• 04.09.2001 16:51

  • von Fabian Hust

Prost: Senna hätte den Rekord früher gebrochen

Unfall-, Geld- und Rekordsorgen machten Spa für Teamchef Alain Prost zu einem sehr schwierigen Rennwochenende

(Motorsport-Total.com) - Für Alain Prost war das Wochenende in Spa-Francorchamps eine Achterbahn der Gefühle. Zunächst der sensationelle vierte Startplatz von Heinz-Harald Frentzen, dann die Verbannung des Mönchengladbachers auf den letzten Startplatz und anschließend der schwere Unfall von Luciano Burti, bei dem auch der vierfache Weltmeister das Schlimmste zu befürchtet hatte.

Titel-Bild zur News: Ayrton Senna

Prost: "Ayrton Senna hätte meinen Rekord früher gebrochen"

Und dann war da auch noch der 52. Sieg von Michael Schumacher, der Alain Prost auf der ewigen Bestenliste auf den zweiten Platz abrutschen lässt, auch wenn der 46-jährige Franzose immer wieder erklärte, dass er Schumacher diesen Platz an der Sonne gönnt, weil er "einer der besten Fahrer aller Zeiten ist". Prost hat zur Zeit neben dem Unfall aber ganz andere Sorgen. Das Siegen als Fahrer fiel im einfach, als Teamchef ist ihm dies seit 1997 noch nicht gelungen.

Nach einem Bericht des 'Guardian' steht man in Verhandlungen mit einer Millionenquelle in Saudi Arabien, die nicht nur helfen soll, das Team aus mehr als 30 Millionen Mark Schulden zu ziehen, sondern auch die Ferrari-Motoren für die kommende Saison bezahlen soll. Sollten die Verhandlungen scheitern, wird Prost sein Team an die Diniz-Familie verkaufen müssen und damit entmachtet sein.

Entmachtet ist Prost jetzt schon in der ewigen Bestenliste und er befürchtet, dass sich Schumacher mit 60 oder vielleicht gar mit 70 Siegen von ihm absetzen wird, weil es seiner Meinung nach gerade kaum Topteams gibt, die ein schnelles und dabei auch noch zuverlässiges Auto bereitstellen können: "Das gibt ihm die Möglichkeit, mehr Rennen zu beenden." Prost selbst hatte gelacht, als ihm einst Jackie Stewart sagte, er werde in seiner Karriere 40 Rennen gewinnen: "Man kann also nie wissen?"

Viele Kritiker glauben, dass man die verschiedenen Formel-1-Epochen nicht miteinander vergleichen kann, so auch Prost: "Ich bin mir sicher, dass es anspruchsvoller war, wie ich mit 1.000-PS-Turboautos zu fahren, manuelle Getriebe zu handhaben und mit den Autos vorsichtig umzugehen, um Bremsen über die Distanz zu sparen." Andere sind der Meinung, dass sich nur die Grenzbereiche verschieben. Ein Michael Schumacher war in seiner Zeit immer der Beste, egal ob mit Traktionskontrolle, Automatikgetriebe oder ohne, ob mit Slicks oder Rillenreifen.

Ein wenig traurig ist Prost schon, dass er den Rekord verloren hat, wie er zugibt und er glaubt auch, dass Michael Schumacher seinen unglaublichen Erfolg auch dem frühen Dahinscheiden von Ayrton Senna zu "verdanken" hat: "Als ich Ende 1993 zurücktrat, da hatte Ayrton Senna 41 Siege und wenn er noch gelebt hätte, dann hätte er mit Sicherheit meinen Rekord als Erster gebrochen. Ich war zu dieser Zeit überzeugt davon, dass es eher Ayrton als Michael sein würde, der meinen Rekord bricht, aber das spielt eigentlich keine Rolle, denn er wurde von einem Top-Kerl geschlagen."