• 18.02.2011 20:42

  • von Ziegler, Nimmervoll & Rencken

Pirelli: Höhere Temperaturen sind gewünscht

Paul Hembery und Pirelli würden sich gerne ein Bild von ihren Pneus bei wärmeren Bedingungen machen - Kamui Kobayashi verspürt nur wenig Grip

(Motorsport-Total.com) - Zum Auftakt der dritten Formel-1-Testwoche wurden die Fahrer und ihre Teams mit gemischten Wetterverhältnissen konfrontiert. Nach den jüngsten Niederschlägen präsentierte sich der Circuit de Catalunya am frühen Morgen nämlich noch in nassem Zustand, sodass die Autos erst einmal auf profilierten Reifen ausrücken mussten und erst später auf Trockenreifen umrüsten konnten.

Titel-Bild zur News: Kamui Kobayashi

Kamui Kobayashi ging in Barcelona mit den Pirelli-Regenreifen auf die Strecke

Letzteres kam Pirelli sehr gelegen, auch wenn das italienische Unternehmen gerne ein bisschen wärmere Bedingungen gehabt hätte. "Hier in Barcelona haben wir sicherlich unter den kühleren Verhältnissen zu leiden - wie schon in Jerez", meint Pirellis Motorsport-Leiter Paul Hembery im Anschluss an den ersten Probetag. Nur so könne man die Pneus richtig auf die Probe stellen.

Dies wäre vor allem im Hinblick auf die modifizierten Mischungen wünschenswert - Pirelli bringt in Spanien leicht veränderte superweiche und weiche Reifen an den Start. "Seit Jerez haben wir einige Modifizierungen an den weichen Gummis vorgenommen. Wir entwickelten diese Pneus, damit sie nun mehr Haltbarkeit und eine größere Stabilität bieten." Dies gelte es aber in großer Hitze zu überprüfen.

Etwas höhere Temperaturen sind gewünscht

"Wir müssen erst einmal abwarten, was bei hohen Temperaturen geschieht", erklärt Hembery und merkt an: "Über Nacht werden wir eine Analyse durchführen. Die Strecken entwickeln sich allerdings nicht so wie an einem Rennwochenende, wo man von Freitag zu Samstag einen Abriebsunterschied von 30 bis 40 Prozent ausmachen kann. Das ist sehr seltsam und neu für uns", gesteht der Brite.

"Wir sind da offen für Neues." Paul Hembery

"Wir haben einige Ideen, an was das liegen könnte, deshalb wollen wir uns die Ergebnisse von Barcelona genau anschauen. Hoffentlich kriegen wir hier auch etwas bessere Asphaltbedingungen. 25 Grad Celsius Streckentemperatur oder mehr wären prima. Leider ist der Kurs sehr kühl und wir haben bislang hauptsächlich in wärmeren Gebieten getestet. Wir sind da allerdings offen für Neues."


Fotos: Testfahrten in Barcelona, Freitag


Man müsse halt erfahren, "wie repräsentativ" die Daten der jeweiligen Testfahrten im Hinblick auf die bevorstehende Saison sind, meint Hembery. Unverändert sind indes die Aussichten im Bereich der Boxenstopps: Zweimal oder noch öfter müssen die Fahrer 2011 wohl zum Reifenservice vorfahren. "Der Reifenabrieb befindet sich wahrscheinlich in dem Bereich, in dem er sein soll", sagt Hembery.

Kobayashi vermeldet weniger Grip als 2010

"Wenn eine Zweistopp-Strategie stattfinden soll, kannst du den Teams keine Reifen geben, die 35 Runden lang halten - ansonsten werden die Fahrer nur einmal in die Box kommen. Wir würden gerne noch etwas besser verstehen, wie man noch mehr Gummi auf die Strecke legt. Vermeiden möchten wir, eine dreckige Strecke zu haben, auf der Fahrer neben der Ideallinie Schmutz aufsammeln."

"Der Grip ist sehr niedrig, das sehe ich wie die anderen Fahrer." Kamui Kobayashi

Und wie kommen die Pirelli-Pneus bislang bei den Piloten an? Sauber-Stammkraft Kamui Kobayashi wagt eine Einschätzung der Situation: "Der Grip ist sehr niedrig, das sehe ich wie die anderen Fahrer. Die Gummimischung ist sehr hart, aber wir wissen noch nicht, wie groß der Unterschied zwischen den Intermediates und den Regenreifen ist." Die profilierten Reifen seien 2011 "auf jeden Fall anders".

Einen gesonderten Regentest braucht es aus der Sicht von Kobayashi aber nicht: "In Jerez war es am Ende des letzten Tages nass, aber da hatte ich einen Defekt und konnte nicht fahren. Daher war ich am Freitag sehr glücklich über die feuchte Strecke. Aber selbst wenn wir keinen Regen-Testtag mehr haben sollten, glaube ich nicht, dass das zum Problem wird", hält der japanische Rennfahrer fest.

Alguersuari versucht sich an Reifentests

Ob er mit den neuen Pirelli-Reifen genau so aggressiv zu Werke gehen könne, wie mit den Pneus von Bridgestone, weiß Kobayashi indes noch nicht einzuschätzen. Begeistert zeigt sich indes Jaime Alguersuari von der Haltbarkeit der Intermediates. "Es war wichtig, diese Reifen am Freitag zu fahren. Um ehrlich zu sein: Sie haben mich überrascht, denn sie waren konstant und ließen nicht nach."

"Es gibt insgesamt sehr viel zu lernen, was die Reifen angeht." Jaime Alguersuari

Weitaus kniffliger gestaltete sich die Suche nach dem perfekten Wechsel-Zeitpunkt: "Wir probierten, mit den Slicks im Nassen und bei feuchten Verhältnissen zu fahren, doch das funktionierte nicht wirklich", berichtet der spanische Lokalmatador. "Wir mussten wieder an die Box fahren und etwas warten, um dann erneut mit Slicks hinauszufahren und dabei unsere Rundenzeit zu bestätigen."

"Es gibt insgesamt sehr viel zu lernen, was die Reifen angeht. Das Wetter hat einen großen Einfluss auf die Leistung der Pneus, also muss man sehr vorsichtig sein. Abgesehen davon: Mein Eindruck ist, dass die Pirelli-Reifen kaum Gummi auf die Strecke legen", meint Alguersuari. "Man versteht nur schwer, was auf einem Longrun passiert. Mit etwas mehr Erfahrung wird das aber schon klargehen."