• 10.07.2004 18:14

  • von Fabian Hust

Qualifying-Posse bleibt ohne Folgen

Die Erfindung der "Langsamkeit der Formel 1" veranlasst den Automobilweltverband FIA nicht zum Handeln

(Motorsport-Total.com) - Michael Schumacher war als Sieger des letzten Rennens in der Vor-Qualifikation der erste Fahrer, der auf die Strecke musste. Ferrari hatte die Information, dass es im Verlauf des Qualifyings regnen könnte, also wollte man verhindern, dass man gegen Ende des Abschlusstrainings auf die Strecke gehen muss, wenn diese eventuell feucht sein könnte. Der Schnellste der Vor-Qualifikation geht im Qualifying als Letzter auf die Strecke, der Langsamste als Erster.

Titel-Bild zur News: Dunkle Wolken über Silverstone

Dunkle Wolken und schleichende Autos - eine kuriose Qualifikation

Natürlich wollte man gleichzeitig vermeiden, dass die Konkurrenz die Taktik der Italiener erkennt und man versuchte aus diesem Grund, die absichtlich langsam gefahrenen Runden beider Piloten zu verschleiern. Michael Schumacher drehte sich aus diesem Grund absichtlich an einer Stelle, an der er dieses Wochenende bereits zwei Mal zuvor Probleme hatte.#w1#

Ferrari-Piloten waren am "einfallsreichsten"

Der Weltmeister gab nach dem Training in Interviews zu, dass sein Dreher Absicht war, um die Rundenzeit langsamer zu gestalten. Aufmerksamen Beobachtern war zuvor schon aufgefallen, dass der Deutsche keine Anstalten machte, durch Gegenlenken den Dreher noch zu verhindern. Auch Teamkollege Rubens Barrichello verbremste sich "aus Versehen" vor der 'Vale' und rodelte durch das Gras.

Natürlich hatten auch die anderen Teams den Wetterbericht vorliegen und so erfand fast jeder Fahrer die "Langsamkeit der Formel 1". Schlussendlich hatte dies nichts mehr mit Sport zu tun und so pfiffen einige der Zuschauer die Fahrer aus, die spätestens im letzten Sektor der Strecke deutlich vom Gas gingen, ja teilweise fast stehen blieben, um eine möglichst langsame Runde und damit eine gute Ausgangsposition für das Qualifying zu erzielen.

Bestätigung für Qualifying-Kritiker Bernie Ecclestone

Für Formel-1-Boss Bernie Ecclestone war dieses kuriose Vor-Qualifying natürlich ein gefundenes Fressen. Für ihn ist das Einzelzeitfahren viel zu langweilig für die Formel 1, er konnte sich jedoch vor kurzem gegenüber den Teams nicht durchsetzen, das Einzelzeitfahren abzuschaffen, auch wenn er nicht müde wird, die Teamchefs davon zu überzeugen, nicht erst in der kommenden sondern schon in dieser Saison zu handeln.

Vorkommnisse waren nur eine Frage der Zeit

Im Prinzip war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis es ein Vor-Qualifying gibt, vor dessen Start die Teams wissen, dass es im Verlauf der alles entscheidenden Qualifikation regnen könnte. Man kann den Teams nicht vorwerfen, dass sie sich die Freiheit nehmen, sich für das Qualifying eine möglichst optimale Ausgangslage zu schaffen.

FIA sieht keinen Grund zum Handeln

Der Paragraf 151c des Sportlichen Reglements verpflichtet die Fahrer, nichts zu tun, was dem generellen Interesse des Motorsports schaden könnte. Aus nachvollziehbaren Gründen hat die Rennleitung keine Möglichkeit, alle "schleichenden" Fahrer zu bestrafen, denn dies wäre nun überhaupt nicht im Sinne des Sports, schließlich gab es dann doch noch ein "richtiges" Qualifying.

Ein Sprecher des Automobilweltverbandes FIA teilte am Nachmittag mit, dass man keine Schritte gegen die langsam fahrenden Fahrer einleiten wird. Mit Sicherheit werden jetzt aber die Diskussionen um eine baldige Einführung eines neuen Qualifying-Formats wieder voll entfacht.