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Prost: "Wollen mit dem alten Auto die Saison beginnen"
Alain Prost beantwortete auf einer Pressekonferenz zahlreiche Fragen bezüglich der Situation von Prost Grand Prix
(Motorsport-Total.com) - Für Alain Prost war es ein schwerer Schritt, als er am vergangenen Donnerstag vor die versammelte Presse trat und sagen musste, was alle schon lange befürchtet hatten: Prost Grand Prix steckt tief in den roten Zahlen. In seiner Begrüßungsrede stellte der Franzose jedoch gleich klar, dass es falsch ist, zu schreiben, er müsse sein Team zusperren. Stattdessen versprach der vierfache Weltmeister, zusammen mit seiner Mannschaft zu kämpfen, um sein Team am Leben zu erhalten.

© Prost
Alain Prost kämpft zurzeit um die Zukunft seines Teams
Im Folgenden finden Sie das Manuskript der Pressekonferenz.
Frage: "Herr Prost, glauben sie, dass sie 2002 am Start sein werden?"
Alain Prost: "Das wäre natürlich im Falle der Zahlungsunfähigkeit ein Problem gewesen, aber wir arbeiten ganz im Gegenteil an einem Plan, innerhalb der sechsmonatigen Beobachtungszeit nicht das Concorde Agreement oder andere Verpflichtung für die Saison 2002 in Gefahr zu bringen."
Frage: "Die Rede ist von einem hoch verschuldeten Team. Wie hoch sind die Schulden und wodurch sind sie hauptsächlich entstanden?"
Prost: "Die Schulden betragen was die eingetragenen Schulden betragen rund 60 Millionen Mark, ohne die Schulden der Gruppe, deren Hauptanteilseigner ich bin."
Frage: "Wird der Name Alain Prost die nächste Saison Bestand haben und wer ist ihrer Meinung nach der ideale Übernahmekandidat?"
Prost: "Die ideale Situation wäre es, einen großen Sponsor zu haben, der uns die letzten zwei Jahre über gefehlt hat. Es ist wahr, dass der Kauf der Motoren zu zusätzlichen Kosten geführt hat. Heute können wir behaupten, dass wir schon 50 Prozent des Minimalbudgets haben, über das wir gerne für die nächste Saison verfügen würden. Eine Vereinbarung mit einem großen Sponsor oder einem potenziellen Investor würde alle unsere Probleme beseitigen. Im Idealfall würden wir beide Möglichkeiten miteinander kombinieren, was auch wirklich möglich ist. Was den Namen Prost angeht, so denke ich, dass es das wichtigste ist, die Interessen des Teams und der Angestellten zu waren. Der Untersuchungsrichter und ich werden die beste Entscheidung treffen, um das Bestehen des Teams zu ermöglichen. Wenn wir uns vom Namen Prost trennen müssen, dann werden wir das zusammen begutachten. Bisher setzt das aber keines der Angebote voraus, aber sollte es passieren und sich das Angebot als die beste Möglichkeit darstellen, dann würden wir uns dafür entscheiden."
Frage: "Während der Saison haben sie das Minimalbudget in der Formel 1 auf 110 Millionen Mark festgeschrieben. Hat sich diese Zahl erhöht?"
Prost: "Wenn das Team nicht für den Motor zu zahlen hat, dann beträgt das Minimalbudget 110 Millionen Mark und 170 Millionen Mark, wenn das Team für den Motor aufzukommen hat."
Frage: "Wie sieht zurzeit die Vereinbarung mit Ferrari aus?"
Prost: "Wir haben mit Ferrari eine Vereinbarung, dass wir den 2000er-Motor mit einem Upgrade nutzen. Es ist des Weiteren möglich, zu Testzwecken auch einige Vorjahresmotoren einzusetzen. Was Ferrari angeht, so stehen wir in ständigem Kontakt mit ihnen und sollte es eine Lösung für das Team geben, so wird es absolut kein Problem geben, ihre Zustimmung zu erhalten. Was das Timing angeht, so würde das in den kommenden Stunden fixiert werden."
Frage: "Sind die zusätzlichen 60 Millionen Mark für den Kauf des Motors vorgesehen?"
Prost: "Ferrari ist kein Gläubiger, im Gegenteil. Die anderen 60 Millionen werden hauptsächlich dazu genutzt werden, andere Zulieferer und Löhne zu zahlen."
Frage: "Könnte es sein, dass ein Investor das Unternehmen ohne die Schulden übernimmt?"
Prost: "Das Sanierungsverfahren arbeitet zu unserem Vorteil, da die Schulden im Moment eingefroren sind. Es wird die Aufgabe des Verwalters sein, im Zusammenhang mit einer Einigung den Zulieferern zu zahlen."
Frage: "Könnte es sein, dass ein Übernahmekandidat ein schuldenfreies Unternehmen aus Prost Grand Prix machen könnte und aus diesem Grund mit ihnen in eine Management-Position ganz von vorne anfangen möchte?"
Prost: "Die Situation, in der wir uns im Moment befinden, ist ideal, um die Zulieferer zu bezahlen, denen ich in diesem Zusammenhang meinen Dank und meine Entschuldigungen aussprechen möchte. Des Weiteren, wenn man ein neues Unternehmen gründen würde, so hätte dies zur Folge, dass wir die Rechte am Concorde Agreement verlieren würden und aus diesem Grund nicht länger am Verkauf der TV-Rechte und allen anderen Vorteilen von Prost Grand Prix beteiligt werden würden. Aus diesem Grund stellt das für uns im Moment keine Variante dar."
Frage: "Sie haben vom Verlust von Sponsoren gesprochen. Denken sie, dass sie Fehler gemacht haben und welche waren dies?"
Prost: "Es ist unmöglich, ein solches Projekt zu leiten, ohne den kleinsten Fehler zu machen, ganz einfach deshalb, weil man immer mit der Tatsache konfrontiert ist, dass man sehr kurzfristig strategische Entscheidung treffen muss. Ich selbst vermute, dass ein paar strategische Fehler gemacht wurden und wenn jemand für sie bezahlen müsste, dann wäre das definitive ich. In jedem Fall stellt das eine positive Erfahrung im Hinblick auf die Zukunft dar. Was Peugeot angeht, so wurden die Entscheidungen immer zusammen gefällt und als sie uns verließen zusammen mit der Direktorenversammlung. Es ist in jedem Unternehmen so, dass man auf die namhaften Partner zählt, die an ein Projekt glauben. Des Weiteren ist die wirtschaftliche Situation seit dem 11. September nicht rosig, was die Dinge noch schwieriger gestaltet hat. Wir wussten, dass wenn wir nicht sehr schnell und gut arbeiten würden, die Angelegenheit schwierig werden würde. Fehler? Vielleicht, aber wir müssen auch hervorheben, dass wir etwas sehr tolles erreicht haben, zum Beispiel sind wir das einzige Team, das in Frankreich stationiert ist und dessen Durchschnittsalter nicht über 30 Jahre liegt. Heute, trotz aller finanziellen und technischen Schwierigkeiten, die wir durchgemacht haben, können wir uns gegen die größten Teams messen. Das Team ist auch sehr Medien-freundlich, was ein großer Vorteil ist, wenn es gut läuft und ein großer Nachteil, wenn man Probleme hat. Wir haben heute gesehen, dass wenn wir aus Peinlichkeiten herauskommen, die Medien uns dabei helfen können, den Leuten näher zu bringen, dass wir solche Fehler nicht noch einmal machen."
Frage: "Sind die TV-Rechte Teil ihrer Einnahmen für das nächste Jahr? Wenn ja, ist dies eine solide Basis für das nächste Jahr?"
Prost: "Der einzige Weg, wie wir das Team aus den Problemen führen können und auf eine stabile Basis stellen können, ist, die Schulden einzufrieren und somit die Einnahmen von den Sponsoren und den TV-Rechten nicht dafür nutzen zu müssen. Die Investoren und die potenziellen Sponsoren haben zwei Wünsche: das ihre Einlagen nicht dazu genutzt werden, alte Schulden zu tilgen und die Garantie zu haben, dass sie uns im nächsten Jahr Rennen fahren sehen. Bis jetzt konnten wir ihnen diese Garantie nicht geben. Jetzt ist es an dem Verwalter, ihnen diese Garantie zu geben."
Frage: "Welche Vereinbarungen wurden mit den Zulieferern getroffen?"
Prost: "Es liegt am Verwalter, die gerechten Verteilungen vorzunehmen, was natürlich eine sehr komplexe Angelegenheit ist. Ich bin aus diesem Grund nicht derjenige, der ihnen das genau erklären kann, aber ich kann dennoch sagen, dass es zwischen dem Verwalter und den Zulieferern eine Vereinbarung geben wird, dass sie aus den zukünftigen Einnahmen natürlich so schnell wie möglich bezahlt werden."
Frage: "Was ist genau der Status von Pedro Diniz?"
Prost: "Pedro ist Teilhaber und hält 40 Prozent. Er hat sein Mandat als Verwalter im August niedergelegt, aber er bleibt Anteilseigner an Prost Grand Prix. Ich möchte klar stellen, dass im Gegensatz zu berichten in der Presse, ich direkt oder indirekt 51,3 Prozent an der Firma halte, Pedro Diniz 40 Prozent, Yahoo 2,9 Prozent, LVC, Tochtergesellschaft von LVMH 5,4 Prozent. Ich möchte klar stellen, dass die Zahl 40 Prozent, die ich in der Presse gelesen habe, komplett falsch ist."
Frage: "Was ist mit den Vorschlägen von Diniz und Al-Waleed?"
Prost: "Dies sind zwei mögliche Optionen von denen sie wissen, weil darüber viel in der Presse geschrieben wurde. Ich kann ihnen aber sagen, dass es mindestens noch sechs oder sieben weitere genauso ernste Möglichkeiten gibt, von denen mit Sicherheit die meisten Leute nichts wissen. Drei oder vier neue Angebote sind heute wegen des Sanierungsverfahrens eingetroffen. Die Situation erscheint unseren Partnern nun legal, sozial und finanziell nun klarer."
Frage: "Haben sie Angebote von einem Hersteller erhalten?"
Prost: "Bisher nicht, nein."
Frage: "Heißt das in Bezug auf den Vorjahresmotor, dass ihr die Saison mit dem AP04 beginnt?"
Prost: "In dieser Situation ist es wichtig, dass man realistisch und pragmatisch bleibt, aber ich denke, dass es in Sachen Timing unrealistisch ist, zu versuchen, in das erste Rennen mit einem AP05 zu gehen. Die sinnvollere Herangehensweise ist es, die Saison mit dem AP04 zu beginnen. Der Vorteil in diesem Jahr ist es, dass die Regeln, besonders jene in Bezug auf die Crashtests, identisch mit denen von 2001 sind. Aus diesem Grund ist es nicht unmöglich, zwei oder drei Grand Prixs mit dem AP04 zu fahren, was es uns wiederum erlauben würde, den AP05 zu entwickeln, der in jedem Fall momentan im Windkanal und auf dem Zeichenbrett mit extrem viel versprechenden Ergebnissen entwickelt wird. Ich möchte darauf hinweisen, dass einige der anderen Teams die gleiche Wahl treffen werden und die Saison mit dem alten Auto beginnen werden."
Frage: "Ist es für sie denkbar, sich im Unternehmen in einer anderen Position als dem Präsidenten vorzustellen?"
Prost: "Abgesehen vom Fahrer ist alles möglich. Um ehrlich zu sein muss alles getan werden, um das Unternehmen zu retten. Wir müssen die beste Lösung finden, um einen Investor anzulocken."
Frage: "Es wurde berichtet, dass Heinz-Harald Frentzen mit anderen Teams in Kontakt steht. Was können sie uns darüber berichten?"
Prost: "Ich kann Heinz-Haralds Situation verstehen, eine Situation, die ein wenig paradox ist. Wenn er definitiv bleiben möchte, so möchten wir ihn definitiv behalten. Aber wir müssen ihm alle notwendigen Garantien geben. Es ist wichtig, dass man bedenkt, dass wenn man ein Fahrer wie Heinz-Harald Frentzen ist, der als einer der besten Fahrer in der Welt angesehen wird, der nicht aufhört, das Team zu loben, der alles dafür tut, kein anderes Angebot anzunehmen und der auf das Angebot von Prost wartet, der dem Team voll vertraut, besonders dem technischen Management, es sehr schade ist, dass er sich nun in dieser Situation befindet. Wir werden alles dafür tun, um ihm die notwendigen Garantien so schnell wie möglich zu geben. Und wir hoffen, dass er noch ein wenig länger warten kann."
Frage: "Auf welche Version des Ferrari-Motors hin habt ihr den AP05 geplant?"
Prost: "Auf den 2000er-Motor. Aber noch einmal, es ist eine verbesserte Version aber der gleiche Motorblock. Das erlaubt es uns, die Kraftübertragung fast identisch zu gestalten wie beim AP04."
Frage: "Werdet ihr den gleichen Motor verwenden wie Sauber?"
Prost: "Nein, es wird nicht der gleiche Motor sein."
Frage: "Wird es während der Saison einen Motorwechsel geben?"
Prost: "Nein, es gibt andere technische und indirekte finanzielle Betrachtungen, die auf jeden Fall dies realistisch ausschließen."
Frage: "Wann wollen sie ihre Lösung für die Zukunft vorstellen?"
Prost: "Ich möchte ihnen kein Datum nennen. Das wäre weder ehrlich noch realistisch. Ich hoffe so schnell wie möglich. Es ist eine vage Antwort um ehrlich zu sein."
Frage: "Schuldet ihnen noch jemand Geld für die 2001er-Saison?"
Prost: "Ich möchte nicht in Details gehen aber ein paar Sponsoren schulden uns noch Geld."
Frage: "Wie viele Angestellte hat Prost?"
Prost: "Fast 200, rund 195 und wir gehen davon aus, dass B3 Technologies direkt für uns arbeitet, dann sind es noch rund 40 weitere."
Frage: "Heißt das, dass B3 Technologies immer für sie arbeitet? Arbeitet auch John Barnard mit dem Team zusammen?"
Prost: "Ja."
Frage: "Wollen sie auch nächstes Jahr mit ihnen zusammenarbeiten?"
Prost: "Der Plan sieht vor, weiterzumachen, wenn auch in einer anderen Form."
Frage: "Planen sie Entlassungen?"
Prost: "Wir arbeiten zurzeit an einem Plan der Kontinuität. Wir haben aus diesem Grund keine Entlassungen geplant. Wir sind viele Leute aber unter den anderen Formel-1-Teams sind wir ein kleines Team. Ich kann keinen zukünftigen Investor sehen, der das vorsieht. Dagegen würde ich mich auch heftig zur Wehr setzen. Das ist absolut nicht unser Ziel."
Frage: "Welche Garantien können sie potenziellen Investoren geben, damit sie ihnen vertrauen?"
Prost: "Ein ehrgeiziges und solides Projekt zu haben. Wir bieten eine Basis, die bereits solide ist. Die 2001er-Ergebnisse scheinen mager zu sein, aber man muss bedenken, gegen wen wir gekämpft haben und das nur jeweils mit nur einem Pilot, der in der Saison in der Lage war, in die Punkte zu fahren. Ein Sponsor kommt und sieht die Reife dieser Firma. Die Ankunft von Henri Durand im Januar war ein entscheidender Faktor. Auch wenn wir dazu gezwungen waren, im Juni die Tests zu stoppen, so konnten wir dennoch das Auto entwickeln. Das ermöglichte es uns, trotz fehlender Ergebnisse eine solide Leistung zu zeigen, manchmal sogar vor den großen Herstellern. Wir müssen beweisen, dass wir mehr wert sind als die Leute sagen und wir es im Moment zeigen. Das wichtigste wäre es, einen großen Hersteller anzuziehen. Unter den Teams, die sich danach auf die Suche begeben haben, sind wir mit Sicherheit am stärksten aufgestellt."
Frage: "Seit wann ist es um die finanzielle Situation schlecht bestellt?"
Prost: "In den ersten drei Jahren machten wir Profit oder waren kurz vor dem break-even. Erst 2001 hatten wir wirkliche Schwierigkeiten. Wir müssen aber auf keinen Fall Alarm schlagen, nur ein paar wenige Teams haben ihr Budget für die nächste Saison schon im Oktober oder November unter Dach und Fach gebracht."
Frage: "Hat sich die Regierung in einer Form an ihrem Projekt beteiligt?"
Prost: "1997 versprach ich, keine öffentliche Hilfe anzunehmen, mit der Idee, dass ein Team mit privater Leidenschaft geleitet werden muss. Ich versuchte es wirklich, alleine zu schaffen. Vor kurzem habe ich die Ministerien der Industrie und Sport mit der Bitte angegangen, allen klar zu machen, wie schwierig es um unser Projekt und den französischen Motorsport im Allgemeinen gestellt ist. Die Unterstützung ist ein wenig verflogen, das müssen wir wieder neu aufleben lassen. So gesehen wäre Hilfe nicht ganz unlogisch. Trotz der Probleme und dem Presseaspekt, mit dem man nicht leicht leben kann, bleibt jeder zuversichtlich. Es müssen einfach alle dem Team näher treten und sich solidarisieren. Wenn wir das schaffen, dann werden wir es packen. Ich hege jedenfalls große Hoffnungen."

