• 29.05.2003 19:48

Purnell: "Mark Webber ist ein Eckpfeiler des Teams"

Tony Purnell, Chef der Premier Performance Division und damit auch von Jaguar, über seine Piloten, das Team und Kundenmotoren

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Tony, du hast das gesamte Jaguar- und Cosworth-Team, die PPD, vor einiger Zeit übernommen. Wie stark hast du Jaguar seitdem umgebaut?"
Tony Purnell: "Die Grundlagen des Umbaus wurden in der Weihnachtszeit gelegt. Wir haben in der höchsten Führungsebene so ziemlich alles verändert, nun geht es um die Verfeinerung des Ganzen, denn wenn man in der Formel 1 still steht, dann ist man tot."

Titel-Bild zur News: Tony Purnell

Tony Purnell wäre erfreut, wenn Webber ein zweiter Schumacher werden würde

Frage: "Wie lange dauert solch ein Umbauprozess, bis man zum Beispiel die Position von Ferrari erreicht hat?"
Purnell: "Man sagt, dass Ferrari acht bis zehn Jahre gebraucht hat, um an die Spitze zu kommen. Dieser Zeitrahmen erscheint mir nachvollziehbar. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir da sehr viel schneller sein werden, aber ich hoffe, dass wir in den Jahren einen stetigen Fortschritt zeigen werden."

Frage: "Wie sehr spielt in den langfristigen Planungen Mark Webber eine Rolle, der ja kürzlich seinen Vertrag mit euch verlängert hat?"
Purnell: "Er ist ein kleiner Eckpfeiler in diesem Prozess. Mark spiegelt die Philosophie des Teams wieder, weil er geradeheraus, ehrlich und hart arbeitend ist. Durch seine Leistungen steht er an der Spitze, und diese Nachricht sollte sich im gesamten Team verbreiten. Die Fahrer genießen immer die Hauptaufmerksamkeit und spiegeln die Philosophie des ganzen Teams wieder. Wir sind daher erfreut, dass er für längere Zeit bei uns bleibt."

Auch Kundenmotoren sind fürchterlich teuer

Frage: "Er ist also derzeit ein Eckpfeiler ? könnte er auch eine Führungsperson im Team werden?"
Purnell: "Es fragen mich einige, ob Mark der nächste Schumacher ist, ob ein Team um ihn herum aufgebaut wird. Ich würde das nicht so sehen, aber im Endeffekt wäre es doch schön, wenn in den Geschichtsbüchern stehen würde, dass er ein zweiter Schumacher war."

Frage: "Zu eurem Auto. Sind weiter Fortschritte geplant? Was ist an Verbesserungen noch möglich?"
Purnell: "Der Motor wird für den Rest der Saison wohl so bleiben, und langsam kommt auch die Zuverlässigkeit. Im nächsten Jahr gibt es große Regeländerungen, daher müssen wir auch unsere Entwicklungsstrategie anpassen. Mit dem Chassis können wir noch einige Fortschritte erzielen, aber leider können das die anderen Teams auch. Ich bin zuversichtlich, dass wir gegen Ende der Saison ein besseres Auto haben werden, aber jeder andere wird das auch. Wir müssen abwarten. Darum geht es ja auch beim Wettbewerb."

Frage: "Als die FIA einverstanden war, die Traktionskontrolle auch im nächsten Jahr zu erlauben, so geschah dies unter der Prämisse, dass die Motorenhersteller erschwingliche Motoren an die Privatteams liefern müssen. Was wird nun in der nächsten Saison passieren? Glaubst du, dass die FIA die Traktionskontrolle dann doch verbietet, weil die Hersteller nicht zu ihrem Versprechen stehen?"
Purnell: "Ich glaube, dass der Ausdruck 'erschwinglich' nett gemeint, aber sehr vage formuliert ist. Wir sind nicht in der Position, um etwas zu tun, was sich ökonomisch nicht rechnet, und diese Motoren sind fürchterlich teuer. Ich vermute, dass da ein Weg gefunden werden wird, jedoch nicht auf der technischen Seite, denn wir sind nicht clever genug, um diese Motoren billig zu bauen."

Frage: "Befindet ihr euch mit der FIA in Verhandlungen, um das Preislimit für die Kundenmotoren noch zu erhöhen?"
Purnell: "Derzeit finden keine regulären Gespräche statt."

Antonio Pizzonia wird bald regelmäßig schnell sein

Frage: "Mark Webber schlägt sich in den Qualifyings bisher sehr gut. Inwieweit waren die neuen Regeln im Qualifying und Parc Fermé nach eurem Geschmack? Und was sagst du über Mark, weil er über eine Runde wirklich glänzen kann und kaum Fehler macht?"
Purnell: "Ich glaube nicht, dass die Regeln auf irgendjemanden maßgeschneidert waren. Es ist für jeden dasselbe, auch wir hatten Höhen und Tiefen. Heute war es etwas tiefer, aber so was passiert eben, dennoch würde ich gerne in der Formel 1 das Vorgehen aus Amerika sehen, wo bei solchen Zwischenfällen die Strecke gereinigt wird. Aber Mark hat einen starken Charakter, das hilft, um sich in diesem Spiel gut zu schlagen, denn man muss auf Abruf seine Leistung bringen. Mark hat das bei uns bisher gut geschafft, daher sind wir sehr glücklich."

Frage: "Wie schlägt sich mittlerweile Antonio Pizzonia, nachdem es in Barcelona diese vielen Gerüchte über ihn gab?"
Purnell: "Wenn man ihn in Österreich beobachtet hat, so konnte man sehen, dass seine ersten zehn Runden im Rennen verdammt gut waren. Das spricht für ihn, und in absehbarer Zeit wird er regelmäßig so schnell sein. Ich würde nicht sagen, dass er ganz vorne mitfährt, aber hoffentlich in der Region von Mark."

Frage: "Du arbeitest die meiste Zeit für Jaguar und Cosworth, aber wie sehr ist Ford in die Designarbeit am Auto involviert?"
Purnell: "Ford ist als Mitbesitzer wirklich gut. Sie lassen uns einfach arbeiten, bieten uns aber an, dass wir nur zu fragen brauchen, wenn wir ihre Hilfe oder eine ihrer Anlagen benötigen. Ich bin sehr zufrieden damit. Sie mischen sich nicht ein oder zwingen uns ihren Willen auf. Es ist eine sehr lockere Beziehung. Wenn wir etwas brauchen, dann geben sie es uns, und ich bin mit den Leuten bei Ford sehr zufrieden."