• 02.11.2001 16:21

Hersteller verstärken Druck auf Kirch: Übereinkunft Ziel

DaimlerChrysler-Vorstandsmitglied Jürgen Hubbert hat am Freitag über die geplante Konkurrenzserie gesprochen

(Motorsport-Total.com/dpa/sid) - Die Hersteller verstärken im Kampf um die Zukunft der Formel 1 ihren Druck auf den Münchner Medienmogul Kirch. DaimlerChrysler-Vorstandsmitglied Jürgen Hubbert teilte am Freitag im Mercedes-Werk in Stuttgart-Untertürkheim mit, dass die Automobilkonzerne "in den nächsten Tagen eine Gesellschaft gründen, die fähig ist, eine Rennserie zu organisieren, falls es zu keiner Übereinstimmung mit Kirch kommt". Hubbert signalisierte zugleich, dass die Hersteller Interesse an einer Übereinkunft mit dem Medienriesen hätten, der 75 Prozent an der Formel-1-Vermarktungsgesellschaft SLEC hält: "Es wäre verrückt, nicht zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen."

Titel-Bild zur News: Jürgen Hubbert

Jürgen Hubbert gibt weitere Details zur eigenen "Hersteller-Formel 1" preis

Die Münchner Kirch-Gruppe hält die Mehrheit der Formel-1-Vermarktungsgesellschaft SLEC, steht aber mit den Konzernen in Verhandlung über eine Beteiligung. "Es geht nicht um eine Konkurrenzserie, sondern um die Zukunft der Formel 1", erläuterte Mercedes-Sportchef Norbert Haug: "Die Formel 1 ist zu einer Plattform für die Hersteller geworden, fast jedes Team ist irgendwie mit einem Konzern verbunden. Das einzige Ziel ist, die Stabilität dieser Plattform zu sichern."

Den Vorstand der neuen Gesellschaft bilden die Top-Manager Wolfgang Reitzle (Jaguar/Ford), Luca di Montezemolo (Ferrari/Fiat), Burkhard Göschel (BMW), Patrick Faure (Renault) und Hubbert. Sie sollen entsprechende Schritte einleiten und beispielsweise Verhandlungen mit Streckenbesitzern oder Fernsehgesellschaften über eine künftige Zusammenarbeit führen. Hubbert kündigte allerdings an: "Wir haben keine Eile. Eine Lösung mit Kirch sollten wir aber innerhalb eines Jahres finden."

Eine neue Grand-Prix-Serie könnte frühestens 2008 nach dem Ablauf des derzeitigen "Concorde Agreement" starten. In diesem bis 2007 gültigen Abkommen haben sich die Teams, der Internationale Automobil-Verband FIA und die Vermarktungsgesellschaft (früher FOA, jetzt SLEC) über den Ablauf in der Königsklasse des Motorsports geeinigt. "Vielleicht müssten wir dann den Namen wechseln", sagte McLaren-Teamchef Ron Dennis. "Aber es würde die Formel 1 bleiben." Auch Hubbert und Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug bekräftigten, dass es keine Parallel-Serie geben könne.

Hersteller und Teams treiben bei ihrem Vorstoß vor allem die Sorgen um die Zukunft der medien- und werbewirksamen Formel 1, um die Verteilung der damit eingenommenen Milliarden und um die Ausstrahlung im Free-TV. "Mit Toyota sind in der kommenden Saison sieben der zehn wichtigsten Hersteller in der Formel 1 engagiert", verwies Hubbert auf die Bedeutung der weltweit populärsten und wichtigsten Rennserie. DaimlerChrysler und Co wollen Garantien dafür, dass die Top-Klasse auch künftig nach bewährtem Muster abläuft und nicht kurzfristige Marktinteressen zu Auswüchsen führen.

Weltweit verfolgen pro Rennen 300 bis 350 Millionen Menschen die Rennen der Formel 1, allein in Deutschland sind es im Schnitt pro Grand Prix mehr als zehn Millionen. Damit erhalten die Hersteller, aber auch die Sponsoren und Partner der Teams weltweit eine enorme Publicity.

Hubbert versicherte, die Hersteller strebten nicht die Mehrheit an der SLEC an. "Es ist nicht unser Interesse, die Mehrheit zu übernehmen", erklärte er. Die Hersteller hätten auch keinerlei Vorbehalte gegen Kirch als Partner. "Das Ziel ist, dass der Sport unabhängig bleibt, die Übertragung im Free-TV und das Format der Formel 1 erhalten bleiben", sagte Hubbert. Sie könnten sich deshalb auch eine Partnerschaft mit Kirch vorstellen. Auf Grund ihres auch finanziell umfassenden Engagements sei für die Automobilunternehmen die Zukunft der Formel 1 wichtig. Neue Hersteller seien willkommen sagte er mit Bezug auf die jüngsten Spekulationen, auch VW wolle in den Grand-Prix-Sport einsteigen. "Wir sind offen für alle."

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