Werde jetzt Teil der großen Community von Motorsport-Total.com auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über den Motorsport und bleibe auf dem Laufenden!
Ralf Schumacher: 50 %-Gehaltseinbuße noch zu viel
Ralf Schumacher im Exklusiv-Interview über die kurzfristig geplatzte Vertragsverlängerung, den FW26 und die Konkurrenz
(Motorsport-Total.com) - Zoff mit Frank Williams, Flirts mit Toyota und schnelle Rundenzeiten bei den Testfahrten: Kaum ein Formel-1-Fahrer hat die Schlagzeilen in der Winterpause so bestimmt wie Ralf Schumacher. Im 'F1Total.com'-Interview bestreitet der 28-Jährige, dass es wegen der offen ausgetragenen Vertragsstreitigkeiten zu einem Bruch mit dem Team gekommen sei. Auch von Abnutzungserscheinungen nach fünf Jahren Zusammenarbeit mit Williams will er nichts wissen. Außerdem klärt Schumacher darüber auf, wie er das Kräfteverhältnis vor dem ersten Rennen einschätzt und was er vom FW26 erwartet.#w1#

© xpb.cc
Ralf Schumacher muss wohl eine saftige Gehaltskürzung hinnehmen
Frage: "Herr Schumacher, sie haben vor kurzem erwähnt, der neue FW26 habe noch Luft nach oben. Auf welchen Gebieten sehen sie das größte Verbesserungspotential?"
Ralf Schumacher: "Ich denke, dass wir in punkto Aerodynamik noch lange nicht alles ausgereizt haben, da werden wohl im Laufe der Saison noch einige Teile folgen. Was den Motor von BMW betrifft, gibt es wahrscheinlich keinen besseren, auch wenn man sich als Fahrer natürlich immer ein paar PS mehr wünscht. Aber das ist halt kein Wunschkonzert, BMW hat sicher einen optimalen Job gemacht."
"McLaren hatte gegen Ende einige Probleme"
Frage: "Bei den Testfahrten war BMW-Williams aber auch so schon immer vorn dabei. Wie bewerten sie den Verlauf der Tests?"
Schumacher: "Um ehrlich zu sein, kann ich hundertprozentig nur unsere eigene Arbeit beurteilen. Der Vergleich zur Konkurrenz hinkt, genaue Aufschlüsse gibt es halt erst in Melbourne. Auf jeden Fall sind wir bei der Musik dabei, und auf jeden Fall wirken Ferrari, Renault und BAR sehr schnell. McLaren hatte gegen Ende einige Probleme."
"Ich gebe zu, dass ich skeptisch war"
Frage: "Sind sie überrascht, dass die vier Top-Teams in diesem Jahr derart verschiedene Konstruktionsansätze verfolgt haben?"
Schumacher: "Da kann ich auch wieder nur über BMW-Williams reden: Ich gebe zu, dass ich skeptisch war, als ich erstmals von unserer Frontpartie gehört hatte. Aber es musste etwas Revolutionäres her, da wir den FW25 ausgereizt hatten und nicht mehr weiter konnten. Und in diesem Fall können sie mir vorne auch ein Fragezeichen montieren, wenn es nur schnell ist."
Frage: "Welches Design-Prinzip sehen sie beim ersten Rennen in Melbourne in der Favoritenstellung?"
Schumacher: "Keine Ahnung, das Wichtigste ist ja aber auch, dass die verschiedenen Konstruktionsansätze auch zu den jeweiligen Autos passen. Unsere Nase würde auf einem McLaren keinen Sinn machen und umgekehrt."
"Ich bin Rennfahrer, das Wort sagt eigentlich schon alles"
Frage: "Wie sehr juckt es in den Fingern, den FW26 endlich auch unter Rennbedingungen zu fahren?"
Schumacher: "Auf der einen Seite haben die Tests wirklich Riesen-Spaß gemacht, auch wenn man sich als Fahrer immer noch ein paar mehr Testtage wünscht, um wirklich jedes Detail optimieren zu können. Auf der anderen Seite kann ich es schon nicht mehr erwarten, dass es endlich losgeht. Ich bin Rennfahrer, das Wort sagt eigentlich schon alles."
Frage: "Etwas ganz anderes: Essen sie gerne Japanisch?"
Schumacher: "Ja, sehr gerne. Wieso?"
Frage: "Die Gerüchte, sie könnten 2005 für Toyota antreten, wollen einfach nicht verstummen?"
Schumacher: "Dazu habe ich mich eigentlich in den letzten Tagen und Wochen oft genug geäußert. Nur so viel: Die Vertragsverhandlungen mit Williams ruhen, und das kann sich auch noch bis zur Mitte der Saison hinziehen. Für mich ist das aber im Moment auch kein Thema, ich will mich ausschließlich auf die ersten Rennen konzentrieren."
Williams wollte saftige Gehaltskürzung
Frage: "Sie haben in einem Interview gesagt, sie fühlen sich von Frank Williams 'veräppelt', da er sich nicht an eine mündliche Vertrags-Abmachung gehalten habe. Ist das Verhältnis wieder zu kitten?"
Schumacher: "Wie gesagt: Das ist im Moment kein Thema für mich. Ich hätte den Vertrag auf Erfolgsbasis unterschrieben, obwohl ich dabei fast auf die Hälfte meines Fix-Gehalts hätte verzichten müssen. Das war vereinbart, und dort will ich wieder hin."
Frage: "Würde eine Luftveränderung nicht prinzipiell gut tun, unabhängig von vertraglichen Fragen?"
Schumacher: "So lange ich mich in einem Team wohl fühle, besteht kein Grund für eine Luftveränderung. Und ich habe mit dem Team kein Problem."
Frage: "Spüren sie so etwas wie Abnützungserscheinungen aufgrund der langen Zusammenarbeit mit dem Team?"
Schumacher: "Ich würde es als Routine bezeichnen, was aber nicht unbedingt negativ sein muss. Es ist auch ein Vorteil, wenn man weiß, wie die Dinge innerhalb eines Teams funktionieren."
"Es kann gar nicht genug Rennen geben"
Frage: "Glauben sie, dass 18 Rennen im Formel-1-Kalender zu viel sind?"
Schumacher: "Wie gesagt: Ich bin geboren, um Rennen zu fahren. Insofern können es mir gar nicht genug Rennen in einer Saison sein. Man muss aber auch für ein Gleichgewicht zwischen Belastungen und Pausen schaffen."
Frage: "Werden ihnen die beiden neuen Kurse in Bahrain und Shanghai liegen?"
Schumacher: "In dem Moment, wo sie meinem Auto liegen, liegen sie auch mir. Aber nach dem, was ich vor Ort so gesehen habe, passt der Williams-BMW sehr gut dorthin. Gefallen tun sie mir auch so schon, diese Strecken setzen neue Maßstäbe in der Formel 1."
"Den nächsten Titel könnte mir Michael eigentlich abtreten?"
Frage: "Sie wollen nicht mehr für ihren Bruder Michael bremsen. Eigentlich hat er doch endgültig genug gewonnen, oder?"
Schumacher: "Gut , dass sie das sagen und nicht ich. Aber sie haben recht: Den nächsten Titel könnte er mir eigentlich abtreten."
Frage: "Wem trauen sie - abgesehen von sich selbst und Ihrem Bruder - 2004 noch den Titel zu?"
Schumacher: "Es sind die üblichen Verdächtigen: Montoya und Raikkönen, aufpassen heißt es auf Barrichello und Alonso, obwohl ich nicht glaube, dass Renault die Konstanz für einen WM-Titel hat."

