Renault: Istanbul aus Motorensicht

Fast 34 Sekunden lang stehen die Fahrer in Istanbul auf dem Gas - Renault ist vorbereitet und peilt den ersten Sieg auf türkischem Boden an

(Motorsport-Total.com) - Mit dem bisherigen Saisonverlauf kann der Motorenhersteller Renault durchaus zufrieden sein. In den ersten drei Rennen verbuchten die Franzosen zwei Siege durch Partner Red Bull, insgesamt sechs Podestplätze und 137 WM-Zähler.

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In Istanbul kommt es in den langsamen Passagen auf gute Fahrbarkeit an

Istanbul hat sich seit dem Debüt der Strecke 2005 als gutes Pflaster für Renault erwiesen. Zweimal startete ein Renault-Fahrer von der Pole-Position und fünfmal gab es Podestplätze für Renault-Partner. Der Kurs in Istanbul gilt wegen der Kombination von langsamen und ultraschnellen Passagen als einer der vielschichtigsten Kurse im Kalender.

Zweimal 17 Sekunden lang Volllast

Die berühmteste Kurve ist zweifellos der endlos lange Turn acht mit seinen vier Scheitelpunkten, der schließlich auf eine Gerade mündet. Obwohl diese löffelförmige Kurve eine Richtungsänderung von mehr als 270 Grad aufweist, wird sie voll gefahren. Damit laufen die Triebwerke vom Ausgang der Kurve sieben über den Turn acht, das folgende Geradeausstück bis zur Bremszone vor Turn neun mit Maximaldrehzahl - insgesamt 17 Sekunden lang.

Nach Kurve neun steigen die Piloten wieder aufs Gas, nehmen Turn zehn und den leichten Knick von Turn elf voll. Erst vor Kurve zwölf lupfen sie den rechten Fuß wieder. Auch in dieser Passage sind die Drosselklappen der V8-Motoren 17 Sekunden lang geöffnet. Oder anders gesagt: Bis auf eine kurze Atempause ist 34 Sekunden lang Volllast angesagt.

¿pbvin|512|3642||0|1pb¿Die Abfolge der langsamen Kehren zwölf, 13 und 14 ist sehr komplex und damit eine gute Gelegenheit, Zeit zu gewinnen oder zu verlieren. Die Fahrer bremsen vor der Haarnadelkurve zwölf von 320 auf 80 km/h herunter, lenken dann in die enge Rechtskurve 13 ein, bevor der Linksknick 14 auf die Start- und Zielgerade führt.

Langsame Abschnitte erfordern spezielle Mappings

In diesem Sektor kommt es auf gute Fahrbarkeit und Traktion an. Renault hat auf den Prüfständen die geeigneten Mappings für den RS27 in diesem sehr speziellen Streckenabschnitt erarbeitet.
Die Strecke von der Pole-Position bis zur ersten Kurve beträgt lediglich 150 Meter - so wenig wie in Monaco. Auf gerader Linie wird der Polesetter dafür aus dem Stand rund sechs Sekunden benötigen.

¿pbvin|512|3641||0|1pb¿Das Energierückgewinnungssystem KERS wird daher beim Start keine wesentliche Rolle spielen, da es erst ab 100 km/h unterstützt und mithin am Start höchstens dreieinhalb Sekunden lang eingesetzt werden kann.

Die Zuverlässigkeit der Renault-Motoren war bisher gut. Alle Partner von Renault werden in der Türkei dieselben Motoren benutzen wie beim Großen Preis von China. Für diese Triebwerke wird es somit der zweite Renneinsatz sein.

Die Rechnerei mit der Spritmenge

Nicht erst seit den mit Auspuffgasen angeblasenen Unterböden gibt es eine direkte Wechselwirkung zwischen Kraftstoffverbrauch und Anpressdruck. Obwohl die Strecke 14 Kurven aufweist, wird in Istanbul üblicherweise eine Abstimmung mit mittlerem Abtriebsniveau verwendet. Der Grund sind die langen Vollgaspassagen, auf denen ein geringer Luftwiderstand gefragt ist.


Fotos: Großer Preis der Türkei, Pre-Events


Das Verbrauchsniveau liegt deshalb nicht besonders hoch. Ein aktueller Formel-1-Motor verbrennt etwa 500 Gramm Kraftstoff pro Kilometer. Dieser Wert kann über die Renndistanz um ein halbes Prozent variieren. Für ein 300-Kilometer-Rennen sind etwa 150 Kilogramm Kraftstoff erforderlich.

Ein Fahrer könnte das Rennen also rein rechnerisch mit 750 Gramm im Tank beenden. Die Renningenieure möchten diesen Wert jedoch möglichst noch unterschreiten. Entsprechend sorgfältig werden die Motoreinstellungen überwacht, ganz besonders in den letzten Runden des Grand Prix.