• 19.08.2003 14:39

Williams-Anwalt plädiert für Unschuld Ralf Schumachers

Williams-Anwalt Andrew Hunter sieht Ralf als denjenigen an, der den Startunfall als Einziger nicht verhindern konnte

(Motorsport-Total.com/sid) - Ralf Schumacher hat vor dem Berufungsgericht des Automobil-Weltverbandes FIA am Dienstag in Paris die Schuld an dem Startunfall von Hockenheim von sich gewiesen. "Es war ein ganz normaler Zwischenfall bei einem Autorennen", sagte der 27-Jährige, der von seinem Teamchef Frank Williams und seinem Manager Willi Weber begleitet wurde: "Ich bin mir keiner Schuld bewusst."

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya, Ralf Schumacher, Rubens Barrichello und Kimi Räikkönen

Hätten Barrichello und Räikkönen den Unfall verhindern können?

In den Crash waren außer Ralf Schumacher der Finne Kimi Räikkönen im McLaren-Mercedes und Ferrari-Pilot Rubens Barrichello (Brasilien) verwickelt, die beide ebenfalls in Paris anwesend waren. Keiner der drei konnte das Rennen nach dem Unfall fortsetzen. Ralf Schumacher wurde von der FIA als Alleinschuldiger ausgemacht und soll beim Großen Preis von Ungarn am kommenden Sonntag in Budapest zehn Startplätze nach hinten "strafversetzt" werden.

"Es war sehr ärgerlich, dass drei WM-Favoriten gleich am Start ausgeschieden sind, aber ein Zwischenfall wie dieser ist alltäglich und hätte jedem anderen in jeder Phase des Rennens passieren können", erklärte der Beschuldigte. Der jüngere Bruder des fünfmaligen Weltmeisters Michael Schumacher war beim Großen Preis von Deutschland unmittelbar nach dem Start weit nach links rübergezogen, so dass die hinter ihm fahrenden Räikkönen und Barrichello nicht mehr ausweichen konnten.

Williams-Anwalt Andrew Hunter stützte seine Verteidigung vor allem auf die Tatsache, dass Ralf Schumacher zum Zeitpunkt des Unfalls vor seinen beiden Kontrahenten lag. "Räikkönen und Barrichello fuhren in Ralfs totem Winkel, er hatte keine Chance, sie wahrzunehmen", erklärte Turner, der den beiden eine Mitschuld an dem Crash zusprach: "Kimi hatte Platz nach links, wenn er den genutzt hätte, wäre der Unfall vermeidbar gewesen. Und Rubens hat die Situation lange vorher kommen sehen, er hätte Zeit zum Bremsen gehabt. Ralf war der einzige, der den Unfall nicht verhindern konnte."

Zudem monierte Turner die Tatsache, dass Ralf Schumacher nach dem Rennen alleine zur Anhörung bei den Stewards zitiert worden sei: "Zum einen dauerte seine Befragung gerade mal vier Minuten, zum anderen war kein offizieller Vertreter seines Teams bei ihm. Rubens und Kimi kamen dagegen mit ihren Teammanagern." Die angebliche Aussage von Ralf Schumacher gegenüber den Stewards in Hockenheim, er habe nicht richtig aufgepasst, sei falsch interpretiert worden. "Das hat er so ganz bestimmt nicht gesagt, aber er hat ja keine Zeugen", meinte Turner.

Wenn der 27-jährige Kerpener in Ungarn tatsächlich zehn Startpositionen nach hinten rücken muss, wären die letzten Titelträume dahin und eine Williams-Teamorder zugunsten von Juan-Pablo Montoya (Kolumbien) denkbar. Überholen ist auf der engen Strecke von Budapest kaum möglich, so dass Schumacher keine Chance hätte, Plätze gutzumachen.

Nach der 90-minütigen Anhörung verließ "Schumi II" am Dienstag das FIA-Gebäude am Place de la Concorde Richtung Flughafen und kehrte in seine Schweizer Wahlheimat zurück. Von dort aus geht es am Mittwoch nach Budapest. "Ich lasse das Ergebnis in Ruhe auf mich zukommen", sagte er dem Nachrichtensender 'n-tv', der die Verhandlung ab 10:00 Uhr morgens live übertragen hatte.