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  • 20.08.2003 16:46

Ralf: "Erwartet hatte ich dieses Urteil nicht"

Nachdem das Berufungsgericht die ursprüngliche Strafe in eine Geldbuße umgewandelt hat, ist der BMW-Williams-Pilot erleichtert

(Motorsport-Total.com/sid) - "Bruchpilot" Ralf Schumacher ist am grünen Tisch des Automobil-Weltverbandes (FIA) in Paris mit einem blauen Auge davongekommen.

Titel-Bild zur News: Theissen und Schumacher

Freuen sich über den Sieg am grünen Tisch: Theissen und Schumacher

Das Berufungsgericht wandelte die ursprüngliche Strafversetzung des BMW-Williams-Piloten um zehn Plätze in der Startaufstellung beim Großen Preis von Ungarn am Sonntag in Budapest in eine Geldbuße von 50.000 Dollar um. Damit muss der 28-Jährige seine ohnehin vagen Hoffnungen auf den WM-Titel noch nicht endgültig begraben.

"Schumi II": Winzig kleine theoretische Chance auf den WM-Titel besteht

"Selten habe ich mich über einen Anruf von Frank Williams so gefreut. Erwartet hatte ich dieses Urteil nicht, ich habe das Ganze einfach auf mich zukommen lassen, die Hoffnung war aber natürlich da", erklärte Ralf Schumacher auf seiner Homepage. Die Geldstrafe nahm er gelassen hin: "Dass trotzdem 50.000 Dollar zu zahlen sind, macht meine Luftsprünge ein paar Zentimeter weniger hoch, aber ich bin sehr froh und dankbar, dass das FIA-Gericht so entschieden hat. Durch diese Entscheidung bleibt meine winzig kleine theoretische Chance auf den WM-Titel bestehen."

FIA-Richter empfanden Strafmaß der Sportkommissare als "unangemessen"

Die FIA-Sportkommissare in Hockenheim hatten "Schumi II" als Alleinschuldigen an dem Startunfall beim Großen Preis von Deutschland am 3. August ausgemacht. Dafür sollte der Rennfahrer in Ungarn in der Startaufstellung um zehn Plätze nach hinten gesetzt werden. Dagegen legte Schumachers Arbeitgeber BMW-Williams Protest ein - und hatte damit letztlich Erfolg.

Die FIA-Richter gaben den Sportkommissaren nach der Anhörung am Dienstag, die erstmals live im Fernsehen übertragen wurde (n-tv), zwar in der Sache Recht. Doch hielten sich das Strafmaß für "unangemessen", wie es in der schriftlichen Begründung des Weltverbandes am Mittwoch nach eintägiger Beratung und Analyse der Videobilder hieß.

Danach folgte das Gericht unter Vorsitz des Belgiers Philippe Roberti de Winghe den Ausführungen der Williams-Anwälte, dass Ralf Schumacher beim Startunfall mit Ferrari-Pilot Rubens Barrichello (Brasilien) und McLaren-Mercedes-Fahrer Kimi Räikkönen (Finnland) zumindest den Silberpfeil nicht sehen konnte.

Theissen nach "Freispruch" erleichtert

BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen fiel in München ein Stein vom Herzen, als er von dem Urteil erfuhr: "Für uns ist es wichtiger denn je, zwei starke Piloten vorn zu haben, schließlich kämpfen wir auch noch um die Konstrukteurs-WM." In der WM-Gesamtwertung belegt Ralf Schumachers Teamkollege Juan Montoya (Kolumbien/65 Punkte) den zweiten Platz hinter Weltmeister Michael Schumacher (Ferrari/71), Ralf Schumacher ist mit 53 Zählern Vierter. In der Team-Wertung liegt BMW-Williams nur zwei Punkte hinter Ferrari (118:120).

Ralf Schumacher: Es war ein normaler Zwischenfall

Ralf Schumacher hatte bereits in der Anhörung am Dienstag die Schuld von sich gewiesen. "Es war ein normaler Zwischenfall bei einem Autorennen. Ich bin mir keiner Schuld bewusst", sagte der 28-Jährige, der von seinem Teamchef Frank Williams und seinem Manager Willi Weber begleitet wurde. "Es war sehr ärgerlich, dass drei WM-Favoriten gleich am Start ausgeschieden sind, aber ein Zwischenfall wie dieser ist alltäglich und hätte jedem anderen in jeder Phase des Rennens passieren können", erklärte der Beschuldigte.

Williams-Anwalt sprach Räikkönen und Barrichello eine Mitschuld zu

Der jüngere Bruder des fünfmaligen Weltmeisters Michael Schumacher war beim Großen Preis von Deutschland unmittelbar nach dem Start weit nach links rübergezogen, so dass die hinter ihm fahrenden Räikkönen und Barrichello nicht mehr ausweichen konnten. Williams-Anwalt Andrew Hunter stützte seine Verteidigung vor allem auf die Tatsache, dass Ralf Schumacher zum Zeitpunkt des Unfalls vor seinen beiden Kontrahenten lag. "Räikkönen und Barrichello fuhren in Ralfs totem Winkel, er hatte keine Chance, sie wahrzunehmen", erklärte Turner, der den beiden eine Mitschuld an dem Crash zusprach.