Coulthard: Mit dem Alter kommt die Ehrlichkeit...

Bei Red Bull Racing hat sich David Coulthard von allen PR-Korsetts freigemacht, weshalb er nun mit seiner bisherigen Karriere im Reinen ist

(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Fahrer haben bekanntermaßen Probleme damit, eigene Schwächen einzugestehen, schließlich muss man ein ziemlich ausgeprägtes Ego haben, um überhaupt in die Königsklasse des Motorsports aufzusteigen. Dass die Medien auch noch jeden einzelnen Satz zerpflücken und dreimal analysieren, ist für ein freies von der Leber reden nicht gerade hilfreich.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard steht 2006 schon vor seiner 13. Saison in der Formel 1

David Coulthard pfeift sich seit seinem Weggang vom strikten McLaren-Mercedes-PR-Regime freilich herzlich wenig, was seine äußerliche Erscheinung angeht, und nimmt sich bei Red Bull Racing kein Blatt mehr vor den Mund. Mit 34 Jahren wirkt er reifer als je zuvor - und kümmert sich nicht mehr darum, wenn er in einem Fachmagazin einmal schlecht wegkommt. Stattdessen hat er sich einen äußerst unterhaltsamen Interviewstil angewöhnt.#w1#

Coulthard: Flotte Sprüche für die Fans

Bestes Beispiel dafür war sein gestriger Bühnenauftritt bei der 'Autosport International Show' in Birmingham, wo er mit seinen flotten Sprüchen die Lacher der Zuschauer auf seiner Seite hatte. Abgesehen davon hinterließ er aber auch einen völlig anderen Eindruck: den, mit seiner bisherigen Karriere in der Formel 1 trotz aller Versäumnisse und Rückschläge im Reinen zu sein...

"Mir ist bewusst, dass es gemischte Gefühle gibt, ob ich denn nun gut bin oder nicht." David Coulthard

"Mir ist bewusst, dass es gemischte Gefühle gibt, ob ich denn nun gut bin oder nicht", erklärte der WM-12. der vergangenen Saison. Gleichzeitig verwies er auf seinen 499 WM-Punkte, die ihn in der ewigen Rekordliste zur Nummer vier hinter Michael Schumacher, Alain Prost und Ayrton Senna machen: "Das kann kein Zufall sein. Ich fahre noch immer in der Formel 1 und genieße es - und auf meine Resultate bin ich stolz", so "DC".

Auf die Frage aus dem Publikum, warum er denn Ende 2004 McLaren-Mercedes verlassen habe, antwortete er ehrlich: "Ich wurde gefeuert! Da hat man nicht wirklich eine Wahl." Und weiter: "Im Einzelzeitfahren war meine Leistung nicht gerade überragend, und McLaren sah die Möglichkeit mit Montoya, also haben sie ihn ein Jahr im Voraus unter Vertrag genommen. Es waren neun Jahre, eine lange Zeit - jedenfalls länger als meine Beziehungen", grinste der seit kurzem von seiner Ex-Verlobten Simone Abdelnour getrennt lebende Frauenschwarm.

Bei Mercedes nur ein paar Brocken Deutsch gelernt

"Ich kann in mehreren Sprachen fluchen und Bier bestellen." David Coulthard

Deutsch gelernt hat er in seinen Jahren bei den "Silberpfeilen" trotz des guten Verhältnisses zu Mercedes-Sportchef Norbert Haug übrigens nicht: "Ich kann in mehreren Sprachen fluchen und Bier bestellen, aber damit hat es sich dann auch schon. Mehr als ein paar Brocken habe ich nicht aufgeschnappt", gab Coulthard zu Protokoll.

Mit seinen 34 Jahren ist der Red-Bull-Racing-Pilot übrigens der zweitälteste Formel-1-Starter im Feld - nur Michael Schumacher (37) ist älter -, doch an die Anfänge seiner Karriere kann er sich nach wie vor gut erinnern. Sein Einstieg in den Grand-Prix-Sport erfolgte 1994 unter unglücklichen Umständen, als er nach dem Tod Ayrton Sennas bei Williams vom Test- zum Stammfahrer befördert wurde. 1995 gewann er dann in Estoril sein erstes Rennen in der Königsklasse.

Bei McLaren-Mercedes war der Schatten der Finnen zu groß

David Coulthard

1994 sah David Coulthard noch wie ein echter Formel-1-Frischling aus... Zoom

Coulthard galt damals als eines der größten Nachwuchstalente im internationalen Motorsport, konnte diesem Ruf in den folgenden Jahren aber nicht ganz gerecht werden. Bei McLaren-Mercedes stand er erst im Schatten von Mika Häkkinen, später dann stahl ihm Kimi Räikkönen die Show. Die traditionelle Neujahrsankündigung, er werde nächstes Jahr endlich Weltmeister, wurde von vielen Fans schon nur noch als schlechter Witz empfunden...

Seither ist viel Zeit vergangen, aber: "Manchmal kommt es mir vor, als sei es ewig her, dass ich Testfahrer war und von der Möglichkeit geträumt habe, einmal ein Formel-1-Rennen fahren zu dürfen. Andere Situationen sind so klar hängen geblieben, dass es mir wie gestern vorkommt. Angefangen beim Kartsport über die verschiedenen Nachwuchsformeln bis hin zur Formel 1 habe ich tolle Erinnerungen, die ich nicht missen möchte", betonte er.

Und weiter: "Ich habe das Privileg, meinen Traum zu leben", schwärmte Coulthard. "Ich liebe den Motorsport. Ich bin hier als ein Fan dieses Sports - natürlich mit einem besseren Platz als die meisten anderen Fans! In meinem jetzigen Alter kann ich das aber viel besser schätzen, denn als Junger war mir das alles egal. Ich muss wirklich sagen, dass ich die derzeitige Phase meiner Karriere sehr genieße."