Pirelli 2014 nicht mehr im Fokus?

Paul Hembery denkt, dass Pirelli im nächsten Jahr nicht mehr ganz so im Fokus stehen wird, möchte aber nicht komplett aus dem Rampenlicht verschwinden

(Motorsport-Total.com) - Kaum ein Teilnehmer der Formel 1 stand in dieser Saison so sehr im Fokus wie Pirelli. Der italienische Reifenhersteller lieferte 2013 Schlagzeilen en masse - egal ob durch Bröselpneus, Geheimtests oder Delaminierungsdilemmas wie in Silverstone. War ein Team mit seiner Leistung nicht zufrieden, kam meist sofort eine Spitze in Richtung Pirelli, dass die Reifen nicht gut funktionieren würden. Kaum ein Teil schien so viel Einfluss zu haben, wie der Reifen.

Titel-Bild zur News: Adrian Newey, Christian Horner

Paul Hembery glaubt, dass die Teams 2014 wieder mehr im Fokus stehen Zoom

In der kommenden Saison könnte das allerdings ein Ende haben. 2014 sollen besonders die Motoren und der Spritverbrauch eine große Rolle im Kampf um den Sieg spielen. "Was nächstes Jahr passiert, wird für einen Ingenieur, der Autos mag, sehr aufregend sein", glaubt Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery. "Der Antriebsstrang wird eine ziemliche Relevanz für die Serie haben, und es wird schön, sich zurückzulehnen und zu sehen, was sie alles gemacht haben."

Für den Briten beginnt mit dem neuen Reglement ein neue Phase in der Königsklasse. "Zuletzt waren die Dinge etwas eingefroren, jetzt kommt eine Ära, wo über den Antriebsstrang diskutiert wird." Hembery möchte seinen Teil zu der neuen Ära beitragen und hat schon ein paar Ideen für die Zukunft. Doch am Ende werde es wieder auf eine Strategiegruppe ankommen, die ihre Wünsche bezüglich der Reifen äußert, meint er. "Sie werden uns sagen, was sie von uns verlangen. Wenn es Änderungswünsche gibt, dann werden wir sie durchführen", zeigt sich Hembery offen.

Pirelli will nicht bedeutungslos werden

Dass die Reifen in der kommenden Saison nur eine untergeordnete Rolle spielen, glaubt der Pirelli-Chef nicht - und will es auch gar nicht: "Natürlich wollen wir im Hinblick auf die Strategien am Wochenende eine Rolle spielen", betont er. "Wir blicken dieses Jahr auf einige sehr interessante Rennen zurück. Die Leute vergessen, dass wir auf manchen Strecken immer sehr langweilige Rennen hatten - wie Barcelona, Nürburgring, Budapest. Dieses Jahr waren die Rennen auf diesen Strecken wunderbar."

"In den letzten zehn Runden kam alles zusammen - das war in der Vergangenheit auf diesen Strecken einfach nicht der Fall. Es gab also ein paar gute Aspekte." Natürlich ist auch dem Briten bewusst, dass nicht immer alles geklappt hat und dass hier und da Probleme aufgetreten sind: "Wir hatten unsere Zwischenfälle und mussten reagieren, mussten korrigieren, aber das haben wir sehr rasch gemacht, und wir handeln in der Gunst des Sports."


Fotos: Großer Preis von Japan, Freitag


Dies müsse man den Leuten immer wieder verdeutlichen. Denn während häufig auf den Reifenhersteller geschimpft wurde, weil seine Reifen so schnell auseinanderfielen, waren es die FIA und die Teams, die schnell abbauende Reifen wollten. "Wir wurden immer gebeten, für ein Zwei- oder Dreistopp-Rennen zu sorgen. Das erreicht man entweder über den Abbau der Reifen oder durch Verschleiß."

Bessere Außendarstellung dank der Reifen?

Dass die Teams nun schimpfen, kann er nicht akzeptieren: "Wenn man in einem der beiden Bereiche das Limit erreicht, dann musst du die Reifen wechseln. So ist das", meint Hembery und ist zufrieden mit seinem Job. Sollte man die aktuelle Arbeit der Italiener nicht mehr für gut befinden, dann sei man auch mit einer anderen Strategie einverstanden. "Wir halten immer nach Richtlinien Ausschau", betont Hembery.

"Wir dürfen aber nicht vergessen, dass dieser Sport jetzt ziemlich anders ist als noch vor drei Jahren - es gibt viel mehr Überholmanöver, um 350 bis 380 Prozent", sieht der Brite die positiven Dinge seiner Arbeit. "Ich habe einen 'Newsweek'-Artikel gelesen, und am Ende gab es eine Umfrage, welcher Motorsport dieser Tage am spannendsten ist, und die Formel 1 hat selbst in den USA 36 oder 37 Prozent erreicht, NASCAR lag nur bei 20 Prozent. Einige Teile unseres Produkts dürften bei der Öffentlichkeit offenbar ziemlich gut ankommen - und das in einem Land, das nicht so Formel-1-affin ist."