• 09.09.2001 13:34

  • von Marcus Kollmann

Ron Dennis im Gespräch

Der Teamchef über die Stimmung im Team, die Probleme in diesem Jahr und die Hintergründe bei der Auswahl der Fahrer

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Gewinn der Fahrer- und Konstrukteursmeisterschaft durch Ferrari in Ungarn, ist die Saison 2001 für das McLaren-Team grundsätzlich gelaufen, denn das Ziel, die Italiener an der Titelverteidigung zu hindern, erreichte man dieses Jahr aus mehreren Gründen nicht.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis Teamchef von McLaren-Mercedes

Dennis: "Insgesamt sind wir einfach nicht gut genug gewesen..."

Zum einen kämpfte das Team von Beginn der Saison an mit einem schwer fahrbaren Auto, was man jedoch schnell in den Griff bekam, sowie anschließend mit jeder Menge technischen Problemen.
Allein bislang sahen Mika Häkkinen und David Coulthard in diesem Jahr 10 Mal nicht die Zielflagge, was entweder direkt an technischen Problemen mit dem MP4-16 lag, oder eng in Zusammenhang damit stand als die Fahrer ihren Boliden bei den Starts abwürgten.

Ganz vorbei ist der Kampf in diesem Jahr für das Team aus Woking aber noch nicht, denn es geht noch darum, ob entweder McLaren-Mercedes oder aber BMW-Williams Zweiter bei den Konstrukteuren wird. Derzeit liegt das Team rund um Ron Dennis mit 81 Punkten vor dem Rennstall aus Grove, welches 59 Punkte vorzuweisen hat.

Ist der Punkteunterschied zwischen den beiden englischen Teams relativ gering, so ist der Abstand auf Ferrari (152 Punkte) allerdings eklatant groß. Teamchef Ron Dennis macht deshalb auch keinen Hehl daraus, dass die Saison 2001 schlecht gelaufen ist.

"Die Realität ist die, dass wir oftmals in diesem Jahr nicht gerade gute Arbeit geleistet haben. Wir hatten oft einen konkurrenzfähigen Boliden und die Möglichkeit zu gewinnen, am Ende zahlten wir aber wegen der mangelnden Standfestigkeit einen hohen Preis. Ich denke auch, dass wir die meiste Zeit in Sachen Rennstrategie richtig lagen. Abgesehen von zwei Grand Prix, wo wir daneben lagen, hatten wir immer die perfekte Taktik gewählt. Das ist meines Erachtens nach kein schlechter Durchschnitt", so der Engländer.

Dennis weiter: "Insgesamt sind wir einfach nicht gut genug gewesen, jedoch gilt das auch für alle anderen die nicht gewonnen haben. Es gibt immer Gründe dafür, wenn man nicht konkurrenzfähig ist oder nicht in der Lage ist die Rennen zu beenden. Wichtig ist jetzt, dass man diese Gründe systematisch analysiert und präventive Maßnahmen einleitet, sodass diese nicht noch einmal auftreten. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass die Formel 1 die Königsklasse des Motorsports ist, in der das Gewinnen sehr schwierig ist. Es ist nicht leicht einen Grand Prix gewinnen, und eine Weltmeisterschaft zu holen ist noch weitaus schwieriger. Am Ende des Tages hat dieses Jahr das beste Team gewonnen und für alle anderen Teams ist die Zielsetzung für 2002, dass man versucht besser zu sein", fand der Teamchef anerkennende Worte für die Konkurrenz und beschrieb, wie man versucht ein "Debakel" wie in dieser Saison zu verhindern.

Der Kampf um den zweiten Platz bei den Konstrukteuren ist laut Meinung des 53-Jährigen ein Kampf um die goldene Ananas, denn so etwas wie einen zweiten Sieger gibt es nun einmal nicht. Aus diesem Grund ist die vermeintliche Genugtuung, am Ende des Jahres vielleicht Zweiter hinter Ferrari geworden zu sein, für Dennis nur aus finanzieller Sicht wichtig, sonst aber gänzlich uninteressant.

"Es hat ein paar finanzielle Auswirkungen, wenn man Zweiter in der Konstrukteurswertung wird, jedoch halten sich diese bei dem Verteilungsschlüssel der Gelder in der Formel 1 in Grenzen", verrät Dennis. "Ich denke, dass wir das Team nicht mit dem Ziel, Zweiter zu werden, führen, sondern dass wir weiterhin mit dem Ansporn, grundsätzlich gewinnen zu wollen und dieses Jahr noch einige Rennen zu gewinnen, agieren. Wir sollten vermutlich in der Lage sein, vor unseren guten Freunden von Williams am Ende zu bleiben. Gelingt uns dies nicht, so verlieren einen weiteren Platz, aber nach Platz eins gibt es sowieso keinen zweiten Sieger oder so."

Nach wie vor beschäftigt die Formel-1-Fans die Frage, mit welcher Fahrerpaarung die Silberpfeile 2002 an den Start gehen werden. Entgegen der bislang üblichen Tradition, die Namen der Fahrer beim Großen Preis von Deutschland zu verkünden, hält sich das Team aus Woking diesbezüglich weiterhin bedeckt. Viele Rennfahrer wurden oder werden derzeit mit dem von Mika Häkkinen besetzten Cockpit in Verbindung gebracht. Ein italienischer Pilot wie Giancarlo Fisichella oder Jarno Trulli wurde aber nie, zumindest nie öffentlich oder ernsthaft, in Erwägung gezogen.

Warum dem so ist macht Ron Dennis folgende Aussage auf die Frage, weshalb seiner Meinung nach kein Italiener für eines der Top Teams fährt, deutlich.

"Ich glaube, dass die Nationalität der Fahrer kaum eine Relevanz in Bezug auf deren Fähigkeiten zu gewinnen besitzt. Selbstverständlich stammen wir alle aus verschiedenen Kulturen und manchmal ist es so, dass wir deshalb einen Fahrer aus dem gleichen Land favorisieren. Der Unterschied zwischen einem japanischen und einem englischen Fahrer ist schon allein auf Grund des kulturellen Backgrounds deutlich zu erkennen. Aber es ist ein nominaler Teil der Leistungsparameter, der den konkurrenzfähigen oder nicht marktgerechten Fahrer ausmacht. Die meisten Trends, die wir sehen, entwickeln sich durch die Unterstützung die jungen Fahrern entgegengebracht wird. Es gab in der Vergangenheit Zeiten in denen viele Franzosen fuhren, anschließend waren es Italiener... Eine Menge hängt von der Ökonomie des jeweiligen Landes ab. Einige deutsche Fahrer treten zum Beispiel durch BMW und Mercedes-Benz in den Blickpunkt, am Ende aber geht es nicht um die Nationalität. Es geht alleine darum, wer der richtige Fahrer für einen ist und zur Verfügung steht. Erst anschließend kümmert man sich um die untergeordneten Sachen wie Interessen zwischen den Fahrern, Managern und so weiter. Manche Fahrer werden aber auch durch ihr Management vielleicht daran gehindert zu wechseln und am Ende des Tages muss man eine Menge unterschiedlicher Aspekte bei der Wahl eines Fahrers beachten", so Dennis, der jüngst erklärte, dass sein Team zum richtigen Zeitpunkt die Fahrerpaarung für die kommende Saison bekannt geben wird.