• 10.10.2013 16:38

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

"Nicht akzeptabel": Piloten beklagen die Reifensituation

Gummikügelchen neben der Linie, kaum haltbare Reifen und plötzliche Explosionen: Die Fahrer der Formel 1 gehen hart mit Lieferant Pirelli ins Gericht

(Motorsport-Total.com) - Schon wieder ein heftiger Reifenschaden. Und diese neuerliche Panne am McLaren von Sergio Perez wirft Fragen auf. Vor allem aber stößt sie eine neue Diskussion um die Sicherheit der Formel-1-Pneus von Pirelli an. Im Fahrerlager hat die italienische Marke immer weniger Fans, denn die Piloten fühlen sich angesichts der wiederkehrenden Reifenprobleme regelrecht verschaukelt und auch gefährdet.

Titel-Bild zur News: Sergio Perez

So fing alles an: Ein stehendes Rad bei Sergio Perez, kurz darauf kracht's gewaltig Zoom

"Es ist vollkommen inakzeptabel, dass ein Reifen explodiert", sagt Perez, der beim Zwischenfall in Südkorea glücklicherweise nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Mexikaner spart trotzdem nicht mit Kritik. Vor allem nicht, weil Pirelli den Pneuschaden auf einen Verbremser von Perez zurückführt. "Wir hören zum ersten Mal, dass ein Verbremser für eine Explosion sorgt", sagt Perez.

"Es heißt, das wäre normal. Dabei ist es eben nicht normal. Denn Verbremser sind schnell passiert. Nicht normal sind aber solche Zwischenfälle, bei denen ein Reifen explodiert. Das ist einfach nicht akzeptabel", meint der McLaren-Pilot. Eine Aussage, der sich Ferrari-Fahrer Fernando Alonso nur anschließen kann. "Das geht sicher nicht in die richtige Richtung", sagt er zur Reifensituation.

Das Übel der modernen Formel 1

"Das sieht jeder. Und das wollen wir im kommenden Jahr nicht mehr sehen. Das heißt: Wir müssen die Qualität verbessern", erklärt der zweimalige Formel-1-Weltmeister und beklagt zugleich, dass sich die Rennserie bei den Reifen klar zum Schlechteren verändert habe: "Du hast eine Ideallinie von zwei Metern Breite, links und rechts davon liegen Gummikügelchen. Das ist nicht mehr die Formel 1 von vor vier Jahren."


Fotostrecke: Formcheck: GP Japan

Gleichwohl müsse man sich wohl oder übel damit abfinden. "Das ist halt leider die neue Formel 1", sagt Alonso. "Wir können eben nicht mehr in jeder Runde eines Rennens voll pushen." Was Perez als "extrem frustrierende" Erfahrung bezeichnet. "Du kämpfst zwei Runden lang, dann sind deine Reifen hinüber. Damit geht auch deine Strategie nicht mehr auf. All das macht es schwierig", meint er.

Doch wie viel davon ist vielleicht hausgemacht? Toro-Rosso-Pilot Daniel Ricciardo meint nämlich, am Perez-Auto eine interessante Beobachtung gemacht zu haben: "Es sieht so aus, dass der McLaren vorn ziemlich steif abgestimmt ist. Das Auto springt herum. Das macht es in der Bremsphase etwas knifflig. Vielleicht sollte es daher einfach größere Toleranzen bei den Reifen geben", sagt Ricciardo.

Sind die Probleme hausgemacht?

Denn die Pirelli-Pneus verzeihen so gut wie nichts, wie der künftige Red-Bull-Fahrer aus eigener Erfahrung zu berichten weiß. "Ich hatte dieses Jahr einige Verbremser. Nicht so sehr im Rennen, aber im Freien Training habe ich mich einige Male ziemlich heftig verbremst. Danach konnte ich nicht mehr weiterfahren, weil die Vibrationen so heftig waren - ich habe den Reifen regelrecht umgebracht."

Ricciardo nimmt Pirelli dabei sogar explizit in Schutz: "Es ist möglich, dass ein Fahrer einen Fehler macht und den Reifen beschädigt. Es liegt nicht immer an Pirelli. Es passiert sehr schnell, dass ein Rad stehen bleibt. Man sieht es fast jede Runde, dass ein Fahrer sich einmal da und einmal dort verbremst. Das muss man als Fahrer im Auge behalten." Ob das ausreicht, wird sich zeigen.