• 14.03.2005 14:18

Marmorini: "Erwarte keine großen Probleme"

Toyotas Motorenchef über die Schlupflöcher im Reglement, die Zielsetzung in der Hitze Malaysias und die Zusammenarbeit mit Jordan

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Luca, mit welchen Gedanken gehst du den Malaysia-Grand-Prix an?"
Luca Marmorini: "Ich freue mich darauf, das Rennen in Malaysia zu sehen, da dies das erste Mal sein wird, dass wir die Auswirkungen der Regel, das ein Motor für zwei Rennen halten soll, sehen werden. Wir haben das Bestmögliche getan, um unseren Motor auf Australien und Malaysia vorzubereiten, aber es ist nur natürlich, dass ich etwas nervös bin, denn wir mussten nie zuvor zwei Rennwochenenden mit nur einem Motor absolvieren. Es ist ein nervöses und aufregendes Gefühl, voller Erwartungen und Vorfreude. An diesem Wochenende werden wir sehen, ob alles, was wir im Winter geplant, entwickelt und abgeschlossen haben, gut genug ist."

Titel-Bild zur News: Toyotas Motorenchef Luca Marmorini

Luca Marmorini: "Vier Babies, um die ich mich kümmern muss"

Frage: "Warst du überrascht, dass es in Melbourne kaum Zuverlässigkeitsprobleme gab?"
Marmorini: "Um ehrlich zu sein, habe ich nicht bei vielen Teams erwartet, dass sie in Australien Zuverlässigkeitsprobleme mit dem Motor haben würden, und sie war im ganzen Feld auch beeindruckend. Schon im vergangenen Jahr waren die meisten Teams zuversichtlich, dass ihr Motor ein Rennwochenende überstehen würde, ich denke also nicht, dass man in Melbourne hätte Dramen erwarten können."#w1#

Toyota entschieden gegen die Reglement-Grauzonen

Frage: "Sind die neuen Motorenregeln in deinen Augen eng genug ausgelegt?"
Marmorini: "Es gibt noch eine Grauzone in den Motorenregeln für 2005, da ein Fahrer vor dem Ende des Rennens in die Box kommen und damit mit einem Auto ohne Probleme ausfallen kann. Damit ist ihm ein Motorwechsel für das nächste Rennen erlaubt."

Frage: "Wie urteilt man bei Toyota über solche Schlupflöcher?"
Marmorini: "Toyota ist gegen die Existenz solcher Schlupflöcher im Technischen Reglement. Toyota akzeptiert den Geist und die Absicht hinter den Motoren für zwei Rennen. Wir haben dem Team die Chance gegeben, in jeder Trainingssitzung in Australien zu fahren, nicht nur, weil es wichtig ist, das Verhalten des Autos auf der Strecke zu lernen, sondern auch, weil die Teilnahme in allen Sessions eines Wochenendes ein Teil der Show der Formel 1 ist. Auch wenn unsere Fahrer im Rennen keine Punkte holten, so entschieden wir, dass die ins Ziel fahren sollten, in Respekt vor dem Geist der neuen Regeln. Das erhöht natürlich die Chancen, dass wir in Malaysia einen Motorschaden haben, aber so verstehen wir das Konzept des Rennsports."

Frage: "Wurde daher auch nicht der Motor in Ralf Schumachers Auto nach dem Qualifying gewechselt?"
Marmorini: "Ja, Ralfs Qualifying wurde massiv vom schlechten Wetter beeinflusst und er stand fast ganz hinten. Es wäre einfacher gewesen, unter diesen Bedingungen seinen Motor mit nur einer kleinen Bestrafung zu wechseln, aber das zu tun, gerade im ersten Rennen, war unserer Meinung nach nicht akzeptabel. Im Laufe der Saison könnten wir den Motor durchaus im Zweifelsfall oder bei technischen Problemen wechseln, aber wir sollten das, wann immer es geht, vermeiden, denn es ist ein Teil des 'Gentleman's Agreement', das wir vor der Saison akzeptiert haben."

Frage: "Ralf und Jarno (Trulli) haben viele Runden in Melbourne gedreht. Wie ist die momentane Laufleistung ihrer Motoren?"
Marmorini: "In Australien waren wir wohl das Team, das die meisten Kilometer am Wochenende zurücklegte - zusammen mit Jordan. Ralf hat 570 Kilometer mit seinem RVX-05-Motor zurückgelegt, Jarno etwa 670."

Arbeitsbeziehung mit Jordan ist positiv

Frage: "Wie ist die Arbeitsbeziehung zu Jordan?"
Marmorini: "In Australien lief zwischen Jordan und Toyota alles sehr glatt. Jordan scheint mit unserem Beitrag für ihr Team zufrieden zu sein, aber auch wir sind zufrieden. Sie haben drei unerfahrene Fahrer und das kann für den Motor noch mehr Beanspruchung bedeuten, aber wir sind mit der Arbeit, die sie geleistet haben, zufrieden und wir freuen uns darauf, dass sie besser werden. Zum Glück sind sie in der Boxengasse gleich in der Nachbarbox, unsere Arbeitsbeziehung ist also sehr eng. Für mich als Technischen Direktor der Motorenabteilung kann es aber stressiger werden, denn nun habe ich vier Babies, um die ich mich kümmern muss."

Frage: "Wie wird die Motorleistung im zweiten Rennen beeinflusst werden?"
Marmorini: "Typischerweise steigt die Motorleistung nach 200-300 Kilometern ein wenig an. Im Gegensatz zu den ersten Runden ist dann ein wenig mehr Leistung da. Wenn wir aber über die Leistung der Motoren reden, dann meinen wir damit auch die Stabilität der Leistung. Wir wollen einen Motor, der auch nach 1.200 Kilometern noch eine stabile Leistung bringt. Zum Ende der Laufzeit sinkt die Leistung wieder etwas, aber unser Job ist es, diesen Abfall abzufangen."

Die Hitze ist das größe Problem in Malaysia

Frage: "Was ist die größte Belastung für die Motoren in Malaysia, wenn man die neuen Regeln einmal beiseite lässt?"
Marmorini: "Das ist einfach: die Hitze. Jeder sagt, Malaysia wäre heiß, aber es ist das größte Problem, dem wir gegenüberstehen, denn es beeinflusst alle Aspekte des Teams, vom Auto bis zum Fahrer, selbst die Mechaniker. Malaysia ist das erste wirklich heiße Rennen der Saison, vielleicht sogar das heißeste, die motorinternen Arbeitsbedingungen sind also entscheidend. Der 'Sepang International Circuit' hat zwei lange Geraden, maximale Höchstgeschwindigkeit ist also ebenso wichtig wie Abtrieb. Aber die Hitze ist der entscheidende Faktor. Wir können die malaysische Hitze in Köln auf dem Prüfstand simulieren, wir haben also hart gearbeitet, damit der Motor bereits in noch heißeren Umgebungen, als für dieses Wochenende erwartet, lief."

Frage: "Welche Vorsichtsmaßnahmen habt ihr bei der Kühlung für Malaysia getroffen?"
Marmorini: "Die Aerodynamikabteilung hat viel im Vorfeld des Rennens gearbeitet, um das Auto im Heckbereich zu öffnen, um mehr Luft zu den Kühlern zu bekommen. Unser Aerodynamikteam hat einige extrem effiziente Lösungen für die Motorkühlung mitgebracht, ich denke daher nicht, dass wir große Probleme erleben werden."

Frage: "Was sind deine persönlichen Ziele für das Malaysia-Wochenende?"
Marmorini: "Wenn wir den Malaysia-Grand-Prix mit Motoren beenden können, die nach zwei Rennen fast 1.400 Kilometer ohne Probleme absolviert haben, dann werde ich sehr stolz und ein glücklicher Mann sein. Wenn dazu noch ein paar Meisterschaftspunkte kommen, dann wäre ich verzückt."

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