• 03.11.2001 18:15

  • von Fabian Hust

Ron Dennis: Die Zukunft von McLaren stimmt

2001 blieb nur die Silbermedaille, in den kommenden Jahren soll es für die Silberpfeile wieder Gold sein

(Motorsport-Total.com) - Mehr als 30.000 Fans kamen am Samstag nach Stuttgart-Untertürkheim zum Stars-and-Cars-Tag von Mercedes-Motorsport, um den Geruch von Gummi und Benzin zu erleben. Frenetisch wurden die DTM-Piloten gefeiert, die die Werksstraße mit ihren Burn-outs kräftig einnebelten. Ebensoviel Beifall erhielt aber auch Mika Häkkinen, der samt Ehefrau Erja angereist war, um sich von seinen Fans zumindest vorläufig zu verabschieden: "Ich kann euch garantieren, dass ich wieder hier her kommen werde", versprach der Finne - Teamkollege David Coulthard und seine Freundin standen an diesem Tag im Hintergrund.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis

Ron Dennis blickt optimistisch auf die Zukunft seines Teams

Räikkönen: "So viele Podiumsplätze wie möglich"
Etwas unbeholfen wirkte Teamneuling Kimi Räikkönen, der erstmals in McLaren-Teamkleidung zu sehen war. "Das war hier mein erster Arbeitstag", flüsterte der Finne in das Mikrophon und war sichtlich froh, dass er auf der Ehrentribüne zusammen mit Mika und Erja Häkkinen den Boxenstopp-Wettbewerb zwischen der Formel 1-, der DTM- und einer historischen Boxenstopp-Mannschaft verfolgen konnte: "Ich hoffe, dass ich so schnell wie möglich auf dem Podium stehen werde. Und das so oft wie möglich", so die Saisonziele des 22-Jährigen.

Dennis: "Raikkönen soll gewinnen"
Häkkinens Landsmann Räikkönen soll die Zukunft von McLaren-Mercedes sein. "Ganz einfach, er soll gewinnen", antwortete Teamchef Ron Dennis auf die Frage, was er sich vom Nachwuchstalent erhoffe. Mercedes-Motorsportdirektor Norbert Haug nahm den Finnen dann etwas den Druck von den Schultern: "Ich denke, dass wir ihm am Anfang Zeit geben müssen. Er ist noch ein junger Mann mit wenig Formel-1-Erfahrung. Er wird die Zeit und die Unterstützung bekommen. Dass er Talent hat, das hat er uns allen in dieser Saison zweifelsohne bewiesen."

Coulthard unter Druck
Das Team um Ron Dennis machte aber auch keinen Hehl daraus, dass es nun an David Coulthard liegen muss, in der kommenden Saison den Titel zu holen: "David hat mit Sicherheit das Zeug dazu", so Norbert Haug. Und Ron Dennis fügt im Zusammenhang mit der Auszeit von Mika Häkkinen hinzu: "Es ist egal, wer für uns in den Autos sitzt, aber natürlich ist Mika Teil unserer Familie. Verschiedene Fahrer waren schon Weltmeister für uns geworden, Mika war der letzte und David hat mir gesagt, dass er der nächste werden wird. Natürlich wird er es nicht leicht haben und aus diesem Grund muss er dafür arbeiten."

Coulthard selbst gibt sich wie immer zuversichtlich, vielleicht auch deshalb, weil er mit Mika Häkkinen seinen langjährigen Teamkollegen "losgeworden" ist, der ihm über all die Jahre so viel Kopfzerbrechen bereitet hatte: "Klar ist es schwierig, eine gute Beziehung zueinander aufzubauen, wenn jeder von uns beiden haben möchte, dass tausende von Leuten für einen jubeln. Aber dennoch sind wir sehr gut miteinander ausgekommen und hatten ein exzellentes Arbeitsverhältnis. Es ist logisch, dass es mich wurmt, dass Mika während unserer gemeinsamen Zeit die meisten Erfolge hatte und zwei WM-Titel gewonnen hat. Für mich ist das aber nur ein Motivator für die Zukunft, denn ich kann die gleichen Erfolge feiern wie er."

Wurz: Keine Chance gegen Räikkönen
Der Mann, der im Hintergrund für die Erfolge von McLaren-Mercedes arbeitet, klatschte nicht, als Kimi Räikkönen auf die Bühne kam - auch im kommenden Jahr wird Testfahrer Alexander Wurz wieder seine Runden abspulen, um den MP4-17 konkurrenzfähig zu machen, das Cockpit neben Coulthard hat Räikkönen erhalten: "Seitdem ich bei McLaren-Mercedes bin, habe ich in diesem Auto rund 20.000 Kilometer zurückgelegt, das ist weit mehr, als alle anderen Fahrer gefahren sind und fast so viel, wie Mika und David in diesem Jahr zusammen gefahren sind."

Neuer Motor erst Ende November auf dem Prüfstand
Ein Mann, auf den besonders viel Arbeit zukommt, ist Motorbauer Mario Illien, der über die nächsten Wochen hart arbeiten muss, um den PS-Rückstand auf die Konkurrenz wettzumachen: "Der Motor ist noch nicht ganz fertig, wir arbeiten noch an letzten Details. Es wird rund um die Uhr gearbeitet, um die Teile rechtzeitig fertig stellen zu können, damit wir Ende des Monats mit dem Motor auf den Prüfstand gehen können."

Warum McLaren zu Michelin wechselt
Ein Schlüssel zum Erfolg soll auch McLarens neuer Reifenpartner Michelin liefern: "Ein Vertrag mit einem Reifenpartner muss völlige Gleichberechtigung voraussetzen und sicher stellen, dass andere Teams auf den Reifen nicht im Nachteil sind und umgekehrt - davon gehe ich bei Michelin aus", so Teamchef Ron Dennis. "Wir müssen zusammen den Reifen entwickeln, unser Vertrag beinhaltet keine Bevorzugung für uns oder gegenüber den anderen Teams. Alle Teams werden von der Partnerschaft profitieren."

"Wir haben den Reifenpartner gewechselt, weil wir den Einfluss der Reifen auf die Leistung des Autos und der Aufhängung besser verstehen wollen. Wir möchten stärker auf technischer Basis mit einem Reifenpartner kooperieren, als wir dies jemals zuvor getan haben." Gleichzeitig zerstreut Dennis Gerüchte, wonach Bridgestone Ferrari bevorzugt habe: "Wir fahren immer auf den gleichen Reifen. Alle Teams leiden ein wenig unter Paranoia und ich denke nicht, dass wir hier eine Ausnahme darstellen. Wir haben unsere Entscheidung wegen der Zukunft, nicht auf Grund der Vergangenheit getroffen."

McLaren finanziell langfristig abgesichert
Technisch und Personell ist McLaren-Mercedes auch in den kommenden Jahren stark aufgestellt, aber auch finanziell hat man ausgesorgt, wie der Teamchef verriet: "Wir wissen genau, wo es für uns hingeht. Wir haben zum Beispiel schon 99,9 Prozent unseres Budgets für das nächste Jahr zusammen. Was aber noch viel beeindruckender ist: Wir haben 90 Prozent unseres Budgets für 2003, 85 Prozent des Budgets für 2004 und über 80 Prozent für die Saison 2005."

Die Saison 2001 beschreibt Dennis nicht als Katastrophe, aber man möchte aus den Fehlern lernen: "Wenn die Dinge schwierig laufen, dann verleihen dir die Probleme neuen Schwung und wir arbeiten seit Juni hart, um unsere Leistung zu verbessern. Wir sind zuversichtlich für die Zukunft, haben großartige Partner, die hinter uns stehen und sind fest entschlossen, unsere Ziele zu erreichen."