• 30.06.2005 18:31

Ralf Schumacher: "Das ist völliger Humbug"

Der Toyota-Pilot kann einige Medienberichte, wonach von einem Politikum in Indianapolis die Rede ist, absolut nicht nachvollziehen

(Motorsport-Total.com) - Als der Große Preis der USA vor knapp zwei Wochen gestartet wurde, fehlten 14 Autos im Starterfeld, nur die sechs Bridgestone-Boliden nahmen die Renndistanz unter die Räder. Zu diesem Zeitpunkt erklärte jeder Beteiligte seine Sichtweise, warum die Michelin-Autos nach der Einführungsrunde wieder die Boxengasse ansteuerten. Dass Michelin die Schuld trägt, weil die mitgebrachten Reifen nicht funktionierten, war jedem klar. Wer aber die Verantwortung für das Farce-Rennen letztlich übernehmen müsse, darüber entbrach ein Streit.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Ralf Schumacher: "Hauptsächlich geht es erstmal um die Gesundheit der Piloten"

Ralf Schumacher zeigte sich schon während des Rennens mit einigen Berichterstattungen nicht einverstanden. Die Formel 1 habe zudem weniger Schaden davongetragen als einige Medien. "Ich als Fahrer sehe es so, dass die Formel 1 zum ersten Mal gemeinschaftlich die richtige Entscheidung getroffen hat", erklärte er. "Einen Image-Schaden wurde nur einem Großteil der Medien zugefügt, unter anderem auch meinem Haussender ('RTL'; d. Red.)."#w1#

"Die Gesundheit der Piloten" stehe im Vordergrund

"Das sind einfach Dinge, die nicht hätten passieren dürfen, weil ich der Meinung bin, dass, wenn die Formel 1 in einer solchen Phase ist und wenn so etwas passiert, man die Leute dann richtig aufklären muss. Und das ist nicht passiert", zeigte sich der Toyota-Pilot enttäuscht. Ein Grundaspekt sei häufig außer Acht gelassen worden: "Hauptsächlich geht es erstmal um die Gesundheit der Piloten. Dem steht nichts voran, nicht einmal die Zuschauer."

"Ich denke, da hat auch jeder Zuschauer Verständnis, speziell, wenn man die zwei letzten Unfälle betrachtet, die ich hatte. Mein Letzter war sehr glimpflich, und da bin ich auch froh drüber", fuhr der 30-Jährige fort. Zudem musste Michelin zu sehr als Prügelknabe herhalten. "Michelin ist ein Fehler unterlaufen. Das kann man verurteilen oder nicht, aber es steht niemandem zu, es zu verurteilen. Wir betreiben Motorsport, der am Limit ist. Und am Limit kann man auch leicht über das Ziel hinausschießen, und das ist in diesem Fall passiert."

Vielmehr müsse man sich fragen, warum es letztlich nicht zu einem richtigen Rennen kam. "Es gab einen Versuch, das Rennen mit einer Schikane zu retten. Dieser Vorschlag wurde aber nicht akzeptiert", so Schumacher. "Alles andere wäre zu gefährlich gewesen. Nicht umsonst sind zum ersten Mal, seit ich in der Formel 1 bin, sieben Teams gemeinschaftlich zu einem Schluss gekommen. Allein diese Tatsache beweist schon, wie kritisch die Situation war."

Entscheidung der Teams hatte nichts mit Politik zu tun

Daran hätten auch die aus Frankreich eingeflogenen Reifen nichts ändern können. "Ich weiß nicht, wer sich anmaßt, diese Behauptungen zu treffen", erklärte er. "Jeder kann zu Pierre Dupasquier gehen und er wird bestätigen, dass es einfach zu gefährlich war zu fahren. Da gibt es kein Wenn und kein Aber, keine hundert Zuschauer oder Millionen, es war halt leider so. Ich hätte mir gewünscht, nicht den Unfall zu haben und wäre gerne gefahren, wie jeder andere Fahrer in diesem Fahrerlager auch. Das war nur leider nicht möglich, und da kann man nur an die Presse appellieren, das richtig rüberzubringen, damit der Formel 1 nicht noch mehr Schaden zugefügt wird."

Auch ein Wechseln der Pneus aus Sicherheitsgründen hätte nicht funktioniert. "Mein Reifen ist in der achten Runde kaputt gegangen. Dann zu sagen, die Teams hätten Reifen wechseln können. Wann soll ich denn Reifen wechseln? Wie viele Reifen darf ich wechseln? Hätte ich zehn Sätze haben müssen? Soll ich alle sechs oder sieben Runden reinkommen, denn in der achten ist mein Reifen ja kaputt gegangen", fragte sich der Wahl-Salzburger.

"Das ist völliger Humbug. Es war einfach zu gefährlich, die Entscheidung hatte nichts mit Politik zu tun", fuhr er fort. Aber: "Wenn man schon von Politik spricht, dann war es vielleicht ein Politikum, die Schikane oder gewisse Maßnahmen nicht zuzulassen, mit denen man das Rennen hätte fahren können. Alles andere war sicher keine Politik."