• 07.07.2004 17:20

Ralf Schumacher im Interview

Im Interview mit dem Fernsehsender 'RTL' sprach Ralf Schumacher über seinen Wechsel zu Toyota und seinen Gesundheitszustand

(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Pilot Ralf Schumacher hat 'RTL' am Morgen der Bekanntgabe seines Wechsels zu Toyota in Kerpen das folgende Exklusiv-Interview gegeben. Darin begründet er unter anderem seinen Ausstieg bei BMW-Williams und beschreibt seinen momentanen Gesundheitszustand.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Ralf Schumacher würde am liebsten schon in Silverstone wieder fahren

Frage: "Seit heute morgen ist es offiziell, dass sie ab der kommenden Saison für Toyota fahren werden. Können sie den Wechsel begründen?"
Ralf Schumacher: "Der ist ganz einfach zu begründen. Ich glaube, ich hatte eine sehr schöne Zeit bei BMW, habe auch Frank Williams und BMW viel zu verdanken. Ich werde nach sechs Jahren das Team verlassen, leider nicht mit dem gewünschten Erfolg, das muss ich ehrlich zugeben. Aber ich gehe einfach auf die Zukunft zu, und die sehe ich woanders, und deshalb habe ich mich für Toyota entschieden."#w1#

Frage: "Ist da realistisch in den nächsten Jahren etwas machbar? Viele sagen, dies sei ein Schritt zurück für sie?"
Schumacher: "Man muss einfach mal die Augen öffnen und sehen, was zur Zeit los ist. Und wenn man am Wochenende wieder das Rennen gesehen hat, dann sieht man, wer die klare Nummer Eins ist. Es ist zur Zeit kein einziges Team in der Lage, gegen Ferrari anzukämpfen, und es gibt kein einziges Team außer Ferrari, wo ich sagen kann, ich fahre nächstes Jahr um die Weltmeisterschaft. Aber ich glaube, Toyota ist ein sehr starkes Team. Es hat sehr gute Möglichkeiten, es hat sehr gute Leute, logischerweise auch ein sehr junges Team und dadurch ist es für mich auch eine wahnsinnige Herausforderung. Mit dem bisschen Erfahrung, die ich gesammelt habe, werde ich in das Team reingehen und gemeinsam mit Toyota das Pferd von hinten noch mal aufzäumen und Erfolge einfahren. Und ich bin mir sehr sicher, dass uns das gelingen wird."

Frage: "Wird man sie dieses Jahr noch in einem Toyota sehen?"
Schumacher: "Nein, vielleicht am Ende des Jahres nach der Saison zum Testen, aber in erster Linie ist es mir jetzt wichtig, das muss ich auch ganz ehrlich sagen, so schnell wie möglich ins Auto zurückzukommen und dieses Jahr noch gute Resultate einzufahren."

Frage: "Wie geht es ihnen derzeit?"
Schumacher: "Den Umständen entsprechend gut, ich habe noch ein bisschen Rückenprobleme, das ist ja ganz klar. Es ist halt einfach ein bisschen schmerzhaft. Die Bewegungen sind eingeschränkt - Schuhe binden und so, das ist alles ein bisschen schwierig. Aber ganz so dramatisch ist es natürlich nicht - letztendlich sind die Wirbel angebrochen und nicht durch, und das ist ja schon mal gut genug. Der Rest ergibt sich dann schon wieder."

Frage: "Haben sie Angst vor gewissen Bewegungen im Haushalt, beim Sport?"
Schumacher: "Wir haben mit der Physiotherapie schon angefangen, aber natürlich kann ich weder joggen noch sonst was machen. Ich darf ein bisschen Rad fahren, Ergometer, und muss einfach gerade sitzen. Aber anders kann ich mich nicht bewegen, weil es sonst gleich weh tut."

Frage: "Wann sehen wir sie wieder im Auto?"
Schumacher: "Wenn's nach mir ginge, würde ich schon gern in Silverstone wieder mitfahren, aber das geht natürlich nicht, das ist ganz klar. Wir werden den Zeitpunkt abwarten müssen, bis wir wirklich sagen können, dass es jetzt soweit verheilt ist und dass man davon ausgehen kann, dass es hält, wenn etwas passieren sollte. Dafür muss auch jeder Verständnis haben, ich möchte schon noch gern laufen können."

Frage: "Was wäre im optimalen Heilungsverlauf realistisch?"
Schumacher: "Jeder Arzt sagt mir bis jetzt, und wir haben ja vier schon konsultiert, dass es immer zwischen acht und zwölf Wochen dauert. Natürlich werden wir im Zweiwochentakt sehen, wie die Knochen geworden sind."

Frage: "Hilft ihnen ihr Bruder, der auch schon die ein oder andere Verletzung hatte, mit Tipps?"
Schumacher: "Das Wichtigste ist für mich meine eigene Familie, meine Frau, die im Moment Tag und Nacht für mich da ist und für die es auch schwer genug war, es von weitem zu sehen. Es gab sogar Leute, die kritisiert haben, dass sie nach dem Unfall nicht da war. Meine arme Frau war zwölf Stunden weg und das war alles eine sehr schwierige Zeit."