2014: Sticht Sparsamkeit den puren Rennspeed aus?

Felipe Massa befürchtet, dass Spritsparen zur neuen Mode in der Formel 1 verkommt, und den Fahrern noch langweiliger wird, wenn sie nicht aufs Gas drücken dürfen

(Motorsport-Total.com) - Die ersten Rennen der Motorsportgeschichte waren viel weniger ein Rennen um Geschwindigkeit als eine Zuverlässigkeitsfahrt. So ähnlich dürften sich auch die Formel-1-Piloten in diesem Jahr gefühlt haben. Häufig fuhren sie virtuelle Rennen gegen die Stoppuhr und haben Gegner freiwillig vorbeigelassen, weil es ihnen nur Zeit gekostet hätte. Auf die Reifen aufzupassen, war das oberste Gebot, selbst wenn es bedeutete, dass man die meiste Zeit nicht mehr Vollgas fahren durfte.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso, Felipe Massa

Im Cruise-Modus zum Sieg? Bei Ferrari hat man genau diese Befürchtung... Zoom

Fernando Alonso stellte in Südkorea jüngst seinen Unmut über die Situation zur Schau, doch ob der Spanier im kommenden Jahr angesichts des neuen Reglements mehr Freude haben dürfte, kann bezweifelt werden. Neben dem Reifenschonen gilt es dann auch Sprit zu sparen, denn nur 100 Kilogramm davon darf ein Formel-1-Bolide im kommenden Jahr mitführen. Bei Ferrari sorgt man sich auf jeden Fall schon einmal darum, dass die Fahrer noch langsamer fahren müssen.

"Das kann auf jeden Fall passieren. Das könnte sehr frustrierend sein, von Beginn des Rennens an Sprit zu sparen", malt Felipe Massa schon den Teufel an die Wand. Mit härteren Reifen und Autos, die weniger Abtrieb verursachen, sei man auf dem Weg in eine neue Langsamkeit, meint der Brasilianer. "Das Gripniveau könnte also sehr niedrig sein", fürchtet er. Sollte der 32-Jährige im kommenden Jahr noch in der Königsklasse fahren, erwarten ihn wohl komplett andere Arten von Rennen.

Simulation ist Trumpf

Das sieht auch Ferraris Chefingenieur Pat Fry so. "Es wird eine festgelegte Obergrenze an Sprit geben und unterschiedliche Level an Energie, es ist also möglich, dass es erhebliche Unterschiede zwischen der maximal möglichen Pace und der anvisierten Pace beim Energie- und Spritsparen gibt", so der Brite. Seinen Schätzungen zufolge liegt dieser Unterschied bei einer bis 1,5 Sekunden pro Runde.

"Die Fahrer haben eine Menge zu lernen", ergänzt Fry. "Es ist ein echter Unterschied zu dem, was sie gewohnt sind." Durch diese Gegebenheiten würde auch auf die Vorbereitung ein komplett neues Licht gelegt werden. Dem Simulator komme eine noch größere Bedeutung zu, da man dort schon die bestmögliche Strategie im Voraus planen kann. "Es wird wichtig sein, für jede Strecke herauszuarbeiten, wo und wann man das ganze Potenzial ausschöpfen kann, und wo man besser Sprit sparen sollte", sagt Fry.

Gerade darum sei auch ein erfahrener Pilot von enormer Wichtigkeit. Nicht umsonst hat sich die Scuderia für kommende Saison die Dienste von Kimi Räikkönen gesichert, der das Team schon von seinem früheren Auftritt kennt. "Je schneller man gewisse Mechanismen lernt, desto einfacher wird es, sich auf den normalen Job, das Auto zu entwickeln, zu konzentrieren", meint der Ferrari-Mann.


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Noch mehr Konfusion beim Zuschauer?

Mit Kimi Räikkönen und Fernando Alonso erwartet man sich die bestmögliche Kombination für 2014. Weichen muss dafür Felipe Massa, der derzeit um die Fortführung seiner Formel-1-Karriere bangt. Vielleicht bleibt dem Vizeweltmeister von 2008 damit wenigstens erspart, selbst ein Teil der Spritspar-Formel-1 zu sein. "Wenn es so sein wird, dann ist das nicht sehr interessant, nicht sehr gut aus der Sicht des Fahrers", meint er.

Doch ob ihm die Rolle als Zuschauer besser gefallen würde, da hat er ebenfalls so seine Zweifel: "Ich hoffe, dass es für die Leute interessant wird, sich das anzuschauen. Ich glaube, dass die Leute schon seit einiger Zeit nicht mehr verstehen, was vor sich geht", sagt Massa und betont, dass die aktuellen Schilderungen nur seinen Befürchtungen entsprechen - und nicht mehr: "Wir sollten uns nicht im Vorhinein über etwas beschweren, bevor wir es überhaupt kennen. Warten wir mal ab. Wir werden sehen, und dann können wir uns zur rechten Zeit beschweren, wenn wir erste Erfahrungswerte haben."