Ralf und Michael Schumacher im Interview
Ralf und Michael Schumacher über den turbulenten Renntag auf dem Hockenheimring
(Motorsport-Total.com/sid/dpa) - Frage: "Überwiegt der Frust über Ihren Ausfall oder die Freude über den Sieg Ihres Bruders Ralf?"
Michael Schumacher: "Natürlich bin ich enttäuscht über meine Situation, aber auch sehr glücklich über das, was Ralf bei unserem Heim-Grand-Prix machen konnte. Aus eigener Kraft hätten wir hier sowieso nicht gewinnen können. Wir wussten, dass wir durch Ralf und mich zwei Joker im Ärmel haben. Insofern ist es ja aufgegangen."

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Michael Schumacher gratuliert seinem Bruder Ralf zum dritten Sieg
Frage: "Wie haben Sie den Unfall mit Luciano Burti erlebt, der zum Neustart führte?"
Michael Schumacher: "Ich hatte plötzlich keinen Gang und keinen Vorwärtsantrieb mehr. Ich bin nur noch ausgerollt und habe in den Rückspiegel geschaut, aber ich wusste nicht, wohin. Burti habe ich kommen sehen, aber ich hatte keine Chance, um auszuweichen. Das war haarig, denn ich hatte Bedenken, dass mehr hätte passieren können."
Frage: "Nachdem auch Ihr WM-Rivale David Coulthard ausgefallen ist, scheint Ihr vierter WM-Titel nur noch Formsache ..."
Michael Schumacher: "In punkto Weltmeisterschaft hat sich für mich nichts geändert. Insofern ist der Ärger für uns nicht ganz so groß. Natürlich ist es schade, beim Heim-Grand-Prix auszuscheiden. Ich wäre gern Zweiter geworden, dann hätten wir die Zuschauer noch ein bisschen mehr zufrieden stellen können."
Frage: "Sie haben Ihren dritten GP-Sieg gefeiert, Ihren ersten beim Heimspiel in Hockenheim. Ist das für Sie etwas Besonderes?"
Ralf Schumacher: "Ein Rennen in Deutschland zu gewinnen, ist ein großartiges Gefühl. Es war ein unglaublicher Tag. Am Anfang sah alles ganz anders aus. Mein Teamkollege war wesentlich schneller als ich, weil ich Probleme mit den Bremsen hatte. Aber dann habe ich entschieden, Sprit zu sparen und auf die Haltbarkeit des Motors zu setzen. Es hat sich am Ende ausgezahlt."
Frage: "Wie haben Sie ihren ersten Sieg in Hockenheim erlebt?"
Ralf Schumacher: "Es war unglaublich, ein perfektes Szenario, ein großartiges Gefühl. Normalerweise bin ich ja kein Mensch, der seine Gefühle nach Außen trägt. Aber als ich dann kapiert habe, dass ich wirklich den Großen Preis von Deutschland gewonnen habe, als ich ins Motodrom kam, da habe ich mich riesig gefreut. Es war einfach ein perfekter Tag."
Frage: "Ihr Bruder Michael ist ausgefallen und musste Ihren Sieg vom Streckenrand verfolgen. Trübt das ein wenig Ihre Freude?"
Ralf Schumacher: "Ich hätte sehr gerne mit meinem Bruder auf dem Podium gestanden, aber es sollte leider nicht sein. Ich muss mich beim Team bedanken, die Jungs haben einen hervorragenden Job gemacht, sonst wäre ich heute nicht hier."
Frage: "Während Ihrer Auslaufrunde stand Michael auf dem Grünstreifen und hat Ihnen applaudiert. Es sah fast so aus, als wollte er von Ihnen mit zurück zur Box genommen werden."
Ralf Schumacher: "So weit ich weiß, ist es verboten, jemanden mitzunehmen. Er hat es auch so noch rechtzeitig geschafft, mir zu gratulieren. Es war ein toller Tag, und dass wir beide uns die Erfolge gönnen, ist allgemein bekannt."
Frage: "Wenn man als Sieger in Hockenheim auf der Ehrenrunde ins Motodrom einbiegt und gefeiert wird, bekommt man bestimmt eine Gänsehaut."
Ralf Schumacher: "Die Atmosphäre wird jedes Jahr wieder übertroffen. Heute war es ein gigantisches Gefühl, weil der ganze Applaus für mich war. Ich finde es nur schade, dass man nicht einfach stehen bleiben und das ganze länger genießen kann."
Frage: "Wie sehen Sie jetzt die WM-Situation? David Coulthard ist auch ausgefallen und hat weiter 37 Punkte Rückstand auf Ihren Bruder."
Ralf Schumacher: "Die WM ist für David gelaufen. Theoretisch sind die Chancen noch da, aber im Moment sollte er eher schauen, dass er seinen zweiten Platz noch behält."
Frage: "Was fehlt BMW-Williams noch, um im Titelkampf mitzumischen?"
Ralf Schumacher: "Von den Zeiten her sind wir gut dabei. Es geht nur um die Konstanz. Es bleibt offen, ob wir auch auf anderen Strecken wie demnächst in Ungarn schnell genug sind. Wenn nicht, müssen wir daran arbeiten. Dann werden wir im nächsten Jahr um die WM mitfahren."
Frage: "In der Weltmeisterschaft sind noch 50 Punkte zu vergeben.Sie liegen als neuer WM-Dritter nur noch 43 Zähler hinter Michael. Sehen Sie noch Chancen?"
Ralf Schumacher: "Für die Weltmeisterschaft komme ich wirklich nicht mehr in Frage. Aber wir werden alles tun, um auch beim nächsten Grand Prix in Ungarn gut zu sein. Aber es wird nicht leicht werden. Mal sehen, was passiert."
Frage: "Die Formel 1 macht nun drei Wochen Pause, was werden Sie tun?"
Ralf Schumacher: "Ich denke, ich bleibe zu Hause."

