• 15.03.2004 16:31

  • von Marco Helgert

Renault: Gratwanderung in Malaysia

Die Kühlung der Formel-1-Boliden wird in Malaysia eine besondere Bedeutung haben - Renault reist zuversichtlich nach Sepang

(Motorsport-Total.com) - Wenn in Sepang die Formel-1-Motoren aufheulen, dann wird viel Aufmerksamkeit auf dem Renault-Team liegen. Fernando Alonso war in Australien der beste Fahrer, der keinen Ferrari fuhr. Dabei kann der Spanier in Malaysia auf ein gutes Rennen im Vorjahr verweisen: erste Pole Position und erster Podestplatz seiner Karriere.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

In Malaysia möchte Renault den Gegnern wieder die Heckansicht zeigen

Renault traut man daher am ehesten zu, in Malaysia die Ferrari-Dominanz zu durchbrechen. "Ich kann es kaum erwarten, wieder dort zu fahren", so der Spanier, der auch vor dem zweiten Lauf zurückhaltend wirkt. "Unser Hauptziel muss sein, Punkte mitzunehmen. Unser Minimalziel ist, unter den besten Sechs anzukommen."#w1#

Auch sein Teamkollege Jarno Trulli gibt sich bedeckt aber optimistisch: "Das letztjährige Auto war dort gut, und da der R24 auf jedem Gebiet besser ist, sollte sich das nicht geändert haben. Ich glaube, dass wie sehr konkurrenzfähig sein können", so der Italiener, der die Hauptanforderungen von Sepang kennt. "Der Schlüssel ist, körperlich vorbereitet zu sein und die Ausdauer zu haben, um die Konzentration und den Speed beizubehalten."

Balanceakt zwischen Kühlung und Aerodynamik

Dabei spielen die heißen Temperaturen in Malaysia eine übergeordnete Rolle. "Während wir in Melbourne noch Bedingungen hatten, die einem europäischen Sommer glichen, wird es in Sepang zehn Grad wärmer sein", so Renaults Chefingenieur Pat Symonds. "Daher muss man auch sorgsam auf die Zuverlässigkeit und die aerodynamische Leistung hinplanen."

"Die Notwendigkeit der Kühlung entsteht aus der Verlustleistung des Motors", erklärte er weiter. "Selbst ein moderner Formel-1-Motor ist relativ ineffizient, was die Energieumwandlung angeht. Wenn ein typischer Formel-1-Motor zirka 650 kW (ca. 850 PS) leistet, dann gehen ungefähr 1.500 kW (oder potenzielle 2.000 PS) verloren."

Ein Großteil dieser "verlorenen Energie" schlägt sich in entstehender Hitze nieder. Pat Symonds fasst die Verluste kurz zusammen. "Ölkühler zirka 120 kW, das Wassersystem 160 kW. Die Verluste im Getriebe schlagen mit 15 kW zu Buche, das Hydrauliksystem kostet weitere 3 kW. 34 Prozent der verbleibenden Energie wird durch die Hitze des Auspuffsystems aufgenommen, während 15 Prozent auf nicht verbranntes Benzin zurückzuführen ist."

Wohin mit der Abwärme?

Die Kühlung eines Formel-1-Autos stellt die Ingenieure jedoch vor einige Probleme. "Die Kühler sind sehr effizient, aber ihre Leistungsfähigkeit hängt davon ab, wie viel Luft während einer bestimmten Strecke durch die Kühler fließt", so Symonds. "Dafür muss die Luft mit hoher Geschwindigkeit in die Kühleinlässe strömen. Doch die Geschwindigkeit am Lufteinlass entspricht nur zirka zehn bis 15 Prozent der Fahrzeuggeschwindigkeit. Auch wenn ein Auto 300 km/h fährt, so wird die Luft in den Einlässen nur in etwa 30 bis 35 km/h schnell sein."

Das Auto kann jedoch nicht nur auf eine perfekte Kühlleistung hin optimiert werden. Der Grund hierfür ist einfach: die Aerodynamik. "Wir müssen die perfekte Balance zwischen Kühlung und aerodynamischer Leistung herstellen, denn umso mehr Luft wir durch die Kühler schicken, desto ineffizienter wird die Aerodynamik", so der Engländer weiter.

Um das gewünschte Gleichgewicht zu erhalten, besitzt der Renault R24 13 verschiedene Konfigurationsmöglichkeiten. Doch es gibt noch andere Details. "Die Öltemperatur liegt für gewöhnlich bei 100°C, das Wassersystem läuft mit 3,75 bar Druck, damit können wir den Siedepunkt auf 120°C anheben, brauchen weniger Luft in den Kühlern und steigern damit die aerodynamische Leistung."

Sepang hält "keine großen Überraschungen bereit"

All diese Probleme muss das Renault-Team auch in Malaysia bewältigen. Bei mangelnder Kühlung wird vor allem der RS24-Motor im Heck des Boliden die Arbeit früher oder später zwangsläufig aufgeben. Doch Motorenmanager Denis Chevrier macht sich diesbezüglich keine großen Sorgen. "Malaysia verheißt hohe Temperaturen, und für einen Motorenmann folglich auch Kopfschmerzen wegen der benötigten Kühlung", so der Franzose.

"Es ist Pflicht, dass die Motoren mit der korrekten Temperatur betrieben werden, sowohl im Hinblick auf die Leistung als auch auf die Zuverlässigkeit", so Chevrier weiter. "Höhere Temperaturen haben einen Einfluss auf die Motorleistung, auch die Luftfeuchtigkeit beeinflusst diese negativ. Doch wir kennen die Auswirkungen der klimatischen Parameter auf die Leistung."

Abgesehen von der Hitze und der zum Teil extrem hohen Luftfeuchtigkeit, hält Sepang keine großen Überraschungen bereit. "Sepang ist nicht besonders fordernd, was den Vollgasanteil, die durchschnittliche Drehzahl des Motors oder die längste Vollgaspassage angeht", schloss der Franzose ab.