• 15.03.2005 12:49

  • von Marco Helgert

Rampf: "Es ist nicht gut für den Sport"

Das Schlupfloch in den Motorenregeln - von BAR-Honda in Melbourne strategisch ausgenutzt - sei eine Täuschung des Zuschauers

(Motorsport-Total.com) - Die Ausnahme von der Regel, dass ein Motor zwei Rennen halten muss, fand schon vor dem ersten Saisonrennen wenig Freunde. Ein Fahrer kann für das nächste Rennen einen neuen Motor bekommen, sollte er das vorherige Rennen nicht beendet haben. Dazu zählt aber auch das absichtlich ansteuern der Box in der letzten Runde. Wegen der zurückgelegten Distanz wird der Fahrer zwar noch gewertet, gilt aber als ausgefallen, da er die karierte Flagge nicht sah.

Titel-Bild zur News: Willy Rampf, Saubers Technischer Direktor

Willy Rampf: "Unser Sport sollte glaubwürdig und transparent sein"

Die FIA erwartete, dass dieses Schlupfloch kaum eine Verwendung finden würde. Immerhin zählen im Verteilungsschlüssel für die Einnahmen aus den TV-Rechten, von denen die Teams einige Anteile bekommen, auch die Positionen außerhalb der Punkteränge. Das BAR-Honda-Team stürzte sich in Melbourne jedoch mit Schwung in diese Grauzone. Jenson Button und Takuma Sato steuerten in der letzten Runde einfach ihre Boxencrew an und gaben auf - in Malaysia haben beide einen neuen Honda-Motor im Rücken.#w1#

Für Willy Rampf, den Technischen Direktor des Sauber-Teams, ist diese Umgehung der Regeln nicht verständlich. Immerhin seien die Neuerungen positiv, denn weniger Motoren senken die Kosten, mit der Ausnutzung des Schlupfloches wird diese Idee aber ad absurdum geführt. "Dann benutzt man den teuren Motor nur noch zu 50 Prozent", erklärte Rampf im Interview mit dem 'kicker'. Dabei geisterte die Idee, das Rennen nicht zu beenden, falls man außerhalb der Punkte klassiert ist, in vielen Köpfen herum.

"Aber es ist nicht gut für den Sport und auch nicht für die Zuschauer", so Rampf weiter. "Da erzählen große Automobilwerke ihren Kunden, wie zuverlässig ihre Straßenautos sind, und dann sollen ihre Formel-1-Autos nicht einmal zwei Grand-Prix-Distanzen oder 1.600 Kilometer durchhalten und müssen getauscht werden? Das sollte nur als Notlösung gesehen und nicht systematisch betrieben werden. Unser Sport sollte glaubwürdig und transparent sein."

Auch Luca Marmorini, Motorenchef bei Toyota, kritisierte BAR-Hondas Vorgehen - wenn auch indirekt. "Toyota ist gegen die Existenz solcher Schlupflöcher im Technischen Reglement. Toyota akzeptiert den Geist und die Absicht hinter den Motoren für zwei Rennen", erklärte er. Die FIA scheint das selbst geschaffene Loch nun wieder schließen zu wollen. Die Rennleitung soll ab Malaysia das Recht bekommen, bei einem Ausfall, der nur eine Tarnung sein könnte, bei den entsprechenden Teams um Beweise dafür zu bitten, dass wirklich ein Motorenproblem vorliegt.

Dabei stellen die neuen Regeln kein unerreichbares Ziel dar. "Auch höhere Temperaturen, wie diesen Sonntag in Malaysia und zwei Wochen danach in Bahrain, sind nicht wirklich ein Problem", so Rampf. Ähnlich verhält es sich bei den Reifen. Abnutzungserscheinungen in Melbourne waren eher die Ausnahme, was alle ein wenig überraschte. Hätte man mit denselben Reifen auch noch ein zweites Rennen bestreiten können? "Ich glaube ja. Ich habe wenig Verschleiß bemerkt."