente. Das Wichtigste daran ist, dass man versucht, diese schwierigen Momente ins Positive umzuwandeln, dass man daraus lernt, daran wächst und stärker wird. Das ist nicht einfach, aber das musst du versuchen."

Frage: "Hat es da im Vorjahr Momente gegeben, wo du im Bett gelegen bist und dir den Kopf darüber zerbrochen hast?"
Rosberg: "Natürlich! Klar gab es Momente, in denen ich dachte: Scheiße, jetzt geht da nichts mehr! Aber da muss man halt durch. Das Jahr war sehr schwierig, aber darüber will ich eigentlich nicht mehr sprechen. Ich habe viel daraus gelernt und das Beste daraus gemacht - und jetzt geht es hoffentlich voran."

Rosberg größte deutsche Zukunftshoffnung

Frage: "Wir haben im Winter eine Umfrage durchgeführt, in der die deutschen Formel-1-Fans angegeben haben, dass sie dich von den vier Deutschen am ehesten als Nachfolger von Michael Schumacher sehen. Fühlst du dich jetzt angesichts dieses Supports schon etwas deutscher als noch vor einem Jahr? Du hast dich ja immer mehr als Europäer gesehen eigentlich..."
Rosberg: "Nein, das ändert überhaupt nichts an meiner Einschätzung, ob ich jetzt deutsch bin oder nicht. Ich bin mit der deutschen Kultur aufgewachsen in Monaco, ich gucke deutsches Fernsehen, meine Mutter ist Deutsche, wir sprechen zu Hause Deutsch - also soweit es geht bin ich Deutscher."

"Ich bin mit der deutschen Kultur aufgewachsen in Monaco, ich gucke deutsches Fernsehen, meine Mutter ist Deutsche, wir sprechen zu Hause Deutsch." Nico Rosberg

Frage: "Was wäre dir denn lieber: Monaco zu gewinnen oder am Nürburg- oder Hockenheimring, wo all die deutschen Fans sind?"
Rosberg: "Monaco! Weil das die größere fahrerische Herausforderung ist. Insofern ist Monaco sportlich wertvoller als Deutschland."

Frage: "Mit dem nächsten Rennen geht es erst am 13. Mai in Barcelona weiter. Was hast du bis dahin geplant?"
Rosberg: "Ich werde Freunde und Familie treffen und Zeit mit denen verbringen, ein bisschen trainieren, wieder in den Rhythmus reinfinden. Das war's eigentlich."

Frage: "Ihr bekommt für Barcelona einige neue Teile, wie du schon angekündigt hast. Kannst du ein wenig konkreter drauf eingehen, was ihr in der Pipeline habt?"
Rosberg: "Hauptsächlich Aerodynamik. Wir haben eine neue Richtung eingeschlagen. Mal schauen, ob uns das weiterbringt. Hoffentlich!"

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