Red Bull Racing sieht 2005 als Übergangsjahr
Dietrich Mateschitz weiß, dass Red Bull Racing frühestens 2006 Erfolg haben kann, und träumt von einem renommierten Partner
(Motorsport-Total.com) - Wenn Red Bull Racing am 6. März 2005 in Melbourne erstmals bei einem Grand Prix am Start ist, wird das Team im Prinzip dem früheren Jaguar-Rennstall entsprechen - nur mit neuer Lackierung und neuen Eigentümern. Erst während der Saison sollen die notwendigen Umstrukturierungen in die Wege geleitet werden.

© xpb.cc/F1Total.com
'Red Bull' erwartet sich von der ersten Formel-1-Saison nicht viel
'Red-Bull'-Chef Dietrich Mateschitz lässt damit vorerst die Finger von überhasteten Veränderungen, schenkt dem bisherigen Führungsstab um Tony Purnell und David Pitchforth zumindest vorübergehend das Vertrauen und nimmt Abstand von Harakiri-Aktionen wie einer Verpflichtung von Gerhard Berger. Rechtzeitig vor dem ersten Rennen 2006 soll aber eine möglichst fertige Mannschaft stehen, der dann auch Erfolge zuzutrauen sind.#w1#
Investment von 'Red Bull' laut Mateschitz "limitiert"
Erfolg definiert Mateschitz für sein Projekt aber nicht unbedingt über Siege: "Unser Investment muss limitiert sein, weil wir kein Autohersteller sind", erklärte er gegenüber 'Motorsport aktuell'. Zu sagen, man wolle in drei Jahren um den Titel fahren, sei "eine Blasphemie", ergänzte er: "Selbst einem Konzern wie Toyota, der unlimitierte Mittel zur Verfügung hat, gelingt das nicht. Wir wollen keine Komparsenrolle spielen, aber derzeit fahren zwei Klassen. In unserer Klasse wollen wir vorne dabei sein."
Insgeheim freilich hofft der 60-Jährige sehr wohl darauf, die Spitze ein wenig aufmischen zu können, weshalb er auch große Hoffnungen in die Debatte um die Kostenregulierung setzt. Nur dann, weiß er genau, kann Red Bull Racing in der Königsklasse eine ernsthafte Rolle spielen. Die Instabilität der Formel 1 war auch ein Grund für den Zeitpunkt der Jaguar-Übernahme - nach dem Motto: Aktien kauft man, wenn sie am tiefsten stehen...
Ursprünglich wollte 'Red Bull' ja mit einem All American Team und einem großen Werk im Rücken Grand-Prix-Sport betreiben, dieser Plan ist durch den Ford-Rückzug aber gestorben: "Diese Idee geht nicht ohne amerikanischen Autohersteller. Sonst wäre es nicht glaubwürdig und nicht authentisch." Prinzipiell hält Mateschitz, dessen wichtigster Markt ja die USA sind, den Plan aber nach wie vor für ein "zündendes" Konzept.
'Red Bull' auf der Suche nach einem starken Partner
Wenn auch nicht unbedingt aus Nordamerika - ein Hersteller soll bald gefunden werden: "Bei BMW hätte man eine Chance, bei Toyota auch", erklärte er. "Toyota gibt es sowieso. Bei Ferrari gäbe es vielleicht eine Möglichkeit. Theoretisch ist alles denkbar. Wir haben aber beschlossen, dass es im Übergangsjahr 2005 sinnvoller ist, mit dem alten Package zu fahren. Aufgrund der Zeitknappheit ist es besser, den bisherigen Motor zu verwenden."
Für 2006 wäre eine Partnerschaft mit BMW denkbar, schließlich haben Mateschitz und der deutsche Automobilhersteller in Gerhard Berger einen gemeinsamen Vertrauten. Und - Zufall oder nicht - just zum Zeitpunkt des 'Red-Bull'-Einstiegs in die Formel 1 hat BMW einen Kurswechsel bekannt gegeben: "Ich kann mir vorstellen, dass auch wir in Zukunft die Kapazität haben werden, um ein weiteres Team auszustatten", sagte BMW-Sportchef Mario Theissen im 'F1Total.com'-Interview.
Von Cosworth erwartet Mateschitz keine Wunderdinge - auch, weil die neuen Chefs Kevin Kalkhoven und Gerald Forsythe ihre Ressourcen wohl auf den amerikanischen Markt konzentrieren werden. Mehr "recht und schlecht", so der 'Red-Bull'-Erfinder, werde man sich durch das Jahr 2005 kämpfen: "Es ist uns klar, dass wir mit dem augenblicklichen Paket nicht nach den Sternen greifen können. Wir fangen aber gleichzeitig an, primär für das Jahr 2006 zu entwickeln."

