• 15.01.2006 10:25

  • von Inga Stracke

Ralf Schumacher: "Michael ist glücklich bei Ferrari"

Im Interview spricht "Schumi II" über die Wechselgerüchte um seinen Bruder, die Trennung von Manager Weber und seine Zielsetzung für kommende Saison

(Motorsport-Total.com) - Weil die bei der gestrigen Präsentation in Valenciennes anwesenden Journalisten von diversen Testfahrten ohnehin schon mit dem neuen Toyota TF106 vertraut waren, drehte sich bei den Pressegesprächen mit Ralf Schumacher fast alles um die Gerüchte um dessen Trennung von Manager Willi Weber und die wilden Spekulationen der letzten Tage.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Ralf Schumacher glaubt nicht an einen Wechsel seines Bruders Michael zu Toyota

Frage: "Ralf, wie war dein Winter? Hast du ein paar schöne Tage mit der Familie verbracht?"
Ralf Schumacher: "Erstens einmal war er schön kalt mit viel Schnee, was ja auch jetzt noch so ist. Natürlich habe ich mit meiner Frau und meinem Sohn viele schöne Tage verbracht. Dafür ist der Urlaub ja da."#w1#

Toyota steckt schon mittendrin in der Saisonvorbereitung

Frage: "Jetzt wird es langsam wieder richtig heiß..."
Schumacher: "Klar! Wir sind ja schon vor dem Neujahrswechsel mit dem neuen Auto gefahren. Insofern sind wir schon mittendrin im Programm. Es war aber nett, dazwischen ein paar Tage auszuspannen."

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Michael jetzt noch einmal auf ein neues Team einstellen will." Ralf Schumacher

Frage: "Es gibt Gerüchte, wonach dein Bruder 2007 ebenfalls zu Toyota kommen könnte. Was sagst du dazu?"
Schumacher: "Mir wäre das ehrlich gesagt egal. Er ist aber sehr glücklich bei Ferrari und kann dort auf eine sehr lange Zeit zurückblicken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich jetzt noch einmal auf ein neues Team einstellen will."

Frage: "Sein Manager Willi Weber hat Toyota als mögliches Team genannt, nicht Michael Schumacher selbst..."
Schumacher: "Man muss ja nicht unbedingt einen Manager haben! Es geht auch ohne. Mein Bruder hat selber gesagt, dass er nicht weiß, wo die Geschichte herkommt."

Frage: "Gibt es zwischen euch eine Vereinbarung, was die Möglichkeit angeht, im selben Team zu fahren?"
Schumacher: "Was heißt Vereinbarung? Grundsätzlich werden wir das selber untereinander besprechen, wenn es denn so sein sollte, aber Michael hat ja keinerlei Intentionen, von Ferrari wegzugehen."

Trennung von Weber hat nichts verändert

"Das ist eine Entscheidung, die wir gemeinsam getroffen haben." Ralf Schumacher

Frage: "Du selbst hast dich von Willi Weber getrennt. Heißt das, dass du nach dem Auslaufen deines Toyota-Vertrags aufhören wirst?"
Schumacher: "Das ist eine Entscheidung, die wir gemeinsam getroffen haben, und damit ist es so. Das heißt aber nicht, dass ich aufhören will. Das kommt ganz darauf an, ob ich überhaupt schnell genug bin in den nächsten Jahren. Das wird sich zeigen. Mit der Zeit kann sich in der Formel 1 viel ändern. Ich sehe das alles ganz relaxt."

Frage: "Hat sich für dich durch die Trennung irgendetwas geändert?"
Schumacher: "Nein, wieso? Es läuft alles weiter wie vorher. Im Büro wird alles mit meiner Sekretärin oder dem Guido (Piedade, Pressebetreuer; Anm. d. Red.) abgestimmt. Da hat sich nichts geändert."

Frage: "Wenn sich im Ablauf nichts geändert hat, wofür war Willi Weber dann überhaupt da?"
Schumacher: "Ich bin in der Lage, meinen Ablauf selber zu regeln. Ich habe nur das übernommen, was schon da war, und dementsprechend hat sich der Ablauf nicht geändert. Das ist alles. Für die Journalisten ist der Guido da und im Büro habe ich eine Sekretärin. Der Ablauf ist gleich geblieben."

Frage: "Ihr hattet euer neues Auto als erstes Team im Testeinsatz. Siehst du das als großen Vorteil an?"
Schumacher: "Bei uns wird das neue Auto vor Saisonbeginn aerodynamisch noch einmal komplett umgekrempelt. Uns war nur wichtig, den Motor und das Getriebe so früh wie möglich im Auto zu haben, um eventuelle Probleme ausmerzen zu können. Das war unser Vorteil. Was die Aerodynamik betrifft: Toyota ist als Team groß genug, um so ein Projekt weiterzuentwickeln und schon jetzt zu fahren."

Vibrationen bereiten Schumacher kein Kopfzerbrechen

Toyota TF106

So sieht Ralf Schumachers neues Arbeitsgerät für die Saison 2006 aus Zoom

Frage: "Ihr habt noch nicht alle Vibrationsprobleme gelöst, was den V8-Motor angeht..."
Schumacher: "Das ist beim V8 eben so."

Frage: "Wirkt sich das auf den Fahrer aus? Ist es sehr unangenehm?"
Schumacher: "Überhaupt nicht! Unser Motor ist sehr angenehm zu fahren. Es gibt natürlich gewisse Drehzahlbereiche, die bei uns sehr niedrig liegen, aber das ist kein Problem."

Frage: "Vergangenes Jahr warst du mit den Bremsen nicht immer glücklich. Habt ihr da jetzt eine Lösung gefunden?"
Schumacher: "Es ist schon um einiges besser, weil das neue Auto auf der Bremse einfach ein bisschen besser ist. Bis jetzt habe ich mit dem TF106 jedenfalls keine großen Schwierigkeiten."

Frage: "Dein Teamchef Tsutomu Tomita sagt, dass 2006 der erste Sieg gelingen muss. Ist das ein realistisches Ziel?"
Schumacher: "Das muss unsere Zielsetzung sein. Ob das realistisch ist, werden wir um Bahrain herum beurteilen können..."

Frage: "Und aus heutiger Sicht?"
Schumacher: "Das kann ich nicht beantworten. Es fühlt sich alles ganz gut an und ich bin zufrieden mit dem Auto. Aerodynamisch wird sich ja noch einiges ändern. Auch in der Reifenentwicklung werden wir bis zum Saisonbeginn sicher noch einen Schritt machen, aber das ist ja immer so - und die anderen Teams schlafen auch nicht. Wir müssen abwarten. Ich denke aber schon, dass das Paket ganz gut ist."

Einfacherer Saisonstart als im ersten Toyota-Jahr

Frage: "Seid ihr zu diesem Zeitpunkt des Jahres schon weiter als 2005?"
Schumacher: "Besser ist, dass ich das Team schon kenne und somit auch mit den Abläufen besser vertraut bin. Alles andere ist gleich."

"Ich bin grundsätzlich aus Sicherheitsgründen erleichtert." Ralf Schumacher

Frage: "Glaubst du, dass die Rückkehr der Reifenwechsel ein Vorteil für Bridgestone sein könnte?"
Schumacher: "Ich bin grundsätzlich aus Sicherheitsgründen erleichtert. Alles andere ist sekundär."

Frage: "Welche Konkurrenten erwartest du dieses Jahr besonders stark und welche Eindrücke hast du diesbezüglich bei den bisherigen Testfahrten gewonnen?"
Schumacher: "Sehr wenig. Die erste ehrliche Konkurrenz mit dem neuen Auto war sozusagen der Renault, aber das ist alles noch sehr schwierig einzuschätzen. Ferrari fährt mit dem 2004er Auto rum. Von daher ist das alles schwierig."

Frage: "Glaubst du, dass Ferrari angesichts ihres intensiven V8-Testprogramms wieder zu alter Stärke zurückfinden wird?"
Schumacher: "Ich glaube nicht, dass das etwas mit Testkilometern zu tun hat. Wenn ich richtig informiert bin, waren sogar wir und BMW die ersten Teams, die mit dem V8 gefahren sind (eigentlich Honda; Anm. d. Red.). Ich glaube, dass sich Ferrari im Moment darauf konzentrieren muss, wieder ein siegfähiges Auto zu bauen. Die V8-Motoren der Topteams werden sich sowieso kaum unterscheiden, nehme ich an."