Pirelli: Bahrain-Situation hat "logistische Konsequenzen"
Paul Hembery spricht über die mögliche Absage des Bahrain-Tests und die damit verbundenen Probleme - Brauchen die Teams einen Regentest?
(Motorsport-Total.com) - Die angespannte Lage im nahen Osten hat auch Auswirkungen auf die Planungen der Formel 1: Die Absage des GP2-Events auf dem Bahrain International Circuit hat die "Königsklasse" aufgeschreckt, ein Auslassen der geplanten Probefahrten an gleicher Stelle steht zur Debatte. Aus der Sicht von Reifenlieferant Pirelli würde ein kurzfristiges Umdenken aber auch einige neue Probleme schaffen.

© xpb.cc
Pirelli möchte den Fahrern und Teams ausreichend Testgelegenheiten bieten
"Im Augenblick wurden wir noch nicht in die entsprechenden Diskussionen mit einbezogen. Wir müssen uns also gewissermaßen den Entscheidungen fügen, die getroffen werden", meint Pirelli-Motorsport-Chef Paul Hembery. "Natürlich sind schon Ausrüstungs-Gegenstände und weitere Materialien auf dem Weg nach Bahrain. Das können wir nun nicht mehr rückgängig machen."
"Egal, was geschieht: Jede Entscheidung wird eine große logistische Konsequenz nach sich ziehen", gibt der Brite zu Protokoll. Hembery nennt den Fahrplan für die nächsten Tage: "Wir warten jetzt einfach auf Nachricht von der Sporthoheit. Die Teams, die Promoter des Sports und die FIA müssen sich zu Beginn der kommenden Woche zusammen setzen und zu einem Ergebnis kommen."
Mehr Testfahrten beim Bahrain-Ausfall?
Man habe noch nicht derart viele Rennreifen auf Vorrat, um die komplexe Rennlogistik der Formel 1 vollkommen außer Acht zu lassen. "Wir beginnen gerade erst mit unserem Engagement in der Formel 1. Wir haben keine Lagerhallen voller Rennreifen. Wir arbeiten im Augenblick auf die ersten Rennen hin, können aber jede Entscheidung unterstützen", beschreibt Reifenchef Hembery die Situation.
Einige Pneus seien bereits per Schiffsfracht unterwegs nach Bahrain. Man habe sich zweigleisig aufgestellt, betont Hembery. "Manches wird per Schiff transportiert, manches per Luftfracht. Wir haben also ein Problem. Sollten die Tests am gleichen Termin wie die geplanten Probefahrten von Bahrain stattfinden, dann werden wir bestimmt eine Lösung finden. Ein späteres Datum wäre noch besser."
"Sollte Australien zum Saisonauftakt bestellt werden, könnten wir natürlich noch weitere Testfahrten unterbringen. Ich würde gerne noch einen Regentest abhalten", meint der Pirelli-Reifenchef und verweist auf die südfranzösische Rennstrecke in Paul Ricard: "Dort könnten wir kontrollierte Fahrten auf nasser Fahrbahn durchführen." Man wäre aber auch ohne solche Versuche rennbereit.¿pbvin|512|473|reifen|0|1pb¿
Kommt noch ein Regentest zustande?
"Wir haben intensiv an diesem Thema gearbeitet. Für die Teams ist die große Crux, den Zeitpunkt zu kennen, an dem man auf Intermediates und Slicks wechseln kann. Das ist die strategische Seite dieser Sache. Das Arbeitsfenster unserer Produkte ist sicher anders als bei den Reifen, welche die Teams bisher gewohnt waren. Die Rennställe sollten ein Verständnis dafür aufbauen können."
"Sollte es während der Testfahrten nicht regnen und erst bei einem Rennen, dann werden wir dort viele unterschiedliche Herangehensweisen und recht verrückte Ergebnisse erleben - zumindest beim ersten Mal. Das ist aber natürlich nicht die ideale Situation", gesteht Hembery und merkt an: "Rückblickend muss man sagen: Wir und die Teams hätten so etwas vorhersehen müssen."
"Vielleicht hätten wir dann einen Test in Abu Dhabi einplanen können, um das zu tun, was wir schon bei unserem Privattest gemacht haben: Mit zwölf Autos hätten wir dort im Nassen fahren können. So sehen sich die Teams nun einer Unbekannten gegenüber. Es gibt nämlich nur sehr wenige Anlagen weltweit, wo man derartige Testfahrten auf kontrollierte Art und Weise durchführen kann."

