Renault "stark genug" für einen Sieg in Silverstone

Während Fernando Alonso nicht fest mit einem Sieg in Silverstone rechnet, glaubt Giancarlo Fisichella an die Chance auf seinen zweiten Saisonerfolg

(Motorsport-Total.com) - Für Renault läuft unverändert alles wie am Schnürchen: Fernando Alonso liegt nach vier Siegen und drei zweiten Plätzen unbeirrbar auf Titelkurs, in der Konstrukteurs-WM beträgt der Vorsprung auf Ferrari stattliche 28 Punkte und selbst Giancarlo Fisichella kann als derzeit Dritter der Gesamtwertung mit einem vollen Erfolg auf ein einigermaßen solides erstes Saisondrittel zurückblicken.

Titel-Bild zur News: Giancarlo Fisichella

In Monaco feierte Renault bereits den fünften Sieg im siebenten Saisonrennen

Bei den Testfahrten in Barcelona in der vergangenen Woche konnte Renault zwar nicht ganz mit den Fabelzeiten von Michael Schumacher Schritt halten, doch während Ferrari längst unter Druck steht und in der Entwicklung an die Grenzen gehen muss, können sich die Franzosen schon wieder darauf beschränken, mit ihrer berühmten "Eichhörnchentaktik" den momentanen Vorsprung dank des zuverlässigen Gesamtpakets über die Runden zu retten.#w1#

Gute Erinnerungen an den Test im April

Alonso geht "sehr zuversichtlich" in das kommende Wochenende: "Der Test im April lief sehr erfolgreich", sagte er, "und wir wissen, dass der Charakter der Strecke dem R26 entgegenkommt. Es gibt also keinen Grund, warum wir nicht um den Sieg mitkämpfen sollten. Aber natürlich können wir nicht fest mit einem Triumph rechnen. Ferrari wird sicherlich sehr stark sein und auch McLaren zählt zu den Favoriten, wenn sie ihre Leistung von Monaco wiederholen können. Uns steht sicherlich kein leichter Grand Prix bevor, aber wir werden ein Wörtchen um den Sieg mitreden."

"Wir wissen, dass der Charakter der Strecke dem R26 entgegenkommt." Fernando Alonso

"Bei den Tests vor einigen Monaten zeigten die Pneus von Michelin eine hervorragende Leistungsfähigkeit. Das stimmt mich zuversichtlich, dass sie auch diesmal stärker als die Konkurrenz sein werden. Aber wir müssen abwarten, welche Bedingungen vorherrschen, ehe wir genaue Vorhersagen treffen können. Bei den vergangenen Grands Prix hat sich das Kräfteverhältnis vom ersten Training bis zum Rennen verändert. Wir müssen also auch schauen, wie sich die Fahrbahn entwickelt und wie die Reifenperformance am Sonntagnachmittag sein wird", fügte der Spanier an.

Fisichella hofft auf seinen zweiten Saisonsieg

Fisichella blickt dem Wochenende fast noch optimistischer entgegen: "Ich war hier Schnellster bei den Tests im April, also sehe ich mich auch beim Grand Prix ganz vorne. Ich glaube, dies ist eine der Strecken, die unserem Paket entgegenkommen müsste. Ferrari dürfte unser stärkster Gegner sein und uns von der reinen Geschwindigkeit sehr nahe kommen, aber ich glaube, dass wir stark genug sind, um dieses Rennen zu gewinnen", erklärte er selbstbewusst.

Und weiter: "Diese Strecke erfordert eine effiziente Aerodynamik und ein stabiles Auto, das es erlaubt, Speed mit in die schnellen Kurven zu nehmen. Du musst volles Vertrauen in dein Auto haben, um richtig angreifen zu können. Genau das erlaubt der R26. Wenn du Vertrauen hast, kannst du mit dem Auto ans Limit gehen, den hohen Rhythmus des ersten Streckenteils halten und gute Rundenzeiten erzielen", teilte der Italiener mit.

"Du musst volles Vertrauen in dein Auto haben, um richtig angreifen zu können." Giancarlo Fisichella

Was ist deiner Meinung nach in Silverstone entscheidend, Fernando? "Eine hervorragende Aerodynamik für die schnellen Kurven", entgegnete Alonso, "eine ausgewogene Balance, ausgezeichneter mechanischer Grip für den langsamen Teil am Ende der Runde - und das Auto muss die Fahrbahnunebenheiten schlucken. Silverstone lässt sich grundsätzlich in zwei Abschnitte unterteilen: Die Runde beginnt mit vielen schnellen Kurven, bevor wir zum Ende viele langsame Ecken durchfahren müssen. In Silverstone trennt sich in puncto Autos die Spreu vom Weizen."

Deutlich spürbare Umstellung von V10- auf V8-Motoren

"Mit einem V8-Motor", fuhr der Weltmeister fort, "ist die Strecke ganz anders als mit einem Zehnzylinder. In Silverstone findest du viele schnelle Kurven vor, bei denen die geringere Kraft der Triebwerke und der größere Grip durch die weicheren Reifen einen enormen Unterschied ausmachen. In den Kurven sind wir dieses Jahr also viel schneller - den ersten Abschnitt des Kurses können wir fast komplett mit Vollgas durchfahren. Durch diese Charakteristik wirkt sich die Umstellung von V10 zu V8 stärker aus als bei allen anderen Rennen, die wir bis dato absolviert haben."

Fernando Alonso

Bei den Tests im April hatte Fernando Alonso die Strecke in Silverstone im Griff Zoom

"Die neuen Bedingungen machen das Rennen vor allem physisch anspruchsvoller", erklärte der 24-Jährige. "Die Hochgeschwindigkeitskurven in Kombination mit einem sehr welligen Asphalt gehen an die Substanz. Außerdem ist der Fahrspaß ein ganz anderer. Für einen Fahrer ist es immer ein ganz besonderes Gefühl, in schnellen Kurven zu attackieren und ans Limit zu gehen."

Renault-Mitarbeiter in Silverstone auf den Tribünen

Und: "Die britischen Fans besitzen eine sehr enge Beziehung zur Formel 1. Sie haben nicht nur eine große Leidenschaft, sondern auch sehr viel Ahnung von der Königsklasse", so Alonso. "Außerdem stellt das Rennen in Großbritannien für viele Teams ein Heimspiel dar. Unser Chassisworkshop in Enstone beispielsweise ist lediglich eine halbe Stunde von der Rennstrecke entfernt. Natürlich kommen die Mitarbeiter am Wochenende zum Kurs, um sich den Grand Prix anzuschauen. Wir wollen unseren Kollegen selbstverständlich eine gute Show bieten, was uns sehr viel Freude bereitet."

"Die britischen Fans besitzen eine sehr enge Beziehung zur Formel 1." Fernando Alonso

Der Grund, weshalb Fisichella so gerne nach Silverstone kommt, "ist der, dass dies ein fantastischer Kurs ist und für uns ein sehr wichtiges Rennen: Alle unsere Kollegen aus Enstone werden kommen und unsere Arbeit beobachten. Hier zu fahren, macht riesigen Spaß. Besonders die Hochgeschwindigkeitskurven im ersten Sektor sind für einen Rennfahrer sehr aufregend. Der britische Grand Prix ist definitiv eines jener Rennen, die im Saisonverlauf herausragen."

Die Umstellung von V10- auf V8-Motoren spürte übrigens auch der Italiener bei den Tests im April gewaltig, allerdings habe sie sich "großartig" angefühlt: "In diesem Jahr sind wir am Kurveneingang zwischen 15 und 20 km/h schneller als 2005. An Stellen wie Copse haben wir beim Einlenken also locker 280 km/h drauf. Das ist ziemlich schnell", schwärmte er.

Fisichella strotzt regelrecht vor Selbstbewusstsein

Und wie zufrieden bist du mit den bisherigen sieben Rennen, Giancarlo? "Ich sehe diesen Zwischenstand als einen guten Beginn", bilanzierte er, "und befinde mich in einer viel besseren Position als vergangenes Jahr zum gleichen Zeitpunkt. Wenn keine Probleme auftauchen, gehöre ich regelmäßig zu den Podiumsanwärtern." Die Statistik belegt dies freilich nicht ganz: Bei sechs Zielankünften landete er nur zweimal unter den besten Drei.

"Wenn keine Probleme auftauchen, gehöre ich regelmäßig zu den Podiumsanwärtern." Giancarlo Fisichella

Aber: "Selbst wenn ich wie zuletzt in Monaco nach irgendwelchen Zwischenfällen im Qualifying von weiter hinten starten muss als normal, fahre ich aggressiv und mache Plätze gut. In Monte Carlo überholte ich fünf Autos auf der Strecke! Ich fahre besser denn je", versprühte der ansonsten oft zurückhaltende Italiener Selbstbewusstsein. "In dieser Situation nach Silverstone - auf einen meiner Lieblingskurse - zu kommen, ist großartig."