• 27.06.2002 14:14

Presse übt Kritik an FIA-Weltratsentscheid

Neben der britischen Presse kritisierten auch die italienischen Medien die Entscheidung des FIA-Weltrats zur Ferrari-Stallorder

(Motorsport-Total.com/sid) - Nach dem Freispruch für Ferrari hat FIA-Chef Max Mosley eine neue Diskussion über Teamorder im Motorsport gestartet. Da das World Council des Automobil-Weltverbandes in seinem aktuellen Regelwerk keine Handhabe gegen Aktionen wie den "geschenkten" Sieg für Ferrari-Star Michael Schumacher in Spielberg hat, bittet der Präsident jetzt sogar die Fans um Hilfe.

Titel-Bild zur News: Schumacher und Barrichello

Die Ferrari-Stallorder hätte nach Meinung der Medien bestraft werden sollen

"Vielleicht können uns die Zuschauer sagen, was wir tun sollen. Es ist leicht zu sehen, was falsch ist, aber viel schwieriger zu erkennen, was richtig wäre", meinte Mosley und kündigte ein Diskussionsforum auf der Internetseite des Verbandes (www.fia.com) an. Im Moment ist der Weltverband ratlos. "Niemand mag die Teamorder. Aber was sollen wir tun?", fragte der Engländer.

Die FIA hatte am Mittwoch Schumacher und sein Ferrari-Team nach der Teamorder beim Großen Preis von Österreich freigesprochen, weil derart taktische Mittel nicht explizit verboten sind. Lediglich für die Missachtung der Siegerzeremonie wurde eine Geldstrafe von einer Million Dollar verhängt, die Hälfte davon zur Bewährung. Schumacher hat in der WM-Wertung weiterhin 46 Punkte Vorsprung auf seinen Bruder Ralf (76:30).

In der Ferrari-Heimat Italien rief das Urteil kritische Reaktionen hervor. "Ein perfektes Urteil für eine Blamage. Bei den enormen Investitionen und Gehältern ist die Strafe wie ein Tropfen im Meer", schrieb die 'Gazzetta dello Sport': "Es war eine legitime Teamorder, aber dennoch eine Schande, die die Welt empört hat." 'Tuttosport' titelte: "Ferrari, die Ungerechtigkeit siegt. Die Empörung des Publikums hat nichts genutzt. Der Fan versteht nicht, warum Ferrari mit einer leichten Strafe davonkommt. Man hat nichts getan, um die Beleidigung der Fans auszulöschen." Für 'Corriere dello Sport' ist die Aktion auf dem Nürburgring, als Ferrari Barrichello vor Schumacher gewinnen ließ, belohnt worden: "Wie üblich rettet sich Ferrari mit einer geringen Buße. Die Pfiffe des Publikums blieben die größte Strafe."

Auch die britische Presse schimpfte über die FIA. "Können wir es vorher absprechen? Ja, wenn wir es nicht auf dem Podium versauen", titelte 'The Sun'. "Was als Farce in Österreich begann, endete im Durcheinander von Paris", schrieb der 'Daily Mirror'. "Die Formel-1-Chefs waren zu machtlos, um Ferraris List zu bestrafen", kommentierte 'Daily Mail'.

BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger konnte das Urteil zumindest nachvollziehen. "Nachdem Ferrari laut FIA offenbar nicht gegen das Reglement verstoßen hat, kann man das Team natürlich auch nicht bestrafen", sagte Berger, fügte aber hinzu: "Angesichts der Dominanz von Ferrari und des frühen Saison-Zeitpunktes halte ich die Stallregie nach wie vor für schädlich für den Sport. Dass die FIA zumindest die Konfusion bei der Siegerehrung geahndet hat, finde ich richtig."

Der Jurist Mosley hätte Ferrari gerne für die Teamorder zur Rechenschaft gezogen. "Aber nachdem wir ihre Verteidigung gehört haben, konnten wir juristisch und auch moralisch nichts tun, obwohl die Vorfälle aus jedem Blickwinkel schlimm waren", erklärte der Engländer.

Also tritt die FIA die Flucht nach vorn an. "Wir öffnen uns für die Fans. Wenn sich ein Vorschlag vernünftig anhört, werden wir es machen", sagte der FIA-Chef. Zunächst ist ein Zeitrahmen bis Oktober angesetzt. Mosley: "Aber es spielt keine Rolle, wenn es länger dauert."