FIA-Urteil zu Indianapolis: Viel Lärm um nichts...
Zusammenfassung: Warum die FIA die Strafverkündung für die Michelin-Teams vertagt hat und was sonst noch alles passiert ist
(Motorsport-Total.com/sid) - Viel Lärm um nichts: Der World Council des Automobilweltverbandes FIA hat die Entscheidung über eine mögliche Bestrafung der sieben Michelin-Teams für den Rennverzicht in Indianapolis vertagt. Die FIA will erst auf einem außerordentlichen Treffen des World Councils am 14. September abschließend über den Fall beraten. Das ist das Ergebnis einer Anhörung der Teamchefs von Renault, McLaren-Mercedes, des BMW WilliamsF1 Teams, Toyota, Red Bull, Sauber und BAR-Honda am Mittwoch in Paris.

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In der leidigen Michelin-Saga ist das letzte Wort noch immer nicht gesprochen
Vor einer abschließenden Beurteilung des Falles soll berücksichtigt werden, welche Schritte die Teams und Reifenhersteller Michelin zur Entschädigung der Zuschauer und zur Wiedergutmachung des Schadens für die Formel 1 leisten werden. Michelin hatte bereits am Dienstag angekündigt, allen Fans ihr Eintrittsgeld zurückzuzahlen und außerdem 20.000 Freikarten für den Grand Prix im kommenden Jahr zu verteilen. Die FIA will außerdem beurteilen, wie die Teams und Michelin sicherstellen wollen, dass eine solche Situation nicht noch einmal entsteht.#w1#
Auch Red Bull könnte noch in Berufung gehen
Sechs der sieben Teams - Red Bull denkt noch über eine eigene Berufung nach - legten dennoch am Abend gemeinsam Einspruch gegen die Entscheidung ein. Sie argumentieren, dass sie von Michelin als einem von der FIA abgenommenen und weltweit bekannten Reifenlieferanten abhängig gewesen seien. Michelin habe inzwischen seine Verantwortung für die Reifenprobleme eingeräumt. Deshalb könnten die Teams nicht zur Rechenschaft gezogen werden.
Zudem sei der in der Urteilsbegründung herangezogene Vorwurf, nicht durch die Boxengasse gefahren zu sein, gar nicht Bestandteil der Anklage, in Indianapolis gar kein Diskussionspunkt, ebenfalls nicht sicher und zudem auch nicht befriedigend für die Fans gewesen.
"Es gab fünf Anklagepunkte gegen die Teams", fasste FIA-Präsident Max Mosley nach der Sitzung zusammen. "Der erste war, dass sie nicht im Besitz von passenden Reifen waren. Dafür wurden sie schuldig gesprochen, allerdings mit stark mildernden Umständen. Und sie wurden für schuldig befunden, unrechtmäßig den Start beim Rennen abgelehnt zu haben." Die Teams hätten nicht die Möglichkeit genutzt, in jeder Runde durch die Boxengasse zu fahren, präzisierte eine FIA-Mitteilung.
Von den restlichen drei Vorwürfen wurden die Teams dagegen freigesprochen: dass sie die Möglichkeit eines Rennens mit einem Tempolimit in der Steilkurve nicht genutzt hätten, weil es dafür keinen detaillierten Plan gegeben habe, dass sie sich zu einem Machtkampf verschworen und die Rennkommissare nicht von ihrer Absicht informiert hätten.
Im Vorfeld galten auch härtere Strafen als denkbar
Die FIA hatte den Teams vorgeworfen, mit dem Startverzicht in Indianapolis dem Ansehen der Formel 1 geschadet zu haben. Das Strafmaß für solche Verfehlungen hätte von einer einfachen Rüge über Punktabzüge und Sperren bis zum Ausschluss auf Lebenszeit gereicht: "Ich würde die eine oder andere Sperre nicht ausschließen. Wenn sich herausstellen sollte, dass die Schuld gewisser Teams ein bestimmtes Maß erreicht, wäre das auch gerechtfertigt", hatte Mosley erklärt und durchblicken lassen, dass er selbst gerne hart durchgreifen würde, weil er das Farce-Rennen mit sechs Autos als "künstlich herbeigeführt" einstufte.
In zwei öffentlichen Briefen an Firmeneigner Edouard Michelin und Sportchef Pierre Dupasquier stellte Mosley am Tag der Verhandlung unterdessen noch einmal die Michelin-Erklärung für den Rückzug der von ihnen belieferten Teams in Frage. Michelin hatte in seinem Schreiben an die FIA dargelegt, dass sich die Umstände in Indianapolis in der Steilkurve kurzfristig so geändert hätten, dass die Sicherheit der Reifen nicht mehr garantiert werden konnte.
"Das ist eine außergewöhnliche Aussage", konterte Mosley in seinem Brief an Michelin mit einem leicht spöttischen Unterton: "Die Gegebenheiten in Kurve 13 sind seit 100 Jahren die gleichen, und Michelin ist viele Male dort gefahren. Hat Michelin denn tatsächlich keine Möglichkeit, die Bedingungen im Vorfeld am Computer zu simulieren?" Fakt ist allerdings, dass der komplette 'Indianapolis Motor Speedway' im Frühjahr neu asphaltiert und zudem im Vorfeld des berühmten 500-Meilen-Rennens am 29. Mai nachträglich noch Längsrillen in die Oberfläche gefräst wurden.

